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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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drehte sie sich um und verließ das Wohnzimmer.
    Schleppend ging Lena in ihr Zimmer und nahm die Postkarten zur Hand, die Nils ihr aus jedem Hafen geschrieben hatte, an dem sie angelegt hatten.
      Wie sehr liebe ich dich, wie sehr vermisse ich dich!
     Ich träume von dir, halte dich in meinen Armen und
     sehe deine geliebten Augen!
     Auf immer, dein Nils!
    So, oder unwesentlich anders, lautete jede seiner Karten.
    Nun würden sie ein Baby bekommen!
    In ihren Gedanken formte sich ein Entschluss, den sie beherzigen würde. Sie würde Nils nichts von dem Baby schreiben! Wenn er nicht selbst nachfragen würde, wollte sie ihn nicht unter Druck setzen! Zuerst musste er in Australien Fuß fassen, ehe sie ihn mit der Nachricht überraschen konnte, dass ihre Liebesnacht nicht ohne Folgen geblieben war. Wenn er davon erfahren würde, würde er sofort zu ihr zurückkommen, nur um mit seiner Vergangenheit erneut konfrontiert zu werden, vor der er geflohen war. Irgendwann würde er es ihr nicht verzeihen!
    Ganz heimlich schlich sich ein schmerzender, klitzekleiner Gedanke in ihren Kopf. Festverwurzelt gehörte sie zu Nils Vergangenheit, die er hinter sich gelassen hatte. Wenn er an sie dachte, würde er unweigerlich an all die durchgemachten Schmerzen denken. Würde er jemals zu ihr zurückkommen?
    Beißend nagte der kleine Zweifel in Lena und trotzdem würde sie sein Baby bekommen! Niemals wäre sie in der Lage ein unschuldiges Wesen töten zu lassen!
    Nach den Sommerferien begann das neue Schuljahr, Lena besuchte die zwölfte Klasse.
    Jeden Morgen nach dem Aufstehen musste sie sich übergeben. Ausgelaugt und müde fühlte sie sich.
    Bei der gynäkologischen Untersuchung durch den Frauenarzt ihrer Mutter und dem anschließenden Ultraschall zeigte sich, dass das Baby Mitte März zur Welt kommen würde. Doktor Wellheim erklärte ihr, dass es normal wäre, wenn sie sich morgens übergeben musste, ebenso wie die Müdigkeit, die sie oftmals beinahe übermannte. Gemäßigten Sport durfte sie treiben, musste sich nicht schonen und durfte weiterhin ihrem Vater in der Praxis helfen.
    Das Verhältnis zu ihrer Mutter war sehr gespannt. Morgens begrüßte sie sie nur knapp und ging ihr die meiste Zeit aus dem Weg.
    Ernsthafte Gedanken machte Lena sich darüber, wie sie die Zeit nach der Geburt gestalten sollte, wenn ihre Mutter so abweisend zu ihrem Kind sein würde, wie momentan zu ihr.
    Schlecht konnte sie das Baby mit zur Schule nehmen, es würde schon genug Aufsehen erregen, wenn sie hochschwanger den Unterricht besuchen würde.
    Doch ihr Vater beruhigt sie, er meinte, dass ihre Mutter sich mit dem Gedanken abfinden würde und selbstverständlich das Baby betreuen würde, während Lena ihre Schule beendete.
    „Hallo Lena! Meine Güte, du siehst ja aus! Du bist weiß wie die Wand! Ist dir nicht gut?“ Mareike kam, die Schultasche locker über die Schulter gehängt, über den Schulhof auf sie zu.
    „Alles in Ordnung! Ich habe mir einen kleinen Infekt eingefangen! Wird wieder besser werden!“ In Gedanken fragte sich Lena, wie lange sie ihren Zustand wohl verheimlichen konnte und was ihre Freundinnen dazu sagen würden, dass sie ein Baby bekommen würde?
    „Hi, ihr!“ Tobias und Lukas traten zu ihnen, nach und nach stand die ganze Klasse vor dem Schulgebäude, wartete darauf, dass die Glocke ertönen würde und sie ihr Klassenzimmer betreten durften. Viele von ihnen rauchten, alle schwatzten aufgeregt durcheinander, erzählten von ihren Urlaubserlebnissen und zeigten sich gegenseitig die tollsten Urlaubsfotos auf ihren Handys. Nur Lena hatte sich auf eine niedere, rote Backsteinmauer gesetzt und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit.
    „Ist dir nicht gut?“ Tanja, ein Mädchen ihrer Parallelklasse kam zu ihr. Ihr Vater war Arzt, sie selbst würde nach dem Abitur Medizin studieren.
    „Es ist gleich wieder besser! Ich habe mir etwas eingefangen!“
    Obwohl Lena sich zwang gleichmäßig aus- und einzuatmen, spürte sie, dass sie sich übergeben musste. Ohne Entschuldigung ließ sie Tanja stehen, rannte über den Schulhof zu den Toiletten und verschloss die Türe.
    Als sie aus der Toilette trat wartete Tanja davor.
    „Bist du schwanger?“
    „Ja!“
    Neugierig wartete Lena ihre Reaktion ab, doch Tanja zuckte nur die Schultern, legte den Arm um Lena und strich ihr über das widerspenstige lange Haar. „Und, werdet ihr heiraten? Wer ist der Vater?“
    „Sei mir nicht böse, aber ich werde niemandem erzählen, wer der Vater

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