Engel der Kindheit
sanft gerundet, der Bauch flach, ihre Taille schmal und die Brüste klein und fest. Spurlos schienen die beiden Schwangerschaften an ihr vorübergegangen zu sein. Bei jedem Schritt wiegte ihr langes Haar und umspielte ihren schmalen Körper.
„Ich nehme dich beim Wort!“ Voll drehte sie das Wasser der Dusche auf, Nils folgte ihr in das Badezimmer, sah sie durch die gläserne Duschtüre unter dem Wasserschwall, holte seine Zahnbürste und putzte sich die Zähne.
„Wenn du die Kinder fertig hast, kannst du sie zu meinen Eltern bringen, bis dahin wird meine Mutter wieder zurücksein!“ Eilig öffnete Lena die Duschtüre, schnappte sich ihr flauschiges Handtuch und trocknete sich rubbelnd ab. „Ich liebe dich Nils! Ich würde gerne mit dir frühstücken, aber...“
„Ich weiß, du hältst es vor Sehnsucht nicht mehr aus! Es ist in Ordnung! Ich fand es wundervoll, heute Nacht mit dir zusammen sein zu können! Jetzt beeil dich, sie wartet auf dich!“ Nackt stand er vor ihr und wartete, bis sie die Dusche verlassen hatte. „Lena, ich liebe dich und Babs und Nele! Es ist schön, eine Familie zu haben!“ Kurz zog Nils sie an sich, sie trat auf die weiche Badvorlage, während er in die Duschwanne stieg.
„Und ich liebe Sam und dich!“ Liebkosend küsste sie seine weichen Lippen, bevor er die Duschtüre schloss.
In Windeseile zog Lena ihre Jeans und eine geblümte Bluse über, kämmte ihr nasses Haar, das sie einfach an der Luft trocknen ließ. „Ich gehe! Nimm dir, was du brauchst!“ Hastig hängte Lena ihm noch ein Duschhandtuch über die Stange und öffnete die Duschtüre. Voll Schaum streckte Nils ihr das nasse Gesicht entgegen, blind suchten seine Lippen ihren Mund. „Nils, hier gehört alles dir, wie mir, fühl dich nicht nur wie zu Hause, sondern sei hier zu Hause!“ Leidenschaftlich küsste sie ihn auf die nassen Lippen, dann eilte sie die Treppe hinunter, angelte sich aus dem Brotkorb eine Scheibe Brot, das Nils am Tag zuvor gekauft hatte, nahm ihre Tasche, zog ihre Turnschuhe an und verschwand.
„Guten Morgen mein Engelchen!“ Zärtlich umarmte Lena ihre Tochter, die blass und entkräftet in den Kissen lag.
„Mami! Wo ist Papi?“ Sehnsuchtsvoll sah sie zur Türe, durch die ihre Momi gerade gegangen war.
„Er versorgt Sam und Nele, bringt sie zu Momi und Pops und ich denke mal, dass er dann kommt!“ Darüber hatten sie vergessen zu reden, was Nils heute erledigen musste.
„Mami, ich habe ihn so lieb! Ich möchte wieder gesund werden! Jetzt, wenn er endlich da ist, möchte ich nicht sterben! ... Mami, muss ich sterben?“ Der Ernst ihrer Augen verriet Lena, wie oft sie über den Tod nachgedacht haben musste. Viel zu ernst blickte Babs sie an. Ein sechsjähriges Mädchen sollte nicht an den Tod denken müssen!
„Ich hoffe nicht! Vielleicht kann ja dein Papi dir helfen! Wir müssen jetzt ganz fest an ein Wunder glauben!“ Inständig schickte sie ihre Gebete zum Himmel, setzte sich zu Babs und las ihr eine Geschichte vor. Als die Türe sich öffnete und Nils hereintrat, leuchteten die Augen seiner Tochter ihm entgegen.
„Papi, endlich!“ Wie eine Ertrinkende streckte Babs ihm die Arme entgegen und schmiegte sich an seine Brust, umklammerte ihn fest, presste ihr Ohr dagegen und lauschte dem beruhigenden Herzschlag. Fest zog Nils sie in seine Arme, setzte sich auf ihr Bett und wiegte sie sanft. Für Lena schien es, wie wenn Babs ihre Energie an ihrem Vater auftankte, sie zog aus ihm neue Kraft.
Zuvor hatte sie nicht gewusst, wie sehr Babs ihren Vater vermisst hatte.
Beruhigend und aufmunternd sprach Nils auf Babs ein, er machte ihr Mut, versprach ihr, was sie alles unternehmen würden, wenn sie wieder gesund war und antwortete auf ihre Fragen über Australien. Ausführlich erzählte er von den Schiffen, die er gebaut hatte, mit denen er gesegelt war und natürlich von Sam.
Noch immer hielt er sie in den Armen, ihrer Kehle entrang sich manches Lachen, schwärmend himmelte sie ihren Vater aus den gleichen meerblauen Augen an, die auch in seinem Gesicht den Mittelpunkt darstellten.
Beinahe eine Woche war vergangen, seit Nils zu ihnen gekommen war. Jede freie Minute verbrachte er bei Babs im Krankenhaus.
In der Zwischenzeit hatte er von den geheimen Papieren Kopien angefertigt. Die Originale hatte er in einem verschlossenen Umschlag bei einem Notar hinterlegt, mit der Maßgabe, falls ihm etwas geschehen sollte, sollten sie an Interpol ausgehändigt werden, einen weiteren Umschlag mit
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