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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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verletzt hatte er ihre Augen noch nie gesehen.
    „Nun, da du mir deine Hochzeitsanzeige und die Geburtsanzeige zugeschickt hast, werde ich darüber wohl im Bilde sein! Daher weiß ich auch, dass du die wohlhabende Marie-Luise Rodney geheiratet hast! Das hat dich sicherlich Überwindung gekostet! Du Armer!“ Ungewohnt scharf triefte ihre Stimme vor Ironie und Zynismus, sie konnte nichts dagegen tun, dass ein Meer von Tränen in ihre Augen schossen, die in Strömen über ihre Wangen liefen. Viel zu aufgewühlt war sie, in eine solche Brandung der Gefühle, wie gerade eben, war sie noch nie gekommen.
    „Lena, nicht! Bitte nicht! Es ist nicht so,... oh dieses Biest, diese Hexe! Ich hätte es wissen müssen!“ Hoffnungslos massierte Nils die dünne Nasenwurzel zwischen seinen eng zusammenstehenden Augen.
    „Wie ist es dann? Sag es mir! Wenn du mir die Anzeigen nicht geschickt hast, wer dann? Marie-Luise? Wie kommt sie zu meinen Briefen? Habt ihr euch zusammen köstlich über das naive Kind amüsiert, das dir sentimentale Liebesbriefe geschrieben hat? Nils, sag es mir, war es so? Habt ihr das getan? Hast du ihr meine Briefe gezeigt?“ Schluchzend hieb sie mit den geballten Fäusten trommelnd auf seine Brust ein, ihr Körper wurde geschüttelt von den Tränen, die ihr über das Gesicht schossen.
    Kräftig versuchte Nils, sie in seine Arme zu ziehen, doch sie wehrte sich stürmisch dagegen. Rasselnd und ziehend kam ihr Atem aus ihrem Mund, abgehackt schnappte sie nach Luft. Nicht in der Lage zu reagieren, merkte sie, wie sie den Sauerstoff nicht mehr aus ihren Bronchien bekam. Erschreckend weiteten sich ihre Augen, schlagend tastete sie ihr Kleid ab, konnte aber das Spray nicht finden, ziehend und pfeifend röchelte sie, fasste sich erstickend an den Hals.
    Nils, den die Panik ergriffen hatte, schüttelte sie, er sah ihre blauen Lippen, die Augen, die ihn starr ansahen und wusste nicht, was er machen sollte. Hilflos schrie er sie an. „Sag mir doch, was ich tun soll! Lena, Hilfe!“
    „Tüte!“ Mit ihrer letzten Kraft stieß Lena das Wort aus und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an.
    „Tüte?“ Fieberhaft riss Nils sämtliche Schranktüren auf, bis er eine verdreckte Tüte fand. Inzwischen lag Lena gekrümmt auf dem Boden, zog rasselnd und ziehend die Luft ein, ihre Augen waren schreckensweit. Gehetzt kam Nils mit der Tüte, sie deutete ihm an, dass er sie ihr vor den Mund halten musste. In dieser Sekunde überlegte er nichts mehr, sondern tat, was sie ihm zeigte, presste ihr die Tüte über die Nase und den Mund und litt tausend Qualen, da er Angst hatte, sie umzubringen.
    Allmählich beruhigte sich ihre Atmung wieder, schluchzend zog er sie in seine Arme, kniete neben ihr auf dem kalten Plattenboden und wiegte sie in seinen Armen. Unmengen Tränen rollten aus seinen Augen, aufgewühlt wimmerte er an Lenas Halsbeuge.
    „Nicht weinen! Es ist alles gut!“ Sanft fuhr Lena ihm durch sein dichtes Haar.
    „Nichts ist gut! Du wärst beinahe gestorben! Wegen mir! Nur wegen mir! Oh Lena, es ist nicht so, wie du denkst!“ Alles, was gewesen war, schien über ihm zusammenzustürzen. „Als ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, saß Marie-Luise auf der Terrasse des Strandhauses. Sie hatte deine sämtlichen Briefe, deine Bilder, die Veilchen und die Blütenblätter in tausend kleine Fetzen gerissen. Ich war so außer mir vor Wut und Zorn, dass ich sie geschlagen habe. Ich habe sie mitten ins Gesicht geschlagen! Ich habe sie angebrüllt, dass ich sie nie wiedersehen wollte. An diesem Abend hat sie mir gesagt, dass sie mein Kind erwartet. Lena, ob du es mir glaubst, oder nicht, aber es ist die Wahrheit, wenn ich dir sage, dass ich sie nie wieder berührt habe. Seit diesem Abend, an dem sie deine Briefe, die mir das Wichtigste auf der Welt bedeuteten, in Stücke gerissen hat, habe ich mir nie wieder die Finger an ihr schmutzig gemacht. Drei Wochen lang habe ich mich mit ihr vergnügt, es war purer Sex, ohne einen Funken Gefühl, drei Wochen lang, für die ich den Rest meines Lebens büßen muss und dich mitleiden lassen muss! Bitte, Lena, glaube mir! Ich habe nie aufgehört dich zu lieben! Ich liebe dich mit jeder Faser meines Herzens! Davor und danach hat es keine andere Frau für mich gegeben! Nur du, immer nur du! In meinen Träumen und meiner Sehnsucht bist du bei mir!“ Bekümmert verbarg Nils sein Gesicht in ihren Haaren, er hielt sie fest umschlungen und weinte die Tränen, die er sich so lange verboten

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