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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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kann ich nicht. Ich habe Höhenangst. Abgesehen davon wartet Vee auf mich.« Nur, dass auf einmal der Gedanke, da oben in die Luft hinaufzufahren, mir überhaupt keine Angst mehr einjagte. Als würde das Wissen, dass ich Patch an meiner Seite hatte, auf irgendeine absurde Weise dafür sorgen, dass ich mich sicher fühlte.
    »Wenn du die ganze Fahrt mitmachst, ohne zu schreien, dann sage ich Coach, er soll uns wieder umsetzen.«

    »Das habe ich schon probiert. Er will nicht nachgeben.«
    »Vielleicht bin ich ja überzeugender als du.«
    Das fasste ich als persönliche Beleidigung auf. »Ich schreie nicht«, sagte ich. »Nicht wegen einer Kirmesfahrt.« Nicht wegen dir.
    Zusammen mit Patch ging ich zum Ende der Schlange, die für den Erzengel anstand. Hoch oben im dunklen Nachthimmel erhoben sich vielstimmige Schreie und verklangen.
    »Ich habe dich noch nie im Delphic gesehen«, sagte Patch.
    »Bist du oft hier?«, fragte ich. Im Geiste machte ich mir eine Notiz, nie mehr am Wochenende hierherzukommen.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Unsere Schlange rückte vor, als sich die Wagen leerten und eine neue Ladung Vergnügungssüchtiger einstieg.
    »Lass mich raten«, sagte ich. »Du hast das letzte Jahr hier verbracht, statt zur Schule zu gehen.«
    Ich wurde sarkastisch, aber Patch sagte nur: »Die Frage zu beantworten würde Licht auf meine Vergangenheit werfen. Und die würde ich lieber im Dunkeln lassen.«
    »Warum? Was stimmt denn nicht mit deiner Vergangenheit?«
    »Ich glaube nicht, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um darüber zu sprechen. Meine Vergangenheit könnte dir Angst einjagen.«
    Zu spät, dachte ich.
    Er trat näher, und unsere Arme berührten sich, eine flüchtige Berührung, bei der sich die Härchen auf meinen Unterarmen aufstellten. »Die Dinge, die ich gestehen müsste, sind nicht so, dass man sie mal so nebenbei seinem Sitznachbarn in Bio erzählen würde«, sagte er.
    Ein kalter Wind umwehte mich, und als ich ihn einatmete, erfüllte er mich mit Eis. Doch das war kein Vergleich zu dem Frösteln, das Patchs Worte durch mich hindurchjagten.
    Patch zeigte mit dem Kinn die Rampe hinauf. »Sieht aus, als wären wir dran.«
    Ich drückte mich durch das Drehkreuz. Als wir auf der Plattform standen, waren die einzigen noch freien Wagen die ganz am Anfang und ganz am Ende des Zuges. Patch hielt auf Erstere zu.
    Die Konstruktion der Achterbahn flößte mir nicht gerade Vertrauen ein, generalüberholt oder nicht. Sie sah aus, als wäre sie mehr als ein Jahrhundert alt und aus Holz erbaut, das sehr lange Zeit dem rauen Klima Maines ausgesetzt gewesen war. Die Malereien an den Wagen waren noch weniger vertrauenerweckend.
    Den Wagen, den Patch ausgesucht hatte, zierten vier Bilder. Das erste zeigte eine Horde gehörnter Dämonen, die einem schreienden männlichen Engel die Flügel ausrissen. Auf dem nächsten Bild stützte sich der flügellose Engel auf einen Stein und sah aus einiger Entfernung Kindern beim Spielen zu. Auf dem dritten Bild stand der flügellose Engel dicht bei den Kindern und lockte mit gekrümmtem Zeigefinger ein Mädchen mit grünen Augen zu sich. Auf dem letzten Bild fuhr der flügellose Engel durch den Körper des Mädchens hindurch wie ein Geist. Über allen Bildern war ein Sichelmond zu sehen.
    Ich riss meinen Blick los und versicherte mir selbst, dass nur die eiskalte Luft meine Beine so zittern ließ. Dann schlüpfte ich zu Patch in den Wagen.
    »Deine Vergangenheit würde mir keine Angst einjagen«, sagte ich, während ich den Sicherheitsgurt über meinem Schoß zusammensteckte. »Ich schätze, ich würde sie wohl eher abstoßend finden.«
    »Abstoßend«, wiederholte er. Seine Stimme hörte sich an, als akzeptierte er den Vorwurf. Was seltsam war, da Patch sich sonst nie kleiner machte.

    Die Wagen rollten kurz zurück, dann fuhren sie ruckartig an. Nicht gerade sanft entfernten wir uns von der Plattform, kletterten stetig höher. Ein Geruch nach Schweiß, Rost und Salzwasser, der von der See hereinblies, erfüllte die Luft. Patch saß nah genug, um ihn zu riechen. Ich fing einen Hauch gut riechender Pfefferminzseife auf.
    »Du siehst blass aus«, sagte er und beugte sich dabei zu mir hinüber, damit ich ihn über das Rattern der Schienen hinweg hören konnte.
    Ich fühlte mich auch blass, gab es aber nicht zu.
    Auf der Kuppe gab es einen kurzen Augenblick des Zögerns. Ich konnte meilenweit sehen, erblickte aber nichts als dunkle Landschaft gepunktet mit dem Funkeln der

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