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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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sah er sie an, es könnte ja sein, dass einem ihrer Eltern etwas geschehen war.
    „Alles okay!“ Tränen traten ihr in die Augen und sie senkte verstohlen den Blick zu dem Heuler, den sie über ihre Beine gelegt hatte und der gierig an der Flasche mit Heringsbrei saugte, die sie ihm reichte.
    „Wann seid ihr angekommen?“ Aus ihren Zügen versuchte er etwas deuten zu können.
    „Heute Morgen! Mein erster Weg war natürlich hierher! Ich habe es vermisst!“ So gut es ging versuchte sie ihrer Stimme einen fröhlichen Klang zu geben, was ihr vollkommen misslang. Mehr, als sie sich selbst eingestand, vermisste sie Nils.
    „Lena, ich kenne dich schon so lange, was ist los? Du bist nicht mehr das Mädchen, das letztes Jahr hier war!“ Den Kopf schräg haltend, kniete Krischan neben ihr, streifte ihr eine Haarsträhne hinter die kleinen Ohren.
    „Vielleicht erzähle ich es dir mal, wenn ich alt und grau bin, jetzt möchte ich mich nur um die kleinen Heuler kümmern!“
    Bittend sah sie ihn an.
    „Wie du meinst!“ Einfach so setzte Krischan sich neben sie, zog einen Heuler zu sich und untersuchte seine Flossen, wog ihn, bevor er ihm einen Hering verabreichte.
    „Seit wann macht das denn der Chef?“ Fragend sah Lena ihn an, ein kleines, sachtes Lächeln auf ihren Lippen.
    „Seit er eine alte Freundin zum Lachen bringen muss!“ Schelmisch grinste er sie an, seine Grübchen vertieften sich in seinen Wangen und er nahm sich fest vor, sich in den Ferien um Lena zu kümmern, die ihm plötzlich wie eine junge, begehrenswerte Frau erschien.
    „Hast du heute Abend Lust mit mir Essen zu gehen?“ Eindringlich sahen seine aquamarinblauen Augen, die umrandet von blonden Wimpern unter ebensolchen Augenbrauen lagen, sie fragend an. Fröhlich lockte sich sein halblanges, korrekt geschnittenes Haar, um sein rundliches, von der Sonne gebräuntes Gesicht. Alles an ihm wirkte vertraut, lieb und freundlich.
    „Sei mir nicht bös, Krischan, aber ich würde dieses Jahr keine abwechslungsreiche Gesprächspartnerin sein! Lass mich einfach hier bei deinen Tieren sein!“ Still baten ihn ihre traurigen Augen um Verständnis, sie rührten an sein Herz, berührten etwas in ihm, was er nie zuvor gespürt hatte.
    „Wenn du jemand zum Reden brauchst, ich stelle mich zur Verfügung!“ Aufmunternd blinzelte er ihr zu und gab sich vorerst mit ihrer Antwort zufrieden.
    Am letzten Tag des Urlaubs erwachte Lena morgens in ihrem gemütlichen Bauernbett und spürte eine wallende Übelkeit in ihrem Magen. Gerade eben noch erreichte sie die Toilette, um sich zu übergeben.
    Blass saß sie ihren Eltern am Frühstückstisch gegenüber. Eigentlich hatte sie vorgehabt vor der Abfahrt noch ein letztes Mal zur Seehundstation zu laufen, um sich für dieses Jahr zu verabschieden, aber sie fühlte sich so schlecht, dass sie dazu nicht in der Lage war.
    Schweigend brühte ihre Mutter ihr einen Kamillentee auf, den sie vorsichtig, in kleinen Schlucken trank, dazu knabberte sie an einem trockenen Brötchen.
    „Hast du etwas Schlechtes gegessen?“ Fragend sah ihr Vater in das leichenblasse Gesicht seiner Tochter. Ein warnender Blick seiner Frau erreichte ihn über den Tisch hinweg, mit dem er nichts anzufangen wusste.
    „Nicht das ich wüsste!“ Fieberhaft rasten die Gedanken hinter Lenas Stirn. Das, was sie dachte, konnte nicht wahr sein! Hundertprozentig täuschte sie sich! Abermals kroch die Übelkeit in ihr hoch und sie erreichte in letzter Sekunde die Toilette.
    Leise war ihre Mutter ihr gefolgt und hatte die Türe verschlossen. „Lena? Wie lange ist deine letzte Periode her?“
    Als sie die Tränen in dem Gesicht ihrer Tochter sah, wusste sie, dass sie richtig geraten hatte.
    „Aber das kann doch nicht sein! Wir haben doch nur diese eine Nacht...!“ Heiße Tränen liefen über ihre blassen Wangen.
    „Ich muss dir wohl nicht sagen, dass ein einziges Mal ausreichend ist, oder? Ich habe es euch oft genug versucht beizubringen, was mir anscheinend nicht gelungen ist!“ Erregt sprach Sonja mit ihrer Tochter, die den Kopf schamvoll gesenkt hatte. Natürlich hatten sie nicht daran gedacht, sich zu schützen! Es war einfach geschehen, keiner von ihnen hatte es geplant! Woher hätten sie ein Verhütungsmittel nehmen sollen?
    „Ich weiß, Mami!“ Kleinlaut flüsterte Lena.
    „Und was jetzt?“, fragte ihre Mutter hitzig. „Du solltest das Baby abtreiben lassen! Es ruiniert dein ganzes...“
    Ehe ihre Mutter den Satz ausgesprochen hatte sprang Lena,

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