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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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Stell dir nur vor, was alles möglich sein wird, wenn du erst einmal die Mutter eines Kindes bist, das von einem Unsterblichen gezeugt wurde. Der Junge wird ein Held werden, ein Ritter, von dem man noch in tausend Jahren sprechen wird. Ein Günstling des Kaisers, vielleicht sogar dessen Freund und - wer weiß - vielleicht sogar eines Tages dessen Schwiegersohn. Weißt du, was das bedeuten würde? Was es heißt, wenn dein Sohn der Ehemann von Heinrichs Tochter ist? Er wäre der nächste Herzog von Schwaben, vielleicht sogar mehr …“
    „Ihr meint, mein Sohn könnte einmal ein König …“ Als Katharina schwieg und nur bedächtig nickte, stimmte Walburga der Bedingung zu. „Gut, ich mache es! Ich werde dem Grafen keine Kinder schenken, zumindest keine, die von ihm sind. Aber was soll ich tun, wenn der Engel mich nicht haben möchte?“
    Die Weiber lachten im Chor. „Er wird, verlass dich drauf! Auch Engel sind nur Männer, falls du verstehst, was das heißen soll. Du musst nur dafür sorgen, dass er zu sehen bekommt, was er sehen muss. Der Rest ergibt sich von ganz allein.“
    „Dann haben wir also einen Pakt?“, hakte Walburga sicherheitshalber nach, inzwischen nicht mehr so furchtsam wie zu Beginn ihrer Unterhaltung.
    „Ja, den haben wir.“ Die Köhlerin übernahm es erneut, für alle Weiber zu sprechen. „Halte du dich an deinen Teil der Abmachung, dann werden auch wir tun, was du von uns verlangst.“
    „So sei es!“, bestätigte Walburga. „Was muss ich tun, um den Pakt zu besiegeln?“
    „Nichts! Vergiss diesen Blödsinn. Wir trinken kein Blut und wir küssen auch nicht Satan den Arsch. Wir spucken nicht ins Feuer und fressen auch keine Frösche. Dein Wort genügt uns, so wie unseres dir genügen muss. Pakt?“
    „Pakt!“
    „Gut, dann holen wir uns als Bezahlung jetzt deine Schwester!“
     

10. Kapitel
    Meresin stand ruhig neben der Wiege, in dem Agreas` Sprössling lag, und lauschte der Unterhaltung der Amme und einer Kammerfrau. Sie sprachen flüsternd über die tote Gräfin und darüber, was denn nun aus dem Jungen werden sollte. Vor allem in Anbetracht des Verdachtes, den der Graf gegen seine verstorbene Frau hegte, seit diese im Kindbett den Namen eines anderen Mannes geschrien hatte.
    „Wer ist wohl dieser Agreas?“, fragte die Amme leise und warf einen kurzen Blick auf das schlafende Kind.
    Hermann schlief tief und fest. Der Graf hatte entschieden, dass der Junge denselben Namen wie sein Vater erhalten sollte. Katharina hatte geplant, ihn Heinrich zu nennen. Doch sie konnte nun keinen Einspruch mehr erheben. Dass Konrad den Familiennamen für das Kind gewählt hatte, sorgte für allgemeine Verwunderung. Jedermann wusste schließlich, er unterstellte Katharina, ihn betrogen zu haben. Aber offenbar ging sein Zorn nicht so weit, das Kind nicht anzuerkennen.
    Der Graf weigerte sich zwar, es in die Arme zu nehmen, sah in ihm jedoch den rechtmäßigen Erben. Hermann war ein überdurchschnittlich großes und kräftig gebautes Kind von außerordentlicher, fast überirdischer Schönheit, bei dessen Anblick die Frauen ins Schwärmen gerieten.
    Eingewickelt in weißes Leinen lag er in der Wiege, bewacht von den beiden Frauen an seiner Seite, und schlief friedlich. Die Amme entblößte zum wiederholten Male ihre linke Brust und zeigte der Kammerfrau die Bissspuren des Säuglings.
    „Wenn ich nicht wüsste, dass der Kleine keinen einzigen Zahn im Mund hat, ich würde schwören, er hat mich gebissen.“
    Die Kammerfrau beugte sich vor und betrachtete die kleinen, roten Punkte auf dem Busen der Amme. Sie sahen aus wie Nadelstiche. „Seltsam …“, meinte sie kopfschüttelnd. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Selbst wenn er Zähnchen hätte, würden sie doch keine solchen Spuren hinterlassen. Das sind Male wie bei einem Katzenbiss, von kurzen, messerscharfen Zähnen - spitz und dünn.“
    Genau so sahen die Zähne des kleinen Dämons auch aus. Im Gegensatz zu den Frauen hatte Meresin gesehen, wie sie sich in den Busen der Amme bohrten. Sie hatte ihn kaum zu halten vermocht, weil er so strampelte. Zumindest glaubte sie, es waren seine Beine, die so kräftig ausschlugen, als er gierig ihre Milch getrunken hatte. In Wahrheit waren es aber seine kleinen, ledernen Schwingen gewesen, die ihn der Amme beinahe aus den Armen gerissen hätten. Weder sie noch die Kammerfrau konnten sie sehen. So wenig wie seine leuchtend roten Augen oder die spitzen Krallen an seinen Fingerchen.
    Meresin blickte auf ihn

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