Engel beißt man nicht! (German Edition)
Meeres war nichts zu hören. Endlich hatte sie etwas Zeit , nachzudenken. Was war das für ein seltsames Benehmen , sich zu einem Vampir hingezogen zu fühlen? Stimmten die Legenden, die besagten, dass Vampire über einen unwiderstehlichen Charme verfügten? Dass sie aber am Ende nichts anderes im Sinn hatten , als ihre Opfer entweder des Blutes zu entledigen, oder sie zu töten?
Julian schien anders zu sein. Er tötete keine Menschen und hatte auch noch keinen Tropfen Blut von ihr verlangt. Das verschaffte ihm Pluspunkte, definitiv. Dieses Knistern, das zwischen ihnen bestand, würde normalerweise früher oder später ins Bett führen. Aber diesmal war alles anders, nicht nur der potenzielle Lover selbst.
Er ekelte sich davor , mit einem Menschen zu schlafen, und sie war menschlicher als sie leugnen konnte. Dennoch hatte er sie geküsst. Vielleicht zählten Küsse nicht. Schließlich konnte man eine Kuh auch küssen. Auf die Nase zum Beispiel. Mit einem Rind war sie noch nie gleichgestellt worden. Der Gedanke amüsierte sie. Sagten die Menschen nicht Dinge wie blöde Kuh und dummes Rindvieh zueinander? Vielleicht hatten einst Vampire diese Redensarten ausgestreut.
Ein leichter Wind blies Haar in ihr Gesicht, das kitzelnd ihre Wange streifte. Wie lange saß sie schon hier? Höchstens ein paar Minuten. Zeit war trügerisch an einem Ort wie diesem. Das Meer vermittelte etwas Z eitloses, gab einen Hauch von Unendlichkeit und friedvoller Ewigkeit preis. Ab und zu blickte sie den breiten Strand auf und ab, im Bemühen nicht so auszusehen, als erwarte sie jemanden. Wahrscheinlich war das unwichtig, denn Antonio dachte nicht mehr rationell. Er würde keine Falle vermuten, falls die Vamps r echt hatten. Die Vorstellung, dass Antonio jenseits jeglicher Hilfe sein sollte, wollte noch immer nicht in ihren Verstand dringen. Niemand war verloren. Doch manche waren krank, unheilbar, das stimmte. Dennoch fand sie es falsch solche Mens … Wesen einfach zu töten. Niemand hatte das Recht , das Leben eines anderen vorzeitig zu beenden. Egal unter welchen Umständen. Die Gerechten machten sich selbst zu Mördern. Lieber sollte man eine Anstalt gründen, für die Opfer des Ewigkeitswahns. Geld genug hatten die Vampire nach all den Jahrhunderten ihrer Existenz. Und irgendwann würde ein pfiffiger Forscher ein Gegenmittel erfinden. Warum also taten sie das nicht?
Im Gebüsch hinter ihr knackte es. Sienna drehte sich um, konnte aber nichts entdecken. Doch ihr Gefahrenmelder ließ ihren Nacken kalt werden. Etwas kam näher. Das Knacken wiederholte sich, diesmal lauter.
Sienna sprang auf die Beine und starrte auf die dunkle Wand der Büsche, bis ihr die Augen brannten und sie blinzeln musste. Die Bedürfnisse eines menschlichen Körpers konnten manchmal lästig sein. Nach dem Augenaufschlag sah sie , wie das Gebüsch zu schwanken begann und sich teilte. Instinktiv trat sie ein paar Schritte zurück, doch schon spülte das Meer um ihre Turnschuhe und Sand drang ein. In dieser Richtung gab es keinen Fluchtweg, es sei denn, sie wollte nach Afrika schwimmen.
Die Büsche schlugen wieder zusammen, als sei etwas Unsichtbares durchgegangen.
Falls Antonio sich mit persönlicher Höchstgeschwindigkeit bewegte, war das eine Erklärung. Sie konnte ihn unmöglich sehen.
Verdammt, das war nicht gut.
Aus dem Dunkel vor ihr näherte sich etwas N iedriges, S chwarzes und kam wedelnd auf sie zu. Sienna atmete tief durch und bückte sich, um den streunenden Hund zu streicheln.
„Komm her, mein Süßer, was machst du denn hier so ganz allein?“
Als sie ihn fast berühren konnte stoppte er abrupt, fletschte die Zähne und fing an zu knurren. Dabei fixierte er einen Punkt über ihrem Kopf.
Gott hilf mir, dachte Sienna.
Der Hund knurrte etwas hinter ihr an, was bedeutete, dass sich dort etwas S chreckliches befinden musste. Sienna nahm all ihren Mut zusammen und sah über ihre Schulter.
Ein Riese mit Muskeln wie Dimarus in weißem T-Shirt und Jeans. In diesem Moment wurde sie von Antonio angesprungen, um die Hüften gepackt und über den Sand geschleift. Sienna schrie was ihre Lungen hergaben und strampelte mit den Beinen. Er steuerte auf das Meer zu. Wollte er sie ertränken? Der Arm um ihre Taille glich einer Stahlklammer, sie hatte keine Chance. Wo blieben die anderen? Wie lange wollten sie noch warten?
Da! Julians Stimme.
„Lass sie los, Antonio. Ich habe dich im Visier.“
Doch Antonio dachte nicht daran , dem großen, bösen Chefvampir
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