Engel beißt man nicht! (German Edition)
tauschten Blicke aus.
„Was hatte Ashton damit zu tun?“, wollte Julian wissen.
„Er hat ihm andauernd erzählt, dass die Menschen schlecht sind, nichts wert und höchstens als Sklaven taugen.“
„Er hat Öl in die Flammen gegossen, das Schwein“, meinte Jacques verächtlich.
„Aber warum? Einfach so, aus Gemeinheit?“, fragte Sienna.
Julian und Jacques sahen einander an als ob sie telepathische Nachrichten austauschten. Schließlich sprach Julian. „Ich glaube ihm war nicht klar wie weit fortgeschritten Antonios Zustand schon war. Er wollte ihn wohl für seine Armee rekrutieren und ihn schon mal auf den Feind konditionieren.“
Conchita trat zwischen ihnen hindurch und küsste Antonios kalte Stirn. Sie senkte den Kopf und verließ den Keller ohne ein weiteres Wort.
„Willst du sie Etienne anvertrauen?“, fragte Sienna.
Julian nickte. „Das wird das Beste sein.“
„Meine Leute werden sich um Antonios Leiche kümmern“, sagte Jacques und verschloss die Tür. „Ich werde um nichts a uf der Welt verpassen Ashton zu finden und zur Verantwortung zu ziehen.“
Sienna wurde mulmig zumute. Die Vampire arbeiteten alttestamentarisch, Auge um Auge, Zahn um Zahn. „Ich finde nicht, dass ihr eure Probleme auf diese Weise lösen solltet.“
„Ah, nun kommt wieder Fragen Sie Frau Doktor Wolf “, sagte Jacques.
„Glaubst du wirklich, wir müssen alle zum Psychiater?“, fragte Julian.
Sienna nickte entschieden. „Gerade ihr zwei strahlt die Erhabenheit von Jahrhunderten an Erfahrung aus, und doch könntet ihr Nachhilfe in zivilisiertem Verhalten brauchen.“
Jacques lachte und ging voran durch den Keller. Als er außer Sicht war, nahm Julian Siennas Hand und küsste dieselbe, wie ein Edelmann. Seine Worte wollten nicht so recht zu der Geste passen.
„Im Moment würde ich dir gern ganz unzivilisiert die Kleider vom Leib reißen, dich hochheben, an die Wand drücken und dir den Verstand rausvögeln. Willst du mir das etwa auch austreiben?“
Er ließ einen Funken seiner Begierde zu ihr durchdringen, gerade so viel, dass sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten. Die Berührung mit seiner Haut verstärkte den Effekt.
Bevor sie antworten konnte sagte er: „Dein Duft sagt mir, du willst mich so wie ich bin.“
Der Nase dieses Vampirs entging nichts. In der Tat genoss Sienna über alle Maßen einen Mann gefunden zu haben, der es vermochte , sie in Flammen zu setzen. Wie konnte sie sich wünschen, dass er sich änderte? Er hatte recht und wusste es.
Mit dem Lächeln eines Siegers geleitete er sie die Treppen hinauf. Doch das letzte Wort über das Abschlachten von Vampiren war noch nicht gesprochen. Julian musste man häppchenweise mit Änderungen vertraut machen. Zu sehr war er verhaftet in alten Regeln und Lebensweisen. Was die Vampire brauchten , war ein frischer Wind, sie wussten es nur noch nicht. Und Sienna hatte das Gefühl, sie war nicht zufällig in deren Leben geweht worden.
Etienne hatte sich Conchitas angenommen. Im Kreise seiner Familie sollte sie sich erholen. Antonio und Conchita waren kinderlos und nun hatte sie niemanden mehr. Beim Hinausgehen, geleitet von Etienne, hatte sie Julian einen Blick zugeworfen, der waffenscheinpflichtig sein sollte. Sie schien allein ihn für den Tod ihres Mannes verantwortlich zu machen, dabei handelte es sich um das übliche Vorgehen in einem solchen Fall. Sienna konnte die Reaktion der Frau nicht einordnen und fragte deshalb Dimarus um Rat, der ebenfalls verheiratet, und somit dem Fall näher war als seine Freunde.
„Das hat wohl damit zu tun“, erklärte er, „dass Julian und Antonio früher Freunde waren, und nun hat er ihm einfach das Herz entfernt. Conchita nimmt ihm das übel.“
Dimarus füllte seinen Kaffeebecher nach. Sie befanden sich in einem Besprechungsraum, ähnlich dem in Julians Haus. Nicht alle waren anwesend, jeder schien mit etwas W ichtigem beschäftigt zu sein. Alana und Jacques waren nicht da und Leon war ebenfalls noch nicht aufgetaucht. Julian saß an einem langen Tisch und las etwas. Chris und Sam unterhielten sich leise miteinander.
„Du meinst also es handelt sich bei ihr lediglich um das irrationale Denken einer Trauernden?“
Dimarus überlegte und Julian hob den Kopf von seiner Lektüre.
„Weshalb fragst du das? Spürtest du andere Motive bei ihr?“
Sienna freute sich, dass Julian sie nun ernst zu nehmen schien und ihrem Gespür vertraute. Nun fühlte sie sich als eine von ihnen, eine vom Team. Was ein
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