Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Sabine hatte den Eindruck, das Lächeln sei nun ein wenig gequält und die Fröhlichkeit zur Maske gefroren. Ihre Stimme hatte die Gastgeberin jedenfalls im Griff, und sie bat sie freundlich herein. Sie nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn in die Garderobe, in der er zwischen all den edlen Pelzen und Lederjacken ein wenig kläglich wirkte.
    Frau von Ilsenbrick führte die späten Gäste in den Salon. Mit lauter Stimme verkündete sie ihre Namen und forderte die Anwesenden auf, sich zu Tisch zu begeben.
    Sabine hatte ihren Exmann sofort gesehen. Er stand mit zwei anderen Männern, die ebenfalls wie Anwälte wirkten, in einer Ecke, während seine Neue, Angelika, sich mit einer anderen genauso künstlich Blonden auf ein Sofa zurückgezogen hatte und ein wenig gelangweilt an ihrem Champagnerglas nippte. Als Frau von Ilsenbrick ihren Namen verkündete, fuhr Jens herum und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Als dem gewieften Anwalt die Gesichtszüge entgleisten, entschlüpfte Sabine ein Kichern. Fast wäre ihm sein Glas aus den Händen geglitten, doch da fing er sich wieder, setzte ein gezwungenes Lächeln auf und wandte sich wieder seinen Gesprächspartnern zu. Aus den Augenwinkeln sah Sabine, wie Frau von Ilsenbrick hastig auf einen wichtig aussehenden Mann mit recht ordentlichem Leibesumfang einredete, dessen Miene sich zunehmend verfinsterte.
    »Wer ist das?«, erkundigte sich Sabine leise bei Ulf.
    »Unser Gastgeber, Johann von Ilsenbrick.«
    Die Kommissarin nickte und sah, wie Gerlinde von Ilsenbrick davonhastete, so schnell ihre hohen Hacken es zuließen, während er auf ein junges Mädchen zuging, das gelangweilt in der Ecke stand.
    »Was?«, rief die vielleicht Sechzehnjährige empört, nachdem ihr Vater ihr ein paar Worte zugeraunt hatte. »Das könnt ihr nicht von mir verlangen!«
    »Sandra!« Er zischte und forderte sie wohl auf, leiser zu sprechen, doch ihre Miene sprach Bände. Wenn sie ein paar Jahre jünger gewesen wäre, hätte sie vielleicht trotzig die Arme vor der Brust verschränkt und mit dem Fuß aufgestampft. Sabine fragte sich noch, wer von den beiden sich durchsetzen werde, als Frau von Ilsenbrick mit hektisch roten Flecken auf den Wangen zurückkehrte und mit übertriebener Begeisterung noch einmal zu Tisch lud. Die Gäste setzten sich in Bewegung. Ulf hakte sich wieder bei Sabine ein und führte sie zur Tür, als sich ihnen Jens Thorne in den Weg stellte. Seine Verblüffung war inzwischen blankem Zorn gewichen, und er funkelte seinen Bruder und seine Exfrau wütend an.
    »Findest du das vielleicht lustig?«, zischte er seinen Bruder an. »Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt, wie wichtig dieser Termin ist? Hier geht es um viel Geld für mich und auch für dich!«
    Ulf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Doch, das hast du deutlich gesagt, und habe ich mich nicht an deine Wünsche gehalten? Hier bin ich, ganz seriös mit einer präsentablen Partnerin!«
    Jens schnaubte. »Und da hast du dir ausgerechnet Sabine ausgesucht? Wirklich, eine ganz fantastische Wahl!«
    »Überlege dir, was du sagst!«, gab sein Bruder nun ebenfalls in scharfem Ton zurück. »Ich kann es nicht erlauben, dass du meine Begleiterin beleidigst, die übrigens hinreißend aussieht, was du bemerken würdest, wenn du nicht in deinen albernen Rosenkrieg zurückfallen würdest.«
    Jens ließ den Blick über seine Exfrau schweifen und brummte gnädig: »Ich habe ja auch nichts gegen ihr Aussehen … «
    Sabine wusste nicht, ob sie lachen oder sich aufregen sollte. Jens beugte sich vor und senkte seine Stimme.
    »Du wirst hier nicht rumschnüffeln und niemanden durch deine peinlichen Fragen oder Bemerkungen in Verlegenheit bringen, ist das klar? Benimm dich ausnahmsweise einmal wie ein zivilisierter Mensch!«
    Das Lachen jedenfalls war ihr vergangen. Sie hätte ihn vor Wut ohrfeigen können. Wie wagte er es, so mit ihr zu sprechen? War sie ein ungezogenes Kind, das er maßregeln durfte? Doch Sabine beherrschte sich, um einen Eklat zu vermeiden. Stattdessen hob sie nur die Augenbrauen und sah ihn kalt an. Dann wandte sie sich Ulf zu.
    »Du darfst mich zu Tisch führen!«
    Ulf grinste und deutete eine Verbeugung an. »Mit dem größten Vergnügen, liebste Schwägerin.«
    Jens schnaubte wie ein Stier, machte dann aber auf dem Absatz kehrt und zerrte Angelika nicht gerade höflich ins Speisezimmer.
    Die Gäste setzten sich, und sofort begann die Tochter des Hauses zusammen mit einer Servicekraft die Vorspeise zu

Weitere Kostenlose Bücher