Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
bin ich
dir um Längen voraus. Und zweitens: Zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, für
die du nicht taugst, klar?«
    Lehmgruber gab ein spöttisches
Pfeifen von sich. »Wie Euer Gnaden wünschen!«, rief er aus und ließ seiner Bemerkung
eine theatralische Verbeugung folgen. »Was auch geschieht – das Glück möge stets
auf Eurer Seite sein.«
    »Halt die Klappe, sonst
kriegst du es mit mir zu tun!«
    »Weiß gar nicht, was du
…« Durch Schritte, die sich vom Rödertor aus auf ihn zubewegten, jäh unterbrochen,
reckte Lehmgruber den Kopf und lauschte. Dem Geräusch nach zu urteilen, welche sie
auf dem Pflaster verursachten, handelte es sich lediglich um eine Person, aber da
es zu spät war, das Weite zu suchen, wich er zurück und rührte sich nicht vom Fleck.
Tuchscherer hingegen war auf einmal verschwunden. Gerade so, als hätte er sich in
Luft aufgelöst.
    Das galt aber nicht für den Unbekannten, welcher
sich rasch näherte und auf das Haus ›Zur Frauenwirtin‹ zuhielt. Hasenscharte erstarrte.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte er diesen dunkelhaarigen Hünen schon einmal gesehen,
und es bedurfte keiner Anstrengung, bis sich die Erinnerung an ihn wieder einstellte.
    Emicho Lehmgruber, einer,
wenn nicht gar der gefürchtetste Schurke im Umkreis von 50 Meilen, hielt vor Furcht
den Atem an. Dies kam in der Tat äußerst selten vor, und wenn, hatte er triftige
Gründe dafür. So wie jetzt, als er den sechs Fuß großen Recken im dunklen Wams und
den ebenfalls dunklen Stulpenstiefeln an sich vorüberhasten sah. Dieser Hüne, muskelbepackt
und mindestens einen Kopf größer als er, hatte es anscheinend eilig. Und er trug
ein Schwert, mit dem er offenbar auch umzugehen verstand.
    »Na – wer hat denn jetzt mehr Mumm von uns beiden?«,
spottete Tuchscherer, der ebenso schnell, wie er das Weite gesucht hatte, wieder
neben Hasenscharte auftauchte. »Du oder ich?«
    »Ich glaube, das ist jetzt nicht der Punkt!«,
erwiderte Lehmgruber gereizt, den Blick auf das Fachwerkhaus gerichtet, in dem der
Fremde verschwunden war.
    »Sondern? Du bist ja so blass, alter Freund!
Irgendetwas nicht in Ordnung mit dir?«
    »Mit mir schon.«
    »Na also, dann ist ja alles klar.«
    »Mit Verlaub – das ist es nicht, edler Herr.«
    »Mal ehrlich: Glaubst du wirklich, die im Rathaus
können mir was anhaben?«
    »Die nicht.«
    »Dann bleibt ja wohl nur noch der liebe Gott,
oder?«
    Lehmgruber schnitt eine alberne Grimasse. »An
deiner Stelle, Hochwohlgeboren, würde ich den Mund nicht so voll nehmen!«, höhnte
er, plötzlich wieder der Alte, klopfte Tuchscherer auf die Schulter und spazierte
in Richtung Rödertor davon. »Und würde mir Gedanken machen, wie ich einen unbequemen
Zeugen loswerde.«
    »He, was soll das? Du wirst doch wohl nicht
den Schwanz einziehen! Wenn du das tust, Memme, siehst du keinen roten Heller von
mir.«
    »Na, wenn schon«, erwiderte Hasenscharte, warf
einen Blick über die Schulter und tänzelte erleichtert von dannen. »Geld allein
macht nicht glücklich!«
     
    *
     
    »Jetzt hört mir mal gut zu, junger Mann!«, raunte Hrosvit, Bordellwirtin
am Rödertor, ihrem unbekannten Gast über den Tresen hinweg zu. »Wenn Ihr eine Ohrenbläserin
braucht, seid Ihr bei mir falsch. Über meine Kunden, ob sie nun Tuchscherer oder
Spiritus Sanctus oder Luzifer heißen, erfahrt Ihr von mir kein Wort. Und wenn Ihr
Euch auf den Kopf stellt. Und überhaupt: Was glaubt Ihr eigentlich, wo Ihr hier
seid? Dies hier ist ein anständiges Haus, damit Ihr Bescheid wisst, edler Herr!«
    »Na, so anständig nun auch wieder nicht«, witzelte
Berengar und sah sich in der Schankstube, in der sich ein knappes Dutzend Freier
und mindestens ebenso viele Hübschlerinnen tummelten, mit hochgezogenen Brauen um.
In seiner Eigenschaft als Vogt und Gefährte eines Kriminalisten hatte er sich an
allen nur erdenklichen Orten herumgetrieben, auch an solchen, die in schlechtem
Ruf standen. In einem Freudenhaus war er dagegen noch nie gewesen, und die Vorstellung,
was Irmingardis dazu sagen würde, trug nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei.
»Oder wollt Ihr mir weismachen, hier ginge es mit rechten Dingen zu?«
    »Falls Ihr es genau wissen
wollt, junger Herr –«, knirschte die knapp 50-jährige und fettleibige Frauenwirtin
mit den karmesinrot geschminkten Wangen, die eine Rosshaarperücke über dem kahl
geschorenen Schädel trug, »ich liefere jede Woche meinen Obolus ab. Auf dem Rathaus.
Pünktlich wie ein Uhrwerk. Glaubt Ihr, ich bin so

Weitere Kostenlose Bücher