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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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töricht, es mir mit den hohen
Herren zu verscherzen? Ein Mucks, und ich kann einpacken. Das ist Euch hoffentlich
klar.«
    »Gott behüte!«, heuchelte Berengar, der sich
ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen konnte, und leerte seinen Becher auf einen Zug.
»Man muss ja nicht gleich an das Schlimmste denken.«
    »Schön, dass wir einer Meinung sind.«
    »Aber selbstverständlich!«, beteuerte Berengar
und winkte das Schankmädchen herbei, um sich nachgießen zu lassen. »Mir geht es
nur um ein paar Auskünfte, nicht darum, Euch Ärger mit der Obrigkeit zu bescheren.«
    »Eure Hartnäckigkeit in Ehren, Herr …«
    Um sich lieb Kind zu machen, setzte Berengar
sein strahlendstes Lächeln auf. Von seinem Naturell her war ihm dies zwar zuwider,
doch was sein musste, musste eben sein. »Von Gamburg, Frau Wirtin.« Ehrlich währte
bekanntlich am längsten, selbst dann, wenn man sich in einem Bordell aufhielt. »Vogt
des Grafen von Wertheim.«
    »Wie gesagt, Herr Vogt, bei mir beißt Ihr mit
Eurer Fragerei auf Granit.«
    »Warum denn so förmlich, schöne Frau? Apropos
– Ihr könnt ruhig Berengar zu mir sagen.«
    Hrosvit Ansbacher, unter Eingeweihten auch als
›Das gelbe Wunder‹ bekannt, grinste über beide Backen. Der Umstand, dass sie kaum
noch Zähne besaß, schien sie nicht sonderlich zu stören. »Und dann auch noch Süßholz
raspeln, so hab ich’s gern.«
    »Warum auch nicht. Ist ja schließlich kein Kloster
hier, oder?«
    Die Lippen wieder gerade wie ein Strich, verengte
sich Hrosvits Blick, und sie blitzte ihr Gegenüber argwöhnisch an. »Zur Sache, junger
Herr. Ihr wollt mich aushorchen, na schön. Geld riecht bekanntlich nicht. Aber warum
ausgerechnet über Tuchscherer?«
    Berengar fischte einen prall gefüllten Schnürbeutel
aus der Tasche, drückte ihn der Frauenwirtin in die Hand und räusperte sich. »Sagen
wir’s einmal so: Ich habe noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen. Unter Männern,
wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Ehrlich währte eben doch nicht am längsten,
vor allem, wenn man sich in einem Bordell befand.
    »Sieht so aus, als wärt Ihr damit nicht allein«,
antwortete Hrosvit, deren Widerstand sich dank Berengars Handsalbe in Luft aufgelöst
hatte. »Wundert mich sowieso, weshalb dieser Schwerenöter noch lebt.«
    »Mit anderen Worten: Er war Stammkunde hier.«
    Die Ellbogen auf seine Kante gestützt, beugte
sich die Frauenwirtin über den Tresen, griff nach Berengars Leinenhemd und zog ihn
zu sich heran. »›War‹ ist das richtige Wort«, tuschelte sie, nicht ohne sich vergewissert
zu haben, ob auch wirklich die Luft rein war. »Und ein höchst spendabler dazu. Allerdings
nur so lange, bis er diese Metze aufgegabelt hat.«
    »Metze?«
    »Nicht was Ihr denkt, Herr Vogt. Keine von meinen
Mädchen hier.«
    »Sondern?«
    »Seht Ihr die Rothaarige da drüben?«, flüsterte
Hrosvit, ließ wieder los und deutete auf eine ihrer barmherzigen Schwestern, die
gerade mit einem fahrenden Sackpfeifer herumturtelte. Jörg der Fiedler, sein Gefährte,
hatte offenbar das Nachsehen gehabt und ertränkte den Kummer in einem Humpen Bier.
    Berengar warf einen Blick über die Schulter
und bejahte.
    »Mit der war Tuchscherer beinahe jeden Abend
zusammen, wenn Ihr versteht, was ich meine. Hat mit Geld nur so um sich geworfen.«
    Da er sehr wohl verstand, was die Frauenwirtin
meinte, bejahte Berengar erneut und sah sie erwartungsvoll an.
    »Nettes Ding, unsere Adelheid, für die Spelunke
hier eigentlich viel zu schade.« Ein wehmütiges Lächeln flog über Hrosvits Gesicht.
»Wie dem auch sei: Die beiden sind aneinander geklebt wie die Kletten.«
    »Ich denke, Tuchscherer ist …?«
    »Alles, was recht ist, Herr Vogt – seid Ihr
so naiv oder tut Ihr nur so? Natürlich ist er verheiratet gewesen, mit einer der
reichsten Jungfern weit und breit. Nicht mehr ganz jung, aber immerhin Jungfrau,
wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Und ob Berengar verstand. Ein andächtiges Kopfnicken
konnte da gewiss nicht schaden.
    Es sollte sich umgehend auszahlen. »Wusste ich’s
doch, dass wir beide uns verstehen!«, frohlockte die dicke Hrosvit und verpasste
ihm einen freundschaftlichen Klaps. »Kurz und gut – obwohl oder gerade weil er verheiratet
war, hat Tuchscherer Adelheid weiterhin den Hof gemacht.«
    »Mit allem Drum und Dran?«
    Die Frauenwirtin grinste. »Ihr seid mir vielleicht
einer, Herr Vogt. Aber gewiss doch – mit allem Drum und Dran. Bezahlen müssen hat
er aber trotzdem. Wo kämen wir da hin.« Hrosvit

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