Engel Der Nacht
Vorstädte und einen Teil des Netzes von Portland. Der Wind hielt den Atem an, sodass sich die feuchte Luft auf meine Haut legen konnte.
Ohne es zu wollen, warf ich einen verstohlenen Blick zu Patch hinüber. Es beruhigte mich doch ziemlich, ihn an meiner Seite zu haben. Dann schenkte er mir ein Grinsen.
»Angst, Engelchen?«
Als ich spürte, wie ich nach vorn gekippt wurde, umklammerte ich den Metallbügel vorne am Wagen. Ein zittriges Auflachen entschlüpfte mir.
Unser Wagen flog dämonisch schnell, meine Haare flatterten hinter mir im Wind. Nach links und rechts schleudernd polterten wir über die Schienen. Innerlich spürte ich, wie meine Organe sich fließend hoben und senkten, je nachdem wie wir fuhren. Ich sah nach unten auf der Suche nach irgendetwas, das sich nicht bewegte.
Da entdeckte ich, dass mein Sicherheitsgurt aufgegangen war.
Verzweifelt versuchte ich, Patch etwas zuzurufen, aber meine Stimme wurde vom Fahrtwind erstickt. Ich spürte ein
Loch in meinem Magen und ließ den Metallbügel mit einer Hand los, um den Sicherheitsgurt wieder zu schließen, während ich mit der anderen versuchte, den Gurt festzuhalten. Der Wagen warf sich nach links. Ich rammte Patchs Schulter, wurde so hart gegen ihn geschleudert, dass es schmerzte. Dann schnellte der Wagen in die Höhe, und ich fühlte, wie er sich von den Schienen hob, anscheinend nicht fest damit verbunden.
Wir stürzten wieder nach unten. Die blitzenden Lichter neben den Schienen blendeten mich; ich konnte nicht sehen, welchen Weg die Schienen am Ende der Sturzfahrt nehmen würden.
Es war zu spät. Der Wagen warf sich nach rechts. Ich spürte eine Welle der Panik, und dann geschah es. Meine linke Schulter rammte gegen die Tür. Sie flog auf, und ich wurde aus dem Wagen geschleudert, während der Achterbahnzug ohne mich davonsauste. Ich rollte auf die Schienen und griff nach etwas, das mir Halt geben könnte. Meine Hände fanden nichts, und ich purzelte über den Rand, fiel wie ein Stein durch die schwarze Luft. Der Boden rauschte mir entgegen, und ich öffnete den Mund zu einem Schrei.
Als ich wieder zu mir kam, kam der Zug gerade quietschend an der Plattform zum Stehen.
Meine Arme schmerzten, so fest hielt Patch mich. »Na, das nenne ich mal einen Schrei«, sagte er und grinste mich an.
Wie benommen sah ich, dass er eine Hand übers Ohr legte, als hallte mein Schrei immer noch darin wider. Ganz und gar nicht sicher, was eigentlich passiert war, starrte ich auf die Stelle an seinem Arm, wo meine Fingernägel kleine Halbkreise in seine Haut eingegraben hatten. Dann wanderte mein Blick zum Sicherheitsgurt. Er lag fest um meine Hüfte.
»Mein Sicherheitsgurt«, stammelte ich. »Ich dachte …«
»Dachte was?«, fragte Patch und hörte sich ehrlich interessiert an.
»Ich dachte … Mir war, als wäre ich aus dem Wagen geflogen. Ich dachte wirklich … ich würde sterben.«
»Ich glaube, darum ging’s.«
Meine Arme zitterten. Meine Knie waren wie Pudding, als ich ausstieg.
»Schätze, wir sitzen weiter nebeneinander«, sagte Patch. Ich meinte, einen leisen Triumph aus seiner Stimme herauszuhören, doch ich war zu durcheinander, um ihm zu widersprechen.
»Der Erzengel«, murmelte ich und sah noch einmal über die Schulter zur Achterbahn zurück, die den nächsten Aufstieg begonnen hatte.
»Das bedeutet ein hochrangiger Engel.« Jetzt schwang eine gewisse Selbstgefälligkeit in seiner Stimme mit. »Je höher der Rang, desto härter der Fall.«
Ich wollte den Mund aufmachen, um noch einmal zu sagen, dass ich mir sicher war, kurz aus dem Wagen geschleudert worden zu sein. Und dass irgendwelche unerklärlichen Mächte mich wieder zurück hinter meinen Sicherheitsgurt gebracht hatten. Stattdessen sagte ich: »Ich glaube, ich bin mehr so der Schutzengeltyp.«
Patch grinste wieder. Während er mich den Weg entlang führte, sagte er: »Ich bringe dich zurück zur Spielhalle.«
NEUN
H astig drängte ich mich durch die Menge in der Spielhalle, vorbei am Getränkestand und den Toiletten. Als das Tischfußballspiel in Sicht kam, konnte ich Vee nirgendwo entdecken. Elliot und Jules waren auch nicht zu sehen.
»Sieht aus, als wären sie gegangen«, sagte Patch.
In seinen Augen lag vielleicht eine Spur von Belustigung. Allerdings hätte es bei Patch auch etwas ganz anderes sein können. »Sieht aus, als bräuchtest du eine Mitfahrgelegenheit.«
»Vee lässt mich nicht allein«, sagte ich, wobei ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um die Menge
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