Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Ihr schenkt mir Glauben?«
    »Glauben oder nicht – wie kommt es, dass Ihr
Euch ausgerechnet an Bruder Alban gewandt habt?«
    »Weil er mein Beichtvater ist, darum. An wen
hätte ich mich denn sonst wenden sollen? An den Stadtrichter? Der hätte mich doch
glatt einen Kopf kürzer machen lassen.«
    »Ich fürchte, dies wird Euch trotz alledem nicht
erspart bleiben. Es sei denn, Ihr legt sämtliche Karten auf den Tisch. Vor allem,
was Euer Eheleben betrifft.«
    »›Eheleben‹ ist gut.«
    »Erklärt Euch, wir haben nicht ewig Zeit!«,
knurrte Berengar, einen Zipfel des Leinentuchs in der rechten Hand. »Wenn wir Glück
haben, bis morgen früh.«
    »Sie … sie war nicht gerade das, was man unter
einer aufopferungsvollen Ehefrau versteht.«
    »So weit waren wir schon, Badstuber.«
    »Berengar, ich bitte dich!« Bruder Hilpert schürzte
die Lippen und begann den wie zu einer Salzsäule erstarrten Bader gemächlichen Schrittes
zu umkreisen, die Augen bald auf Berengar, hin und wieder aber auch auf Bruder Alban
gerichtet, der das Geschehen vom Eingang aus verfolgte. »Nur keine unziemliche Hast.«
    Aschenbrenner, ein Mann ohne jeden Sinn für
die Ironie, der sich Bruder Hilpert zuweilen bediente, ließ den Kopf auf die Brust
sacken und schwieg. Dann sagte er: »Wir waren noch nicht richtig verheiratet, da
hat sie mich schon hintergangen.«
    »Und wann war das?«
    »Vor sieben Jahren, mehr
als ein Jahrzehnt nach dem Tod meiner ersten Frau.«
    »Woran ist sie gestorben?«
    »Blanchefleur? An einem
Fieber.« Aschenbrenners Stimme begann zu zittern. »Keine drei Tage, und sie war
tot.«
    »Französin?«
    Aschenbrenner nickte. »Tochter
eines fahrenden Quacksalbers, der froh war, ihrer endlich ledig zu sein.«
    Bruder Hilpert atmete
tief durch. »Zehn Jahre Witwer, fürwahr eine lange Zeit.«
    Der Badstuber antwortete mit einem kaum wahrnehmbaren
Nicken, den Blick immer noch gesenkt. »Beinahe elf, um der Wahrheit die Ehre zu
geben. Kein Wunder, dass ich mit Blindheit geschlagen war, als mir Violante über
den Weg gelaufen ist.«
    Kein Wunder, sondern Pech!, dachte Berengar
bei sich, kurz davor, das Leinentuch zurückzuschlagen und einen Blick auf die darunter
ruhende Tote zu werfen. »Kann passieren, oder was meinst du?«
    Kein Freund von schwarzem Humor, stellte sich
Bruder Hilpert erneut taub und wandte sich dem sichtlich konsternierten Bader zu.
»Eine Frage, Meister Aschenbrenner – wann genau ist Euch eigentlich aufgefallen,
dass Eure Frau …«
    »Dass sie mich betrügt, meint Ihr?«
    »Exakt.«
    Peinlich berührt, hob der Badstuber den Blick,
zuckte mit den Achseln und rückte seine dunkle Fellkappe zurecht. »Ist das denn
so wichtig?«
    Bruder Hilpert schnappte
nach Luft, vermied es jedoch, einen harschen Tonfall anzuschlagen. Geduld war das
Gebot der Stunde, wenn überhaupt, dann war sie es, mit deren Hilfe er ans Ziel gelangen
würde. »Wenn das so ist, Meister Aschenbrenner, hier nochmals meine Frage. Hat sich
Eure Frau – aus welchem Grund auch immer – irgendjemanden in der Stadt zum Feind
gemacht? Wenn ja, wäre es an der Zeit, mich darüber in Kenntnis zu setzen.«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber ich!«, entfuhr es einem sichtlich verblüfften
Berengar von Gamburg, den Blick auf die Gesichtspartie der Toten gerichtet, von
deren Anblick er sich offenbar nicht losreißen konnte. »Aber ich.« Erst dann, als
er Bruder Hilperts Blick auf sich ruhen fühlte, gewann er die Fassung wieder, nahm
seinen Gefährten beiseite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Und konnte es sich auf
dessen erstaunten Blick hin nicht verkneifen, ein triumphierendes »Was sagst du
jetzt?« hinzuzufügen.
    Aschenbrenner blieb dies natürlich nicht verborgen.
Auf einen Schlag wie verändert, reckte sich der Badstuber zu voller Größe empor
und fragte: »Irgendwelche neuen Erkenntnisse, Bruder?«
    »Das kann man wohl sagen.« Beinahe ebenso erstaunt
wie sein Gegenüber, ließ sich der Bibliothekarius dennoch nicht aus der Ruhe bringen.
»Per exemplum, dass es jemanden gibt, der Eurer Gattin nach dem Leben getrachtet
hat. Wobei ich hinzufügen muss, dass mein Freund und Gefährte Zeuge eben jenes Vorfalls
gewesen ist.« Bruder Hilpert bedachte Berengar mit einem anerkennenden Blick und
ergänzte: »Eines Vorfalls, der sich heute Nachmittag in unmittelbarer Nähe von Sankt
Jakobus abgespielt hat.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Machen wir es daher kurz, Meister Aschenbrenner.«
Bruder Hilpert ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher