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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht zu sagen.
Dafür war es momentan noch zu früh.
    Kaum zu bestreiten war indes der Umstand, dass
es sich bei dem laut Bruder Alban gänzlich unbescholtenen Bader um einen vor der
Zeit gealterten Mann handelte. Der vergrämte Gesichtsausdruck, die nach unten gebogenen
Mundwinkel und die auffallend großen Tränensäcke sprachen für sich, nicht zuletzt
auch sein Auftreten, welches ein beträchtliches Maß an Lebensüberdruss erkennen
ließ. Kein Zweifel, das irdische Dasein hatte Bartholomäus Aschenbrenner übel mitgespielt,
wenngleich dies lange noch kein Grund war, die eigene Ehefrau vom Leben zum Tode
zu befördern. Gattenmord war ein fluchwürdiges Verbrechen, ganz gleich, was den
verhärmten Bad­stuber dazu veranlasst haben mochte.
    »Tod im Waschzuber – öfter mal was Neues!«,
grummelte Berengar beim Betreten des Gewölbes, während sein Blick zwischen dem Holzbottich
und dem Schragentisch, auf dem die sterblichen Überreste von Violante Aschenbrenner
ruhten, hin- und herwanderte. Allmählich machte sich Müdigkeit in ihm breit, und
er fragte sich, welche Laune des Schicksals ihm diesen Mordfall beschert haben mochte.
Wäre sein Freund Hilpert nicht gewesen, der es gar nicht abwarten konnte, den Kasus
zu übernehmen, hätte er das Ansinnen von Bruder Alban vermutlich abgelehnt. Mit
der Aufklärung des Leichendiebstahls waren er und sein Freund auf absehbare Zeit
eingedeckt, wobei überhaupt noch nicht abzusehen war, ob und wann der Schuldige
überführt werden würde. »Als ob wir nicht schon genug Ärger am Hals hätten.«
    Da er wusste, wie er seinen
Freund zu nehmen hatte, zog Bruder Hilpert es vor, die Bemerkung zu überhören, folgte
dem Vogt auf dem Fuße und wandte sich wieder dem Bader zu, der immer noch unschlüssig
unter dem Türbogen verharrte. »Sehe ich das richtig, Meister Aschenbrenner«, machte
der Bibliothekarius aus seiner Skepsis keinen Hehl, während er das Mienenspiel des
Baders sorgsam studierte, »Ihr wart entschlossen, Eure Frau zu töten, konntet Euer
Vorhaben aber nicht in die Tat umsetzen, weil man Euch zuvorgekommen war. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Hm.« Bruder Hilpert brütete nachdenklich vor
sich hin. »Eins muss man Euch lassen, Bader: Eure Aussage klingt so befremdlich,
dass ich mich genötigt sehe, sie nicht von vornherein als unwahr abzutun.«
    »Befremdlich oder nicht – es ist die Wahrheit.«
    »Wahrheit – ein hehres Wort!«, warf der Bibliothekarius
mit desillusioniertem Augenaufschlag ein, verschränkte die Arme und musterte den
Bader von Kopf bis Fuß. Er war ungewöhnlich groß, hager und trug einen dunklen Rock
und darunter ein ebenfalls dunkles Leinenhemd. Unter der Fellkappe, deren Ohrenklappen
nach oben geschlagen waren, quoll sein dünnes Haar hervor, zumeist grau, an einigen
Stellen jedoch dunkel und immerhin so lang, dass es ihm bis über die Ohren reichte.
Getreu seinem Wesen war sein Gesichtsausdruck von deutlichem Argwohn geprägt, und
es gab keine Anzeichen, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern würde. »Wenn Ihr
es nicht wart, wer dann?«
    »Keine Ahnung.«
    »Anders ausgedrückt: Haltet Ihr es für möglich,
dass sich Eure Frau in jüngster Zeit Feinde gemacht hat?«
    »Feinde?«, brach es aus dem Bader hervor, so
heftig, dass es von den Wänden des Gewölbes widerhallte. Dann stapfte er die Stufen
hinab und trat auf Bruder Hilpert zu. »Da kennt Ihr sie aber schlecht.«
    »Wenn Ihr Euch da mal nicht täuscht!«, warf
Berengar ein und näherte sich dem Schragentisch, die Augen auf den Leichnam geheftet,
dessen Konturen sich unter einem fleckigen, alten Leinentuch abzeichneten. Wider
Erwarten und sonstige Gewohnheiten wurde ihm auf einmal flau im Magen, wobei er
es gekonnt verstand, sein Unbehagen zu überspielen. »So groß ist diese Stadt nun
auch wieder nicht.«
    »Was mein Gefährte damit sagen will, ist, dass
wir über die Art, wie Eure Frau mit Euch umgesprungen ist, genauestens im Bilde
sind.« In der Annahme, der Bader werde seinen Köder schlucken, hielt Bruder Hilpert
abwartend inne. Da dieser Fall jedoch nicht eintrat, ergänzte er: »Woraus folgt,
dass Ihr einen unbändigen Hass auf sie gehabt haben müsst.«
    »Harmlos ausgedrückt.«
    »Ihr weint Eurer Frau keine Träne nach, richtig?«
    »Warum sollte ich, Bruder?«
    Bruder Hilperts Miene erstarrte. »Eure Offenheit
in Ehren, Badstuber, aber sollte es uns nicht gelingen, den Täter dingfest zu machen,
bedeutet dies, dass Euch der Galgen so gut wie sicher ist.«
    »Heißt das,

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