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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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machte, bei den heutigen, vielfältigen Möglichkeiten, die es gab.
    Stumm nickte Lena.
    „Hast du deine Eltern informiert?“
    Verneinend schüttelte Lena ihre wallende Mähne.
    „Dann werde ich das jetzt tun!“ Kurz und bündig gab Frau Richter den Klassensprechern der Klasse Arbeitsblätter, die sie austeilen sollten, dann lief sie eilig ins Rektorat und verständigte Lenas Mutter.
    Zehn Minuten später hetzte ihre Mutter durch das Treppenhaus und eilte zu ihrer Tochter.
    „Lena, alles in Ordnung?“ Aufgeregter, als bei ihren eigenen Geburten, sah sie, wie ihre Tochter unter Schmerzen nickte.
    „Vielen Dank, Frau Richter, ich werde mich um sie kümmern!“ Besorgt ergriff Sonja Lenas Ellenbogen, schwerfällig erhob Lena sich von dem Heizkörper und ließ sich von ihrer Mutter führen. Regelmäßig, alle fünf Minuten, kamen die Wehen und dauerten ungefähr eine Minute.
    Aufmunternd winkten ihre Klassenkameraden ihr zu, Mareike brachte ihre Schultasche und wünschte ihr alles Gute.
    Sofort brachte Sonja ihre Tochter in die Entbindungsklinik, für die Lena sich entschieden hatte.
    Bei allen Untersuchungen blieb sie an der Seite ihrer Tochter.
    Nach über zwölf Stunden wand Lena sich unter den Schmerzen der Presswehen, klammerte sich an den Arm ihrer Mutter. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn, sie versuchte richtig zu atmen und zu pressen, aber der Schmerz riss sie nahezu auseinander.
    Die Hebamme, ihre Mutter und zwei Ärzte gaben ihr Anweisungen, drückten ihr Kinn auf die Brust, bis eine überwältigende Wehe kam, bei der sie ihr Kind aus sich herauspresste. Zwischen ihren Beinen lag ein kleines, entzückendes Mädchen, das einen lauten Schrei ausstieß, mit Armen und Beinen strampelte, bis es auf den nackten Bauch seiner Mutter gelegt wurde.
    Stolz umarmte Lena ihre kleine Tochter, die sich wunderbar warm und weich anfühlte. Blonde Haare klebten an ihrem zerknautschen Gesichtchen. Ermattet legte ihr Töchterchen den Kopf an Lenas Brust, nachdem sie sie interessiert gemustert hatte.
    Vor Glück weinte Sonja, als sie das winzige Geschöpf sah, das aussah wie ihre eigene Tochter, als diese zur Welt gekommen war.
    „Wie soll sie denn heißen?“ Lächelnd trat die Hebamme an das große, breite Bett der blutjungen Mutter.
    „Barbara!“
    Wie das Schiff, das ihr den geliebten Mann fortgenommen hatte.
    Routiniert befestigte die Hebamme das rosafarbene Armbändchen, auf dem Barbara Johle zu lesen war.
    „Gut hast du es gemacht! Verzeih mir bitte alles, was ich am Anfang der Schwangerschaft zu dir gesagt habe! Du hättest es nie über das Herz gebracht, dieses kleine Menschenkind nicht auf die Welt zu bringen!“ Leicht setzte Sonja sich auf die Kante des weißüberzogenen Bettes, legte den Arm um Lenas Schultern und betrachtete ihre schlafende Enkeltochter, die zufrieden an ihrer Faust saugte.
    Nach einer halben Woche durfte Lena das Krankenhaus mit ihrem Töchterchen verlassen. Nahezu die gesamte Klasse hatte sie während dieser Zeit besucht.
    Jörg, der länger geblieben war als die anderen, hatte sich an ihr Bett gesetzt, ihre Hand ergriffen und ihr gestanden, dass er sich gerne um sie und ihr Baby kümmern würde, doch Lena hatte ihm liebevoll erklärt, dass sie das nie im Leben zulassen würde. Ehrlich gestand sie ihm, dass sie den Vater ihres Kindes liebte, und dass er sich keine Hoffnungen machen sollte.
    Ein kurzer Brief von Nils war im Briefkasten, als ihre Mutter sie nach Hause holte.
    Nachdem sie Barbara in ihre kleine Wiege gelegt hatte, die in ihrem umgebauten Zimmer stand, setzte Lena sich auf ihr Bett und öffnete den Brief.
    Geliebte Lena!
    Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht! Morgens gehe ich zur Uni, nachmittags schufte ich bis zum Abend in der Werft und nachts lerne ich den Stoff für den nächsten Tag. Samuel Rodney treibt mich an, wie ein Sklaventreiber und ich weiß nicht mehr, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Sven arbeitet bis zum Umfallen in der Werft.
    Von Australien habe ich außer dem Weg zur Uni und zur Werft noch nichts gesehen. Du weißt, dass ich arbeiten gewöhnt bin, aber ich bezweifle, dass ich diesen Druck durchhalte bis zum Schluss. Meist schlafe ich an meinen Schreibtisch ein.
    Und trotzdem frisst mich die Sehnsucht nach dir auf!
    Ich liebe dich, träume von deinen streichelnden Händen, die mich liebkosen, wünsche dich neben mir und du bist doch so weit von mir entfernt!
    Ich liebe dich über alles,
    Dein Nils
    Beim Lesen traten Lena Tränen

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