Engel der Verdammten (German Edition)
Kripo eindeutig zu strahlend ausfiel. Er schüttelte Sabine und Sönke kräftig die Hand und bat sie, in den Sesseln der Sitzgruppe Platz zu nehmen.
»Möchten Sie etwas trinken?«
»Danke, nein!«, wehrte Sönke mit einem Gesichtsausdruck ab, der Sabine zeigte, dass er den Kerl ebenfalls nicht leiden konnte.
Auch Sabine lehnte das Angebot ab und verzichtete darauf, in einem der Sessel Platz zu nehmen. Dafür strebte Frau Jaspar auf die Sitzgruppe zu.
»Wir würden Ihren Mann gern allein sprechen«, versuchte sie der Kriminalobermeister aufzuhalten, doch Frau Jaspar war hartnäckig und versank in einem der Sessel.
Sabine und Sönke warfen sich einen Blick zu. Gar nicht gut! Vor seiner Frau würde er wohl kaum zugeben, dass er Kontakt zu Prostituierten hatte, doch die beiden Jaspars verharrten auf ihren Plätzen und sahen die Kripobeamten erwartungsvoll an: Dr. Jaspar noch immer mit seinem falschen Lächeln, seine Frau sichtlich angespannt.
Sabine seufzte innerlich und holte dann das Foto heraus, das die Rechtsmedizinerin nach der Autopsie von der Toten gemacht hatte. Man sah nur ihr blasses Gesicht, das nun vom Blut gesäubert war, und ihr langes, rötlich gefärbtes Haar. Die Kommissarin trat auf den Finanzberater zu und hielt ihm das Foto unter die Nase.
»Kennen Sie diese Frau?«
Ein kurzes Zögern, in dem sich sein Lächeln verlor, dann schüttelte er bestimmt den Kopf. »Nein! War’s das?«
Sabine schenkte ihm ein grimmiges Lächeln. »Nein, das war es noch lange nicht. Wollen Sie sich nicht doch lieber mit uns allein unterhalten?«
Dr. Jaspar sprang von seinem Sessel auf und trat ein wenig unruhig von einem Fuß auf den anderen.
»Nun ja, wenn Sie darauf bestehen. Liebling, geh doch bitte in die Küche und mach mir einen Cappuccino. Wir sind hier sicher bald fertig.«
Mit zusammengepressten Lippen verließ Frau Jaspar das Büro, nicht ohne die Tür ein wenig heftiger zu schließen, als nötig gewesen wäre. Sabine hielt Dr. Jaspar das Foto noch einmal unter die Nase.
»Nun? Ist Ihre Erinnerung inzwischen zurückgekehrt? Bitte sagen Sie uns: Wer ist diese Frau?«
»Ich kenne sie nicht!«, behauptete der Finanzberater noch einmal, ohne Sönke und Sabine zu überzeugen. Sie schwiegen beide, während die Kommissarin ihm unerbittlich das Bild von der Leiche hinhielt. Die Stille dehnte sich unangenehm aus. Sabine sah, wie er trocken schluckte und den Blick abwandte.
»Sie ist tot, die Frau auf dem Bild, nicht wahr?«, sagte er leise.
Das war unschwer zu erkennen, auch wenn man die klaffende Halswunde auf dem Foto nicht sehen konnte.
Sabine nickte. »Ja, sie wurde getötet und dann wie ein Stück Abfall weggeworfen. Aber das wissen Sie ja schon, oder?«
»Ich? Woher sollte ich das wissen? Ach so«, fügte er mit sichtbarer Erleichterung hinzu, als Sönke auf die Zeitung deutete, die mit dem Mordfall aufmachte.
»Die Frau, die man in Planten un Blomen gefunden hat?«
»Die Frau, auf deren Puderdose die Kriminaltechnik Ihre Fingerabdrücke gefunden hat«, fügte Sabine trügerisch sanft hinzu.
Wieder schluckte der Finanzberater, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, dennoch sagte er trotzig: »Ich habe keine Ahnung, wie die dort hingekommen sind. Vielleicht hat sie meine Frau bestohlen, und die Dose gehört ihr?«
Sönke schnaubte abfällig. »Ja, bestimmt, und wenn wir uns Ihren Wagen vornehmen, dann werden wir auch gar keine Spuren dieser Frau finden, die Sie angeblich nicht kennen. Es genügt ein einziger Anruf, und die Kollegen von der Spurensicherung machen sich sofort auf den Weg! Oder wir warten einfach ab, bis die DNA -Analyse der Spermaspuren fertig ist, die wir an der Leiche sichergestellt haben.«
Der Schuss traf! Dr. Jaspar wurde abwechselnd rot und blass.
»Wie oft haben Sie sich mit ihr getroffen?«, schoss Sabine gleich hinterher.
»Nein, ich … «, rief er empört, aber dann brach sein Widerstand zusammen. Er ließ sich auf das Sofa sinken, zog ein Taschentuch heraus und wischte sich über die schweißnasse Stirn.
»Bitte, Sie dürfen meiner Frau nichts davon sagen. Sie würde bestimmt die Scheidung einreichen, wenn sie davon erführe.«
»Dass Sie Sex mit einer Prostituierten hatten oder dass Sie sie ermordet haben?«, fragte Sönke trocken.
»Oh Gott, nein, ich habe niemanden ermordet«, stieß der Mann hervor und verbarg den Kopf in den Händen. »Ich hatte doch nur Sex mit ihr, drei- oder viermal.«
Sönke und Sabine tauschten erneut einen Blick. Gut, jetzt
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