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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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brach einen Spreißel aus dem Schanktisch
und stocherte hingebungsvoll in ihrer Zahnlücke herum. »Hirsebrei mit Lauch – scheußlicher
Fraß. Klebt an dir wie der Teufel, das Zeug. Höchste Zeit, dass die Fastenzeit vorüber
ist.« Hrosvit schnippte den Spreißel in die Ecke und stieß einen gequälten Seufzer
aus. »Wo waren wir gerade stehen geblieben?«
    »Bei Tuchscherers amourösen Eskapaden.«
    »Richtig. Wobei es eine Sache ist, wenn man
sich mit einer Dirne einlässt, und eine andere, wenn man sich an eine verheiratete
Frau ranpirscht. Tja, Pech gehabt, lieber Laurenz. Bei Violante Aschenbrenner bist
du an die Falsche geraten.«
    »Eine verheiratete Frau? Ist das nicht ein bisschen
…?«
    »Riskant, Ihr habt es erfasst, junger Herr«,
vollendete Hrosvit und bedeutete dem Schankmädchen, Berengar nachzuschenken. »Zumal
sie ihrem Mann, dem Bader, vor ihrem Techtelmechtel mit Tuchscherer bereits jede
Menge Hörner aufgesetzt zu haben scheint. Wie heißt es doch so schön: ›Der Krug
geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.‹
    »Ist er aber nicht.«
    Hrosvit schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt
– in der Haut vom alten Aschenbrenner hätte ich nicht stecken wollen. Hat sich zum
Hanswurst gemacht, der arme Tropf.«
    »Und Tuchscherers Frau?«
    »Hat von alldem nichts mitgekriegt. Oder nichts
mitkriegen wollen, je nachdem.«
    »Apropos – wie hieß die Dame doch gleich?«
    »Egberta. Egberta Tuchscherer.«
    »Seid bedankt. Also wirklich, Frau Wirtin, irgendjemand
muss doch gemerkt haben, was für ein Früchtchen ihr Gatte ist. Zum Beispiel ihr
Vater.«
    »Der alte Wernitzer? Dass ich nicht lache! Der
war doch froh, dass sein Töchterlein unter die Haube gekommen ist.«
    »Wie alt ist er denn?«
    »›War‹, schöner Mann, ›war‹! Er ist kurz nach
der Hochzeit gestorben, im stolzen Alter von 72 Jahren. Wahrscheinlich vor Freude.
Sei’s drum, seine schlechtere Hälfte wird nicht sonderlich traurig darüber gewesen
sein.« Hrosvit nippte an Berengars Becher und wog bedächtig ihr Haupt. »Hm – gar
nicht mal so schlecht. Meiner Treu, wenn ich nur an dieses Schandweib denke, packt
mich das kalte Grausen.«
    »Mit einem Wort, ein Schwiegermonstrum aus dem
Bilderbuch!«, stachelte Berengar die Frauenwirtin an, in der Hoffnung, ihre Redseligkeit
möge noch lange anhalten. Schauspielerei war zwar nicht gerade seine Stärke, aber
da der Zweck die Mittel heiligte, blieb er seiner Taktik treu. »Hat die Landplage
auch einen Namen?«
    »Chlotilde«, antwortete Hrosvit und machte ein
Gesicht wie drei Tage Regenwetter. »Chlotilde Wernitzer, geborene Meyerhofer alias
Chlotilde Bermetter.«
    »Das heißt, sie war schon einmal verheiratet.«
    Die Frauenwirtin nickte. »Und hat einen Sohn
aus erster Ehe. Heinrich, Stadtrat und Tuchhändler. Wollte ursprünglich Medizin
studieren, was sein Stiefvater jedoch verhindert hat. Haben sich gehasst wie die
Pest, die beiden.
    »Ist ja interessant.«
    »Wieso?«
    »Nichts, gar nichts!«, wiegelte Berengar ab
und nahm einen tiefen Schluck. »Tja, sieht so aus, als hätte sich der gute Laurenz
in ein Hornissennest gesetzt. Selbst schuld, kann ich da nur sagen.«
    »Na und? Wenigstens hat es sich gelohnt.«
    Berengar runzelte die Stirn, täuschte ein Höchstmaß
an Entrüstung vor und fragte: »Was wollt Ihr damit …«
    »Was ich damit sagen will,
ist, dass Egberta vor zwei Tagen gestorben ist. Im Kindbett. Und ihre Kleine kurz
darauf. Vom Tuchmachergesellen zum Erben über ein riesiges Vermögen – reife Leistung,
findet Ihr nicht auch?«
    »Verstehe ich Euch richtig …«, begann Berengar
und rückte so nahe wie möglich an Hrosvit heran, »Ihr meint also, Tuchscherer habe
beim Tod seiner Frau die Hand im Spiel gehabt?«
    »Ich meine überhaupt nichts, Herr Vogt – damit
wir uns nicht falsch verstehen.« Hrosvit nahm Berengar den Becher aus der Hand und
trank ihn vollends leer. »Es wird eben viel getratscht, falls Ihr wisst, was ich
damit sagen will.«
    Da er nur zu genau wusste, was die Frauenwirtin
sagen wollte, ließ Berengar es bei einem zustimmenden Murmeln bewenden. »Wenn ich
mich recht entsinne, Frau Wirtin, habt Ihr vorhin angedeutet, Tuchscherer habe mit
Geld nur so um sich geworfen«, fuhr er fort, nachdem er sich vergewissert hatte,
dass sich niemand in der Nähe befand. »Ich frage mich, wie so etwas möglich ist.
Ein Tuchmachergeselle, der jeden Abend die Puppen tanzen lässt – kommt Euch das
nicht verdächtig vor?«
    Hrosvit erbleichte. »Warum … warum

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