Engel beißt man nicht! (German Edition)
überhaupt jemals erprobt hatte. Generell musste sie sich nicht für ihre Taten schämen. Sie hatte das exzellente Gehör dieser Wesen völlig vergessen. Genau genommen gab es Privatsphäre in diesem Haus nur in Antonios Zimmer.
Alana musste durchgedreht sein.
Beim Frühstück war sie ihr völlig normal erschienen. Aber das konnte auch wieder mal das perfekte Verstecken jeglicher Emotionen gewesen sein.
„Wie auch immer“, sagte Sienna und versuchte den letzten Rest ihrer Würde aufrecht zu erhalten, obwohl ihre Stimme zitterte, „ich komme mit.“
„Nur über meine Leiche“, befahl Julian. Seine grünen Augen funkelten wie die farbverwandten Smaragde.
„Das lässt sich arrangieren“, presste Sienna durch das Gehege ihrer Zähne.
Plötzlich rauschte eine Woge der Gefühle über sie. Irritiert blickte sie durch den Raum, aber die anderen beiden schienen nicht dasselbe zu spüren wie sie. Kein Anzeichen der Überraschung zeichnete deren Gesichter. Die Quelle war Julian. Offenbar war er in der Lage , sich gezielt nur ihr zu öffnen, womit er ihr signalisierte , nachzugeben und das Ganze nicht öffentlich zu diskutieren. Er ließ sie seine Sorge um sie spüren, ohne vor den anderen Schwäche zu zeigen.
Nun denn. Sie wollte kein Spielverderber sein. Immerhin war er der Alpha hier.
„Okay, dann erklär mir bitte wie du dir das vorstellst“, sagte sie.
„Wir ziehen los, du wartest hier, unter strengster Bewachung. Ashton will dich, schon allein , um mir eins auszuwischen. Stehlen macht ihm Freude. Wir wären dumm , dich mitzunehmen.“
Sienna stöhnte auf. „Warum hast du mir das nicht gleich erklärt? Dieses blasierte Irrtum, du bleibst hier, nur über meine Leiche Dracula-Befehlston-Getue! Wieso kannst du nicht wie ein ganz normaler Mensch mit mir reden?“ Er öffnete den Mund , doch sie fuhr ihm dazwischen. „Und jetzt komm mir nicht mit weil ich kein Mensch bin .“
Julian schloss den Mund.
Sienna warf hilflos die Arme in die Luft und schüttelte den Kopf.
„Diese Gestik kenne ich gut“, sagte Alana im R einkommen. „Was hat Julian jetzt wieder getan?“
„Er weiß nicht wie man kommuniziert und er will nicht, dass ich euch zu Ashton begleite.“
Alana ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie trug das Kostüm von Lara Croft, fertig für den Dreh von Tomb Raider. Diverse Waffen baumelten an einem Gürtel auf knallenger schwarzer Hose, das Haar war ein wippender Pferdeschwanz, und die Oberbekleidung bestand aus einem beigefarbenen Tank-Top, das ihre Brüste zur Geltung brachte wie ein blinkender Neonlichtpfeil. „Zu Ersterem: Was hast du erwartet, er ist ein Mann. Zum zweiten Punkt: Das ist sehr vernünftig.“
Julian schenkte ihr keine Aufmerksamkeit. Er hatte die Karte wieder aufgenommen und war in ihrem Studium versunken.
„Ich dachte immer, Frauen halten zusammen“, murmelte Sienna.
„In diesem Fall hat er r echt“, behauptete sie schlicht.
Auf nichts war mehr Verlass.
„Wann geht es los?“, wollte Sienna wissen.
„Heut Nacht“, informierte Julian. „Ihr alle habt den Tag zur freien Verfügung.“
Damit löste sich die Runde auf.
„Wieso erst in der Nacht?“, fragte Sienna.
Julian packte ein paar Papiere in einen Alukoffer. Er hielt inne und sah sie an. Samtig weiche Wattebäusche krochen über ihre Haut. Wie machte er das nur?
„Falls es eine Schlacht gibt ist es besser, wenn die Menschen schon schlafen. Wir wollen weder Zeugen noch menschliche Verluste riskieren.“
„Eine Schlacht“, wiederholte sie tonlos.
Er zog sie in seine Arme. Die anderen waren nicht mehr im Raum, aber Sienna wusste nicht , von wo aus sie zuhörten. Julian schien sich nicht daran zu stören. „Ich sehe Sorge auf deinem schönen Gesicht. Ich verspreche , auf mich aufzupassen. Ich weiß, dass Frauen auf sowas wert legen.“
Sein Kuss war lang und sinnlich und schmeckte nach mehr. Dann ließ er sie los und machte sich an weiteren Taschen zu schaffen.
„Ich habe ja nur Angst, dass du dein Herz verlierst“, sagte Sienna.
Er drehte sich zu ihr um. „Ich fürchte, das ist bereits geschehen.“
Sienna blinzelte. Was hatte er da eben gesagt? Mit plötzlicher Romantik oder derartig wichtigen Geständnissen hatte nicht gerechnet. Doch falls er Romantik hatte erzeugen wollen, gedachte er nicht , das Thema weiter zu vertiefen. Er nahm zwei Ledertaschen vom Boden auf und verließ den Raum.
„Kommst du?“, rief er im Hinausgehen. „Wir haben den Nachmittag frei. Wir könnten erst mal einen
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