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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Euch über die Beziehung
Eurer Frau mit Laurenz Tuchscherer bekannt? Seid unbesorgt, von mir aus braucht
Ihr kein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
    »Nicht mehr als das, was alle anderen auch wissen«,
antwortete der Bader und wechselte einen raschen Blick mit Bruder Alban, der sich
mittlerweile zu ihm gesellt hatte und von da an nicht mehr von seiner Seite wich.
»Oder zu wissen vorgaben. Glaubt mir, Bruder, hätte ich geahnt, was mir blüht, wäre
ich mein Lebtag Witwer geblieben.« Der Badstuber machte eine wegwerfende Geste und
ließ die Gedanken in die Vergangenheit schweifen. »Keine Ahnung, bei welcher Gelegenheit
sich die beiden über den Weg gelaufen sind. Violante ist … äh … ich meine, Violante
war nun einmal eine attraktive Frau.«
    »Ich weiß.«
    »Eine Frau, die es darauf
angelegt hat, dass sich die Männer nach ihr umgedreht oder ihr Komplimente oder
gar den Hof gemacht haben. So etwas soll es ja geben. Schicksal, dass gerade ich
an diese verkappte Hure geraten bin. Was ich über die beiden weiß, fragt Ihr? Herzlich
wenig. Ich weiß nur, dass ich es kaum noch ausgehalten habe. All die scheelen Blicke,
die Zoten hinter meinem Rücken, das Getuschel, die mehr oder weniger offenen Hinweise,
die gut gemeinten Ratschläge.« Aschenbrenner schnitt eine angewiderte Grimasse.
»Dumm von mir, dass ich sie samt und sonders in den Wind geschlagen habe.«
    Bruder Hilpert zog die Braue hoch und schwieg.
    Aschenbrenner indes wurde immer redseliger.
»Lange Rede, kurzer Sinn: Vor Kurzem ist es mir dann zu bunt geworden. Wisst Ihr
was, Bruder? Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie legt es darauf an, in flagranti
ertappt zu werden. Sonst hätte sie wohl kaum die Frechheit besessen, diesen Hundsfott
mit nach Hause zu nehmen.«
    »Hierher? Und wie habt Ihr davon erfahren?«
    »Indem unsere Magd die Patienten, bei denen
ich eine Visite machen wollte, der Reihe nach abgeklappert und mich über die Treulosigkeit
meiner Frau in Kenntnis gesetzt hat. Unter Tränen.« Aus dem Mund des Baders erklang
ein heiseres Lachen. »Ihr Pech, dass ich mir das Ungemach, welches mich zu Hause
erwartet hätte, unter allen Umständen ersparen wollte. Wie pflegen die Sarazenen
doch zu sagen: ›Rache ist eine Speise, die man am besten kalt genießen sollte.‹
Der Grund, weshalb ich später als geplant nach Hause gekommen bin.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Zwei Tage.«
    »Moment mal. Wollt Ihr
damit andeuten, Tuchscherer habe am Todestag seiner Frau nichts anderes im Sinn
gehabt, als …«
    »Drücken wir es mal so aus,
Bruder: Diesem Wüstling ist anscheinend nichts heilig. Kaum ist seine Frau tot,
steigt er mit einer anderen ins Bett. Wenn man da nicht auf falsche Gedanken kommt,
weiß ich auch nicht mehr.«
    »Auf welche Gedanken denn?«,
fragte Bruder Hilpert und bot all seine Schauspielkünste auf, um so naiv wie möglich
zu klingen. »Meint Ihr etwa, er habe beim Tod seiner Frau … also, ich muss schon
sagen … alles, was recht ist, Meister Aschenbrenner – findet Ihr nicht, das geht
ein bisschen zu weit? Man geht doch nicht einfach her und bringt die eigene Ehefrau
um, wenn die Frau, mit der man sie betrügt, bereits …«
    »Verheiratet ist, ich weiß.« Zum ersten Mal,
seit Bruder Hilpert ihn ins Gebet genommen hatte, flog ein Lächeln über Aschenbrenners
Gesicht. »Wenn ich ehrlich bin, ist mir das auch egal. Meine Absicht bestand darin,
sie zu töten. Alles andere war für mich Nebensache.« Der Bader pausierte und sah
Bruder Hilpert herausfordernd an. »Ist Nebensache, sollte ich vielleicht sagen.«
    »Wenn Euch alles so gleichgültig war, weshalb
habt Ihr dann extra ein Testament verfasst?«
    »Damit alles seine Richtigkeit hat, weshalb
denn sonst. Und damit sich kein falscher Verdacht erhebt.«
    »Per exemplum betreffs Eurer Tochter.«
    »Ihr habt es erfasst, Bruder. Deshalb, und nur
deshalb habe ich meinen Letzten Willen zu Papier gebracht. Und habe mich anschließend
hierher begeben, um meiner … um der Metze, von deren Anblick sich Euer Gefährte
anscheinend nicht losreißen kann, den Garaus zu machen.«
    »Das bedeutet, Ihr und Eure Frau wart die Einzigen
im Haus.«
    »Genau. So viel Schläue könnt Ihr mir getrost
zutrauen.«
    »Und das heißt auch, dass die Pforte, welche
hinaus auf die Gasse führt, zuvor verschlossen und verriegelt worden war.«
    »Abgeschlossen, das reicht.«
    »Dann frage ich mich, wie es dem Mörder gelungen
ist, ins Haus zu gelangen. Vorausgesetzt, dass es keine weiteren Eingänge

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