Engel der Kindheit
eine ungeheure Naturkatastrophe hatten sie ihn überwältigt und bewegungsunfähig gesetzt. Jetzt hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie anders sein Leben hätte sein können. Es wäre ein Leben voller Liebe, Zärtlichkeit und Lachen gewesen.
Selbstverständlich griff Lena nach seiner Hand, sie musste ihn einfach berühren, ihr Körper schrie förmlich danach, seine Haut zu fühlen. Trommelnd schlug ihr Herz in ihrer Brust, ihre Beine waren butterweich. Als sie seine Hand ergriff, fühlte sie, wie seine Finger sich um ihre legten, wie zärtlich sie sich berührten. Siedend heiß schoss das Blut in ihrem Körper durch ihre Adern.
Einer Marionette gleich, die an ihren unsichtbaren Fäden hing, hob Nils seine andere Hand, er musste ihr geliebtes Gesicht streicheln, musste fühlen, wie samtweich sich ihre Haut anfühlte. Kaum berührend strichen seine Fingerspitzen über ihre Wange. Schweratmend schloss Lena ihre Augen, schmiegte ihr Gesicht in seine Hand.
Zur zartblühenden Frau war sie herangereift, war noch genauso wunderschön und bezaubernd, wie er sie in Erinnerung hatte, wenn nicht noch anziehender. Vollkommen ungeschminkt und ungekünstelt war ihr ovales Gesicht, ihre Natürlichkeit nahm ihn gefangen.
„Nils!“ Entrückt kam sein Name über ihre Lippen.
„Lena, über alles geliebte Lena!“ Am Ende seiner Kräfte war er angelangt, in ihm tobte ein Orkan der Gefühle, dem er nicht mehr Herr wurde. Verzweifelt riss er sie in seine Arme, seine Lippen pressten sich auf ihren weichen Mund. Haltsuchend klammerte Lena sich an ihn, ihre Zungen fanden sich, spielten das erregendste Spiel miteinander, das sie je erlebt hatten. So kraftvoll umschlang Nils sie, dass er Angst hatte, sie zu zerbrechen, aber er war machtlos dagegen, er musste sie spüren, ihren Körper an sich drücken, um zu wissen, dass es nicht einer seiner unzähligen Träume war, bei denen sie in seinen Armen lag. Unablässig streichelte er ihren Rücken, ihre Schultern, fühlte ihr langes, raues Haar an seinem Handrücken, seine Hände vergruben sich darin, sie keuchten und stöhnten.
Zart und doch ungestüm streichelte Lena sein stachliges, unrasiertes Gesicht, zerwühlte sein kurzes, volles Haar, fuhr über die empfindliche Haut seines Halses, spürte das Erschauern, das ihn durchlief. Bebend umklammerte sie seinen Rücken, presste sich eng an ihn und bis zu seinen festen Pobacken wanderte ihre Hand. Außer sich vor Leidenschaft massierte Lena die festen Muskeln unter seinem Anzug, während Nils ihre Brust erreichte. Erregend umkreiste er die Spitze, die sich ihm hart darbot, umfasste ihre wundervolle Rundung, drückte sie fest und hörte Lenas Seufzen.
„Lena, ich möchte dich, aber nicht hier! Komm mit, wir gehen in unseren Schuppen!“ Nur schwer konnte Nils sich von Lena trennen, er nahm ihre Hand und zog sie mit sich fort.
Der Hebel an der Tür des Schuppens klemmte, kraftvoll drückte er mit der Schulter dagegen, knarrend und quietschend öffnete sich die raue Holztür. Dunkelheit umfing sie, nur langsam gewöhnten sich ihre Augen daran. Wie früher, führte Nils Lena zu der Matratze. Während des Gehens wischte seine freie Hand Spinnweben zur Seite, die Spinnen durch den Schuppen gespannt hatten. Durch die geöffnete Türe fiel so viel Licht, dass sie sehen konnten, dass ihre Matratze von einer großen Mäusefamilie in Beschlag genommen worden war. Hinter ihm erklang Lenas glockenhelles Lachen, als sie die niedlichen Mäuse sah. Überwältigt schloss Nils sie in die Arme. „Maus sollte man sein, dann würde ich hier mit dir, im Kreise unserer Familie leben und niemand würde uns auseinanderbringen!“ Ertastend fuhr er über ihr strahlendes Gesicht, von dem alle Zweifel und Anspannungen abgefallen waren.
„Wie geht es deiner Frau und deinem Sohn?“ Heftig, wie ein grollender Donnerschlag, wurde ihr plötzlich wieder bewusst, dass das hier ein gestohlenes Glück sein würde. Er gehörte einer Anderen!
Wortlos nahm Nils sie an der Hand, führte sie durch die Dunkelheit des Schuppens, rasch holte er den Schlüssel des Hauses aus der Hosentasche und schloss die Hintertür auf, die in die Küche führte.
Verlangend zog er Lena in der Küche in die Arme, nachdem er die Türe mit dem Rücken geschlossen hatte, doch Lena entwand sich seiner Umarmung.
„Nils, wie geht es deiner Frau und deinem Sohn?“ Bitter blickte sie ihm in die Augen.
„Woher weißt du, dass ich einen Sohn habe?“ Ernüchtert sah er sie an. So bitter und
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