Engel der Kindheit
Garten.
Behutsam legte Lena Sam in das große Bett, zog ihm die Socken, die Jeans und den dünnen Pullover aus, rasch lief sie zum Kleiderschrank und holte einen kleinen Schlafanzug heraus, den Babs früher getragen hatte. Sachte zog sie ihm den Schlafanzug über und sah Nils fragend an. „Braucht er für nachts noch eine Windel?“
„Ja!“ Die Liebe, mit der sie seinen Sohn berührte, schnürte ihm vor Rührung die Kehle zu.
Flink lief Lena in Neles Zimmer, holte eine Höschenwindel, wickelte sie um Sams Hüfte, streifte die Schlafanzugshose darüber, breitete die Decke über ihn und steckte sie dicht an seinem Körper fest. Bewegt reichte Nils ihr den Teddybären, den Lena in Sams Arm legte, zärtlich küsste sie seine Stirn. Während Lena die Fensterläden schloss, streichelte Nils Sam über die glatten Haare, gab ihm einen Kuss auf dieselbe Stelle, die Lena berührt hatte, nahm wie selbstverständlich Nele auf den Arm, die ihnen gefolgt war und trat mit ihr und Lena zusammen auf den Flur.
„So, und du mein kleines Fräulein, wirst jetzt etwas essen und dann kommst du auch ins Bett!“ Bestimmend sah Lena ihre Tochter an, der es anscheinend auf dem Arm ihres Vaters gefiel. Kuschelnd schmiegte sie den Kopf an seine Schulter und legte ihre speckigen Ärmchen um seinen Hals.
Friedlich schlief Nele, Lena sah noch einmal nach Sam, der tief und fest träumte. Nils räumte seinen Koffer aus und hängte seine Kleider in den großen Kleiderschrank.
Vor einer halben Stunde hatte er bei Marie-Luise angerufen, die vor Zorn getobt und in ihrer Boshaftigkeit nicht zu überbieten gewesen war. Erschüttert hatte Lena ihre eiskalte, schneidende Stimme über den Lautsprecher des Telefons gehört, hatte mit anhören müssen, wie sie Nils die beleidigensten Dinge an den Kopf geworfen hatte. Scheinbar unberührt hatte er ihre Worte über sich ergehen lassen, nur seine Augen hatten sich überschattet. Absichtlich hatte er ihr keinen Anhaltspunkt geliefert, wohin er mit Sam gegangen war, nur, dass es ihnen gut ging.
Leise öffnete Lena die angelehnte Türe des Schlafzimmers. Gerade hängte Nils seine Hemden und Anzüge über die leeren Bügel, die Lena ihm gegeben hatte.
Geschwind half sie ihm, seine Koffer auszuräumen, dann schloss sie die Fensterläden. Düster hatte sich die Nacht über das Land gesenkt, vereinzelt blitzten Sterne hinter den dicken Regenwolken hervor, kalt blies der Wind die feuchte Luft in den gemütlich warmen Raum.
Ergriffen stand Nils vor der Gipsmodellierung, die hinter dem hellen, breiten Ahornbett an der Wand hing. Alle Vogelfedern, die er ihr jemals geschickt hatte, hatte Lena in einer langen Gipsmodelage eingesteckt. Es war einzigartig, überwältigend und zeigte ihm ihre tiefe Liebe für ihn. Der getrocknete Biedermeierstrauß, den er ihr zu ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte, lag auf dem Nachtisch neben ihrem Bett. Aufwühlende Fotographien von in den Wellen liegenden Windjammern hingen an den Wänden.
„Hast du nicht alles vor Zorn in den Müll geworfen?“ Zärtlich zog er sie in die Arme, roch ihr duftendes Haar.
„Ich hatte nie einen Zorn auf dich!“ Zart strich sie über seine raue Wange, an der die Barthaare stachelnd sprießten. „Die Sehnsucht nach dir hat mich verzehrt, ich habe dich jede Sekunde vermisst und war einfach nur unsagbar traurig, dass du nicht bei mir warst!“ Eng schmiegte sie sich in seine kräftigen Arme, die sie geborgen umfingen.
Ohne Hast entkleideten sie sich und schlüpften nackt unter die dicke Daunendecke, Lena kuschelte sich dicht an Nils warmen Körper, sie liebten sich mit einer vertrauten, verzehrenden Zärtlichkeit, die all ihre Liebe und ihre Sehnsucht enthielt, die sie füreinander empfanden. Durch ihre Liebe gaben sie sich Kraft, Zuversicht und Hoffnung, die sie für den Kampf um ihre Tochter benötigten.
Beglückt schliefen sie aneinandergeschmiegt ein.
„Lena, Engelchen! Aufstehen! Wir müssen nach Babs sehen!“
Sacht küsste Nils ihre Augenlider, ihre Nase und ihre weichen Lippen. Augenblicklich schlug Lena die Augen auf, schlang sanft die Arme um seinen Nacken, küsste ihn zärtlich und sprang aus dem Bett. Deutlich spürte Nils ihre innere Unruhe, er wusste, dass sie es nicht erwarten konnte, zu Babs zu kommen.
„Wenn du möchtest, kümmere ich mich um die Kinder, dann kannst du zu Babs!“ Bewundernd sah Nils ihr zu, wie sie nackt zum Badezimmer lief. So schön war Ihr Körper, die Schenkel straff und schlank, die Hüften
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