Engel der Kindheit
Nachbarhaus etwas auf Dauer zu erreichen, was Nils hätte schützen können. An diesen Abenden konnte Lena sicher sein, dass ihre Mutter nicht in ihr Zimmer sehen würde, da sie meist bis spät in die Nacht redeten.
Frau Gärtner, vom Jugendamt, sah regelmäßig, meist auf den Tag genau, alle acht Wochen nach Nils. Zwei Wochen davor ließ sein Vater ihn in Ruhe, erst danach bekam er wieder, dafür aber umso kräftiger, seine Wut zu spüren. Unzählige Male hatte er ihn dann mit ungeheurer Wucht die Treppe hinuntergeworfen. Wie oft Nils gebrochenen Rippen, eine Gehirnerschütterung, eine gebrochene Nase, verrenkte Gelenke oder Schlimmeres erlitten hatte, konnten Nils und Lena nicht sagen.
Mehr als zehn Mal hatten Johles die Polizei verständigt, allerdings hatten die Beamten den Vorfall an das zuständige Jugendamt weitergeleitet, an Frau Gärtner, die sich bereits um die Familie kümmerte. Zweimal hatten sie Nils in ein Kinderheim mitgenommen, doch Nils hatte solches Heimweh, auch nach Lena, dass er das Essen verweigert hatte und nach einer Woche wieder nach Hause gebracht worden war. Somit war die Angelegenheit mehr oder weniger im Sand verlaufen.
Einerseits war Nils froh darüber, auf keinen Fall wollte er von seiner Mutter und Lena fort, andererseits... noch immer wehrte er sich nicht, noch immer war er der empfindsame Junge, dem die Gefühle verboten werden sollten.
„Guten Morgen, Nils!“ Glockenhell erklang ihre weiche, streichelnde Stimme. Zusammen gingen sie zu der morschen Holztür, flink lief sie auf ihren langen, schlanken Beinen über das hohe Gras. Unter ihrem kurzen Schlafanzug sah er die angedeutete Taille, die sanft gerundeten Hüften und das lange, flachsblonde Engelshaar, das über ihren Rücken reichte und sie umhüllte, wie ein seidenweicher Vorhang.
Während er Lena beobachtete, wie sie leichtfüßig über den Rasen sprang, spürte er ein nun schon bekanntes Gefühl in seiner Lendengegend. Pulsierend schwoll sein Geschlechtsteil an, wurde hart und steif, reckte sich aufrecht etwas entgegen, das er sich nur in seiner Phantasie vorstellte. In seinem Magen kribbelte es, ebenso wie er das Blut in seinem Kopf rauschen hörte. Tastend fasste seine Hand nach seinem harten Glied, leicht streichelte er über die weiche pralle, geschwollene Spitze, spürte eine so brausende und überwältigende Erregung in sich. Er hatte das Bild von Lena vor seinen Augen, massierte sein hartes Glied vor und zurück, bis er sah wie die zähfließende, weißliche Flüssigkeit daraus hervorschoss. Gewaltig spritze sie auf den Lehmboden des Schuppens unter ihm. Die Ausatemluft seiner Lungen war unregelmäßig, abgehackt. Erst langsam hörte das Zittern auf, das ihn ergriffen hatte. Eine wohlige Ermüdung ergriff ihn, so etwas wie ein Glücksgefühl spürte er in sich.
Verlegen, da er wieder einmal das Gefühl hatte, etwas Unrechtes getan zu haben, zog er seinen Slip und seine Jeans wieder über und schlich durch die Hintertür in die Küche.
„Guten Morgen, Junge!“ Vornüber gebeugt stand seine Mutter an dem gesprenkelten Spülstein und goss seine Milch in eine braune Tasse, deren Henkel vor langer Zeit abgerochen war. Blauunterlaufen und geschwollen sah er unter ihrem Auge einen Bluterguss, der sich von den Schlägen seines Vaters gebildet hatte.
„Morgen, Mama! Hat er dich auch geschlagen?! Es wird immer schlimmer!“ Mutlosigkeit schwang in Nils tiefer Stimme mit. Dankbar nahm er die Tasse entgegen und setzte sich an den alten Küchentisch.
„Irgendwann wird er wieder Arbeit finden!“ Noch immer belog sich seine Mutter selbst, machte sich vor, dass alles wieder werden würde, wie früher, sah nicht die Ausweglosigkeit der Situation.
„Mama, mach‘ dir doch nichts vor, er ist beinahe sechzig! Er wird keine Arbeit mehr finden!“ Viel zu reif für sein Alter, sah Nils alles mit klaren Augen vor sich. Entweder, er würde sich, bis er erwachsen war, die Schläge seines Vaters gefallen lassen oder er würde sich irgendwann wehren. In ihm quoll ein brodelnder Hass heran, dem er nicht mehr gewachsen war. In Gedanken hatte er seinen Vater schon mehr als einmal umgebracht. Nachts, wenn er schnarchend in seinem Bett schlief! Mit einem Messer hatte er in seine fette Brust gestoßen, mitten ins Herz. Nur Lenas Sanftmut, ihre Liebe für ihn, hielt ihn von dieser Tat ab. Entsetzt wäre sie über seine Gedanken, von denen sie nichts ahnte.
Polternd kam sein Vater die morsche Holztreppe herunter. Nils versteckte sich
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