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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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attackierte. Das scheint mir Grund genug für einen kleinen Schweißausbruch zu sein.«
    »Und die Handschuhe?«
    »Ich hatte sie vergessen.«
    »In einer so bitterkalten Nacht?«
    »Ich war müde. Es war spät.«
    »Der Windchill-Faktor lag bei sechs.«
    »Ja, ich habe selbst den ganzen Weg nach Hause geflucht.«
    Das war wieder dieser Blick. Intim. Amüsiert. Entnervend. Er zog sie in einen seltsam miteinander geteilten Moment hinein, den kein anderer zu bemerken schien. Ellen wandte ihm den Rücken zu, ging zum Tisch der Staatsanwaltschaft und tat so, als müsse sie ihre Notizen befragen.
    »Dr. Wright, Agent O'Malley hat ausgesagt, daß Sie, als sie früher am Nachmittag in Professor Priests Büro mit Ihnen redete, ein Hemd mit Krawatte und schwarze Hosen trugen. Zu dem Zeitpunkt, als Chief Holt Sie verhaftet hat, waren Sie von Kopf bis Fuß schwarz angezogen. Warum das?«
    »Ich hatte mich umgezogen, als ich zum Lunch zu Hause war«, erwiderte er ungerührt. »Es war Samstag. Ich wußte, daß ich den Rest des Tages allein verbringen würde. Ich dachte mir, ich könnte es mir genausogut bequem machen.«
    »Also haben Sie sich wie ein Ninja-Krieger angezogen?«
    »Einspruch!« schrie Costello.
    »Stattgegeben.« Grabko fixierte sie streng. »Miss North, Sie wissen Bescheid.«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Ellen ruhig und wandte sich ab. »Keine weiteren Fragen.«
    Ein Raunen ging durch die Galerie, als sie ihren Platz einnahm. Ellen kannte die Ursache. Warum hatte sie ihn nicht schärfer befragt? Warum hatte sie nicht auf ihn eingehämmert, bis er gestand – falls er irgend etwas zu gestehen hatte? Fragen, die Neulinge im Gerichtssaal immer stellten. Ideen, die Juraprofessoren gleich zu Anfang aus ihren Studenten herausprügelten. Garrett Wright würde nie im Zeugenstand gestehen. Er würde bei einer Konfrontation nie etwas zugeben. Er hatte seine Story, er hatte seine Rolle, und dabei würde er bleiben. Sie würde am Ende wie eine Idiotin dastehen, wenn sie ihn bedrängte. Es hatte keinen Sinn, Fragen zu stellen, wenn sie wußte, daß die Antworten Lügen sein würden, die sie nicht widerlegen konnte.
    »Die Verteidigung ruft Annette Fabrino.«
    Die Frau, die in den Zeugenstand trat, hatte einen sanft gerundeten Körper und das Gesicht eines Raffael-Puttos. Sie sah in die Menge wie ein von Scheinwerfern geblendetes Reh, offensichtlich völlig entnervt von der Aussicht, vor Publikum aussagen zu müssen. Costello stellte sich nahe an den Zeugenstand und versuchte, sie mit einem charmanten Lächeln zu beruhigen.
    »Ich habe nur ein paar Fragen an Sie, Annette«, sagte er freundlich. »Es wird gar nicht lange dauern. Zuerst einmal würden Sie bitte fürs Protokoll Ihre Adresse angeben?«
    »Lakeshore Drive zweiundneunzig.«
    »Sie wohnen neben den Wrights?«
    »Ja.«
    »Am Samstag, dem zweiundzwanzigsten Januar, haben Sie da gegen vierzehn Uhr dreißig aus Ihrem vorderen Fenster gesehen?«
    »Ja, das habe ich. Mein Mann sollte gegen zwei von einer Geschäftsreise zurückkommen, aber er war spät dran und hatte nicht angerufen. Ich war besorgt, ob er es überhaupt zurück schaffen würde bei diesem Wetter.«
    »Was haben Sie gesehen, als Sie hinaussahen?«
    »Ich habe Dr. Wrights Wagen in Richtung Süden fahren sehen.«
    »Sind Sie sicher, was die Zeit angeht?«
    »Ja, ich habe alle paar Minuten auf die Uhr gesehen.«
    »Danke, Annette.« Costello schenkte ihr wieder ein Lächeln und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Das wäre alles.
    War doch nicht so schlimm, oder?«
    Annette Fabrinos runde Wangen färbten sich leicht rosa.
    »Mrs. Fabrino«, begann Ellen, als Costello sich von seiner Zeugin entfernte, »Ihr Haus befindet sich auf der westlichen Seite der Straße, nicht wahr. Das Haus im Tudorstil an der Ecke?«
    »Ja.«
    »Und Sie sagen, Sie sahen, wie Dr. Wrights grauer Saab in Richtung Süden fuhr. Das heißt, der Fahrer saß auf der von Ihnen abgewandten Seite.«
    »Äh-ja.«
    »Und es schneite ziemlich heftig an diesem Nachmittag, nicht wahr?«
    Sie nickte. »O ja. Es ist ganz schön was runtergekommen. Deshalb war ich ja so nervös. Ich hatte gehört, daß der Straßenzustand immer schlechter wurde.«
    »Also, es schneite heftig, und der Fahrer saß auf der von Ihnen abgewandten Seite. Haben Sie tatsächlich deutlich sein Gesicht gesehen, als Dr. Wright an Ihnen vorbeifuhr?«
    »Ja, also . . .« Sie stockte. »Eigentlich nicht. Ich habe es ganz kurz gesehen, denke ich.«
    »Sie wußten, daß es sein Auto

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