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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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warf dann ihrem Begleiter einen feindseligen Blick zu.
    »Ja, ich gehe aus«, bestätigte sie. »Du kennst meinen Ex-Schwager Ulf Thorne nicht?«
    »Lars Hansen, Schriftsteller«, sagte der junge blonde Mann aus der Nachbarwohnung und reichte Ulf die Hand. Das Zauberwort »Ex-Schwager« hatte die Spannung gelöst. Aber was ging ihn das überhaupt an?, dachte Sabine verärgert und wünschte ihm fast ein wenig barsch eine gute Nacht.
    »Wow«, sagte Ulf noch einmal, als sich Lars wieder in seine Wohnung zurückgezogen hatte. »Du siehst richtig toll aus! Ich wusste ja, dass es eine ganz wunderbare Idee war, dich zu fragen. Jens wird von deinem Anblick begeistert sein.«
    Sabine kicherte. »Oh ja, und er wird sich an seiner Vorspeise verschlucken und vielleicht daran ersticken, wenn wir weiterhin so trödeln!«
    Ihr Schwager ließ sich nicht irremachen. Gemächlich trat er in den Flur, griff nach ihrem Mantel und half ihr hinein.
    »Wie du weißt, kommen Künstler und die wirklich wichtigen Leute immer zum Schluss.«
    »Und in welche Kategorie ordnest du dich ein?«, erkundigte sie sich, als sie sich bei ihm unterhakte und sich zu seinem schicken Ford Thunderbird aus den späten Fünfzigerjahren führen ließ. Ulf liebte Oldtimer.
    »In beide, mein Schatz, oder bist du da anderer Meinung?«
    Sabine ließ sich lachend in die dunkelroten Ledersitze sinken. »Nein, wie könnte ich?«
    »Welch angenehme Überraschung!«
    Sabine versuchte gerade, aus dem Auto auszusteigen, ohne sich ihre hohen Absätze in den Ritzen des kunstvoll verlegten Pflasters zu ruinieren, als eine Stimme sie herumfahren ließ. Sie gehörte nicht ihrem Exmann Jens Thorne – der es auch ganz sicher nicht als angenehme Überraschung bezeichnen würde, sie hier anzutreffen!
    »Guten Abend, Peter«, sagte sie ein wenig bedrückt und fügte dann hastig hinzu: »Das ist mein Schwager Ulf, der mich gebeten hat, ihn heute Abend zu begleiten.«
    Der Vampir schmunzelte und raunte ihr zu: »Willst du mir damit zu verstehen geben, dass er keine Gefahr darstellt und meiner Aufmerksamkeit nicht würdig ist?«
    Sie warf ihm nur einen zornigen Blick zu.
    »Ich denke, du hast recht«, sagte er nach einem zweiten Blick auf ihren Begleiter. »Er ist dem weiblichen Geschlecht rein platonisch zugeneigt.«
    Vielleicht war es Unsinn, doch in diesem Augenblick war Sabine froh, dass Ulf schwul war. So würde er hoffentlich nicht ins Visier des Vampirs geraten.
    »Bitte entschuldige uns nun, wir sind schon spät dran und wollen nicht das ganze Dinner durcheinanderbringen. Wir sehen uns später.«
    Sabine hakte sich bei Ulf unter, um ihre Worte zu bekräftigen und um unbeschadet in ihren hohen Schuhen über das Kopfsteinpflaster bis zur Haustür zu gelangen.
    »So, eine Dinnerparty«, wiederholte der Vampir gedehnt und ließ den Blick von ihrer Abendfrisur bis zu den Pumps herabwandern, die er ihr ebenfalls geschenkt hatte. »Nun, es wäre auch nicht die rechte Aufmachung, um einen Tatort zu besichtigen.« Er neigte den Kopf und war so unvermittelt in der Dunkelheit verschwunden, dass sich Ulf verwundert umsah.
    »Wo ist er denn hin? Ist er ein Freund von dir?«
    Sabine dirigierte ihn in Richtung Haustür. »Nun komm schon, wir haben das akademische Viertel schon deutlich überschritten!«
    Aber so leicht ließ sich Ulf nicht ablenken. »Er ist ein wenig merkwürdig, liebe Schwägerin. Ich weiß nicht, ob der Kerl der richtige Umgang für dich ist«, fügte er in gespielter Strenge hinzu, sodass sie beide lachen mussten.
    Zum Glück unterband die Gastgeberin jede weitere Frage. »Oh, Herr Thorne, da sind Sie ja«, rief sie freudig. Falls sie verärgert über Ulfs Zuspätkommen war, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Frau von Ilsenbrick war eine große, schlanke Frau, die sich ihre Figur vermutlich mit zäher Disziplin erhielt. Ihr blondes Haar war kunstvoll aufgesteckt und ihr blau schimmerndes Kleid hatte sicher mehr gekostet, als Sabine in zwei Monaten verdiente. Frau von Ilsenbrick reichte Ulf die Hand und warf dann einen fragenden Blick auf seine Begleiterin.
    »Sabine Berner, Oberkommissarin Sabine Berner«, stellte er sie vor. Sabine stieß ihm unauffällig in die Rippen. Das musste er ja nicht jedem gleich auf die Nase binden. Viele Leute schätzten es nicht besonders, die Polizei im Haus zu haben, selbst wenn sie privat unterwegs war.
    »Und das ist unsere Gastgeberin Frau von Ilsenbrick«, fuhr Ulf unbekümmert fort, und die Damen reichten sich die Hände.

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