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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufzunehmen.«
    »Bei meinem Schwager, ganz recht.«
    »Verstehe.« Bruder Hilperts Miene entspannte
sich. »Apropos Verwandtschaft – mit wem ist Eure Schwester eigentlich verheiratet?«
    »Mit Conrad Klein, einem Amtmann.«
    »Tür an Tür mit der Familie Wernitzer, ein fragwürdiges
Vergnügen.«
    »Was glaubt Ihr, wie oft ich diese Brut schon
verflucht habe.« Die Verachtung des Notarius erreichte ungeahnte Höhen. »Egberta
konnte einem wirklich leidtun. Hier der Herr Gemahl, der nichts Besseres zu tun
hat, als jedem Weiberrock hinterherzujagen, auf der anderen Seite diese Giftnatter
von Mutter, um die jeder, der kann, einen Bogen macht. Von ihrem Sprössling, diesem
abgefeimten Schurken, gar nicht zu reden.«
    »Nicht so voreilig, Notarius. Vermutungen sind
bekanntlich eine Sache, das Aufstöbern von Beweisen eine andere.«
    »Nichts einfacher als das.« Ohne Bruder Hilperts
fragenden Blick zu erwidern, griff der Notarius unter seinen Talar und förderte
einen versiegelten Umschlag zutage. »Bedient Euch, Bruder, Hauptsache, der Schuft
baumelt am Galgen.«
    Der Bibliothekarius zog die Brauen hoch und
überlegte. Um zu erahnen, was ihm offeriert wurde, musste man kein Hellseher sein.
»Egbertas Testament?«, ließ er deshalb kühl verlauten, obwohl er liebend gerne zugegriffen
und einen Blick auf das Dokument geworfen hätte, von dem er annahm, dass es ihm
wichtige Erkenntnisse liefern würde. »Richtig?«
    »Nicht nur.« Wie so häufig während der vergangenen
Viertelstunde konnte Nyeß seine Befriedigung nicht verbergen. »Sondern auch dasjenige
ihres Vaters. Nebst detaillierter Bestimmungen für den Fall, dass ihr sauberer Herr
Gemahl sie überleben würde. Darüber hinaus ein halbes Dutzend Schuldverschreibungen,
allesamt auf Heinrich Bermetter ausgestellt. Darunter eine, welche sich auf rund
1.200 Gulden beläuft. Hübsche Summe, nicht wahr? Man fragt sich, wie der Herr Tuchhändler
das fertig gekriegt hat.«
    »Antwort: durch unprofitable Geschäfte.«
    »Wie gesagt, Bruder, ich finde, Ihr seid ein
Meister Eures Fachs.« Nyeß drückte seinem Gegenüber den Umschlag in die Hand und
sagte: »Gebt Euch keine Mühe, Frater [77] ,
ich denke nicht daran, meine Quellen preiszugeben.«
    »Es geht doch nichts über gute Beziehungen,
besonders zu den örtlichen Geldverleihern.«
    Knallrot im Gesicht, stieß der Notarius ein
nervöses Räuspern aus. »Wie dem auch sei, es heißt, er habe sein gesamtes Geld in
ein Nürnberger Handelshaus gesteckt. Pech für ihn, dass es vor gut einem Monat bankrott
gegangen ist. Ein Grund mehr, nach jedem Strohhalm zu greifen, oder? Wo kämen wir
da hin, wenn dem nichtsnutzigen Herrn Schwager die gebratenen Tauben in den Mund
fliegen und man selbst am Hungertuch nagen würde.«
    »Hat Chlotilde Wernitzer davon gewusst?«
    »Von der Zwickmühle, in die der Herr Filius
geraten ist?«, entgegnete Nyeß, kehrte die Handflächen nach oben und machte ein
ratloses Gesicht. »Wohl kaum, Bruder. Wenn ja, hätte sie ihm bestimmt die Hölle
heißge…«
    Weiter als bis hierher, wo er vor Häme beinahe
zu bersten schien, kam Heinricus Nyeß nicht. Einerseits lag dies daran, dass Bruder
Hilpert ihm mit erhobener Hand Einhalt gebot. Und zum anderen wurde die Stille ringsum
durch Stiefeltritte gestört, die, wie der Bibliothekarius wusste, nur von jemand
ganz Bestimmtem stammen konnten.
    Und so war es dann auch. »Der Vogel ist gerade
ausgeflogen!«, rief ihm Berengar schon von Weitem zu, wobei er den Notarius geflissentlich
ignorierte. »Komm schon, wir müssen uns sputen!«
    »Und wohin?«
    »Schon gut, schon gut –«, brummelte Berengar,
packte Bruder Hilpert am Handgelenk und zog ihn mit sich fort, »alles ist genauso
gekommen, wie Eure Eminenz es vorausgesehen hat. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Noch nicht ganz.« Ein Lächeln auf den Lippen,
entwand sich Bruder Hilpert dem festen Griff, nahm den Vogt beiseite und erteilte
ihm eine Reihe von Instruktionen, an deren Ende er ihm anerkennend auf die Schulter
klopfte. »Gut gemacht, alter Freund!«
    »Das mit ›alter‹ habe ich überhört!«, scherzte
der hochgewachsene Recke, tief beeindruckt von der Kombinationsgabe des Gefährten.
»Und du bist dir sicher, dass du meiner nicht bedarfst?«
    »Doch. Weshalb ich dich bitte, zu tun, worum
ich dich gebeten habe.«
    »Und dann?«
    »Im Anschluss daran erstattest du mir so schnell
wie möglich Bericht.«
    »Dein Wille geschehe, wie im Kloster, so auch
hier!«, witzelte Berengar und wandte sich zum

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