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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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Haar, bis es wirr von seinem Kopf abstand. Vor sich hin zeternd stapfte er schließlich zu den Tieren. „Der Tag geht ja schon gut los!“
    „Jetzt hast du auch noch Vater wütend gemacht!“, ereiferte sich Heidrun und funkelte ihre Stieftochter hasserfüllt an.
    Mit Tränen in den Augen kniete Franziska vor der Asche und versuchte mit zitternden Händen, das erloschene Feuer neu anzufachen. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich eine kleine Flamme zustande brachte. Die nährte sie so lange mit Stroh und Holzspänen, bis das Feuer wieder richtig brannte. Dann legte sie drei Holzklötze in die Feuerstelle, stand auf, warf sich ihren zerlumpten Umhang über und ging mit dem alten Eimer in der Hand hinaus in die Kälte.
    Die Luft war so eisig, dass ihr die Tränen an den dunklen Wimpern zu Eis erstarrten. Am liebsten wäre sie sofort wieder ins Haus gegangen. Aber das konnte sie sich nicht erlauben. Ihre Stiefmutter würde sie schlagen und ihr vorwerfen, sie sei nur faul und würde sich vor der Arbeit drücken wollen. Dabei wusste Heidrun nur zu genau, dass Franziska alles andere als faul war und keine Anstrengung scheute. Aber immer war sie es, die jene Arbeiten machen musste, die Walburga und Heidrun aus irgendwelchen Gründen nicht erledigen wollten.
    Mitten im Winter frisches Wasser aus dem Dorfbach zu holen, war eine dieser Arbeiten, denen die beiden nach Möglichkeit aus dem Weg gingen. Vor allem dann, wenn es so unbeschreiblich kalt war wie an diesem Morgen. Der Schnee unter Franziskas Füssen war hart wie Stein. Ein seit Tagen aus Norden kommender Wind wirbelte spitze Eiskristalle durch die Luft, die sich wie Nadeln in Franziskas schmerzende Haut bohrten. Da nützte es auch nichts, dass sie alle Kleider trug, die sie besaß. Die löchrigen Lumpen schützten sie so wenig vor dieser Witterung wie ihr Umhang, mit dem sie notdürftig ihren Kopf und ihr Gesicht zu bedecken versuchte.
    Auf dem Weg zum Bach begegnete sie anderen Mädchen. Auch sie schlotterten vor Kälte und waren kaum in der Lage, ein Wort zu sprechen. Nur Franziskas Freundin Mechthild stellte ihren Eimer ab, als sie sich am Bachufer trafen und umarmte sie. „Alles Gute zu deinem achtzehnten Geburtstag, Franzi!“, sagte Mechthild, schob sich ihre dunkelblonden Haare, die sie zu zwei dicken Zöpfen geflochten hatte, nach hinten über die Schultern und drückte ihre Freundin ganz fest an sich.
    Alle im Dorf, mit Ausnahme von Heidrun und Walburga, nannten Franziska immer nur „Franzi“. Sogar der Dorfpfarrer und der Schulze taten das.
    Sie bedankte sich bei Mechthild und legte lächelnd eine Hand auf deren Bauch. Es war inzwischen nicht mehr zu übersehen, dass sie schwanger war, aber kaum jemand im Dorf kannte den Namen des Vaters. Er hieß Jakobus und war seit drei Jahren Pfarrer in Schussenweiler. Franzi war die Erste gewesen, der sich Mechthild anvertraut hatte. Sie hatte die Neuigkeit noch vor dem Vater des Kindes erfahren, weil Mechthild sich zu Beginn nicht sicher gewesen war, wie Jakobus auf die Nachricht reagieren würde. Immerhin gab es seit einiger Zeit auch in Oberschwaben Leute, die lautstark gegen Eheschließungen von Priestern oder Pfarrern zu Felde zogen. Vor allem die Mönche aus dem Kloster Reichenau wurden nicht müde, jeden Geistlichen zu verteufeln, der den Wunsch hatte, eine Familie zu gründen. Dabei war es in dieser Gegend seit Jahrhunderten üblich, dass die Dorfpfarrer verheiratet waren und eigene Kinder hatten.
    Jakobus aber fürchtete sich weder vor dem Zorn eines Abtes noch vor möglichen Drohungen aus dem fernen Rom. Für ihn war nur wichtig, was der Graf von Schussengau dazu sagte, auf dessen Ländereien sich das Dorf Schussenweiler befand. Deshalb hatte er sich vorsorglich mit diesem getroffen und ihn untertänigst um die Erlaubnis gebeten, Mechthild zur Frau nehmen zu dürfen. Graf Konrad hatte nichts dagegen gehabt, dass Jakobus eine seiner Leibeigenen heiraten wollte. Er hatte nur darauf bestanden, Mechthild kennenzulernen. Sowohl Jakobus als auch Mechthild war klar gewesen, warum er sie hatte sehen wollen. Denn der Graf hatte eine ausgesprochene Vorliebe für hübsche Bauernmädchen.
    Mit seinen fast 30 Jahren wies Graf Konrad, der wie seine Ahnen einen hellblonden Haarschopf sein eigen nannte, eine leicht kräftige Statur auf und befand sich im besten Mannesalter. Er nutzte jede sich ihm bietende Möglichkeit schamlos aus, um eines der hübschen Mädchen in sein Bett zu holen.
    Und weil Mechthild ein

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