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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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in den weichen Sand zu den kleinen Heulern, die sich in der Sonne aalten. Sicher nahm sie Babs zwischen ihre gespreizten Beine. Quietschend vor Freude ruderte sie mit den Armen, wollte die Heuler erreichen, die sie für ein neuentdecktes Spielzeug hielt, aber Lena hielt sie mit ihren Schenkeln fest.
    Sie selbst streichelte einen kleinen gescheckten Seehund, der sie mit seinen schwarzen Knopfaugen traurig anblickte und heulende Rufe ausstieß.
    Torsten und Imke, die sich zuerst an den Gedanken gewöhnen mussten, dass Lena Mutter geworden war, knieten sich sprachlos zu ihren kleinen Schützlingen und zogen sie auf ihren Schoß, um ihre Flossen zu untersuchen.
    „Lena?“ Erfreut kam Krischan um das Becken herum auf sie zugeschritten. Deutlich verrieten seine Augen Erstaunen, als er das Baby zwischen ihren Beinen sah.
    „Grüß dich!“ Lena bot ihm die Wange zu dem freundschaftlich Kuss, mit dem sie sich immer begrüßten.
    „Das ist Babs, meine Tochter!“ Kurz sah Lena den Schatten, der über Krischans Augen huschte. Verwirrt blickte er sie an.
    „Deine Tochter? Und wo ist der Mann dazu?“, fragte er barsch. Nie hatte er Lena in Begleitung gesehen, stets war sie alleine durch die Dünen gezogen.
    „Der ist in Australien!“ Hier konnte sie ohne Furcht erzählen, dass Nils in Australien war, denn hier kannte ihn niemand.
    „Australien ist aber auch der kürzeste Weg, um sein Kind zu besuchen!“ Bitter sprach Krischan die Worte aus, Lena hatte es nicht verdient, von einem Typen sitzen gelassen zu werden. Plötzlich erinnerte er sich an ihre Traurigkeit, mit der sie letztes Jahr gekämpft hatte.
    „Er weiß nichts von dem Baby!“ Glücklich blickte Lena auf ihre Tochter, die kaum stillsitzen konnte, vor lauter Neugierde.
    „Das ist genauso schlimm!“ Um ihr seine Gefühle nicht zu zeigen, wendete Krischan den Blick ab, eine ungeheure Wut hatte ihn gepackt. Letztes Jahr hatte er sich in Lena verliebt! Lange Zeit hatte er vor sich selbst versucht, seine Gefühle zu verheimlichen, aber sie war durch seine Träume gespenstert und hatte ihn nicht mehr ruhig schlafen lassen. Nie zuvor hatte er eine liebevollere Frau getroffen.
    „Irgendwann erzähle ich dir mal seine Geschichte, dann wirst du es verstehen!“ Ruhig legte Lena ihre Hand auf seinen Schenkel, der dicht neben ihr kniete, eine stumme Bitte lag in ihrem Blick.
    „Gehst du mit mir essen?“ Ruppig und schroff kam die Einladung über seine Lippen.
    „Ich esse aber weder Fisch noch Fleisch!“ Entschuldigend lächelte sie ihm zu.
    „Oh Gott, das dachte ich mir! Wir haben aber auf Amrum auch einen Koch, der hervorragend vegetarisch kocht!“ Ein leichtes Lächeln schlich sich über seine zusammengepressten Lippen.
    „Dann gehe ich mit dir essen!“ Hinter ihren Lippen blitzten die geraden Zahnreihen.
    Imke, die die Szene beobachtet hatte, wand sich verletzt ab. Letztes Jahr hatte sie schon bemerkt, dass Krischan mehr für Lena empfand. Sie selbst beachtete er gar nicht, obwohl sie sich die braunen Haare hatte wachsen lassen und sich jeden Morgen sorgfältig schminkte. Zu gerne hätte sie seine Aufmerksamkeit erweckt, aber er sah in ihr nur eine Kollegin, die sich um die verlassenen Seehunde kümmerte.
    „Ich hole dich um sieben ab!“ Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Lieber um acht, dann habe ich Babs zu Bett gebracht!“
    Langsam erhob Lena sich, streichelte ein letztes Mal das weiche Fell des gescheckten Heulers, nahm Babs fest auf ihre Hüfte, schüttelte den feinen Sand von ihrer Hose und gab Krischan einen Kuss auf die Wange. Von Torsten und Imke verabschiedete sie sich mit winkenden Fingerspitzen.
    Nachdenklich sah Krischan Lena hinterher, deren Figur nicht ahnen ließ, dass sie bereits Mutter war. Anmutig und grazil schritt sie über die geteerten Wege zum Ausgang, ihre strohgelbe, ungezähmte Mähne reichte über ihren schmalen Rücken.
    An den hohen, mit hellgrünem Dünengras bewachsenen, weißsandigen Dünen ließ Lena den Kinderwagen stehen, zog ihre Gummistiefel und die Socken aus, krempelte ihre Jeans bis an die Kniekehle, nahm Babs schräg auf ihre Hüften und lief über den warmen, weichen Sand, der unter ihren Fußsohlen kitzelte, zum unendlichen Meer. Sanft rollten die Wellen an den Strand, lächelnd spürte sie die weiche, aufschäumende Gischt, die ihre Füße umspülte. Weiter schritt sie in das kalte Wasser, bis ihre Waden bedeckt waren und die herannahenden Wellen ihre Knie erreichten. Von den

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