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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Sein Begehren glitt über ihren Körper. Langsam streckte sie die Hand aus und berührte seine Brust mit ihren Fingerspitzen. Auch er hob die Hand und legte sie an ihre Wange. Wie kühl. Wie vertraut.
    So standen sie einige Augenblicke einfach nur schweigend da, bis er die Stille brach.
    »Auch wenn du es nicht willst, du wirst immer mehr zu einem Wesen der Nacht. Deine Sinne schärfen sich für das Wesentliche, und dein Geist lernt, nicht nur deinen Augen zu vertrauen.«
    Sabine schob seine Hand zur Seite und schüttelte die Beklommenheit ab, die sie ergriffen hatte. Es gab noch viel zu tun. Diese Nacht war nicht zu ihrem Vergnügen da. Sie mussten verhindern, dass ein Mord vertuscht wurde und ein Mensch für immer verschwand und vergessen wurde. Mit einer energischen Bewegung schaltete sie das Licht ein. Für einen Moment brach die Enttäuschung durch sein gleichmütiges Mienenspiel.
    »Warte kurz, ich ziehe mich um, dann können wir losfahren.«
    Er sagte nichts und folgte ihr auch nicht ins Schlafzimmer.
    Gut so , dachte sie ein wenig enttäuscht.
    Er musste nicht lange warten, bis sie wieder vor ihm stand und erwartungsvoll zu ihm aufsah.
    »Und, wohin fahren wir?«
    »Um den Toten einen Besuch abzustatten?« Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen. »Zum Friedhof nach Ohlsdorf, wohin sonst? Ist das nicht die Stadt der Toten?«
    Er lief vor ihr die Treppe hinunter. Sabine gelang es nicht, mit ihm Schritt zu halten.
    »He, was soll das? Wir haben etwas Wichtigeres vor!«, rief sie empört, als sie sich hinter ihm auf das Motorrad schwang.
    »Wie? Du willst deinem Vater keinen Besuch abstatten? Die Blumen, die du ihm letztes Mal gebracht hast, sind verwelkt. Es wäre eine schöne Geste, ihm einen frischen Strauß zu bringen.«
    »Ja, natürlich«, lenkte sie ein, »aber wir müssen doch das Mordopfer suchen, oder weißt du etwa nicht, wo es hingebracht wurde?«
    »Alles zu seiner Zeit«, beschwichtigte der Vampir und startete den Motor. »Jetzt legen wir dem alten Seemann erst einmal ein paar Blumen auf sein Grab.«
    Sie besorgten unterwegs einen Strauß und fuhren dann am Friedhof entlang bis zum Eingang Hoheneichen, der dem Prökelmoorteich am nächsten lag, in dessen Nähe das Grab von Sabines Vater zu finden war. Nach einem kurzen Fußmarsch waren sie an ihrem Ziel angelangt.
    Sabine nahm die verblühten Rosen aus der Vase und steckte den neuen Strauß hinein. Sie kam oft und gern zum Grab ihres Vaters. Hier fühlte sie sich ihm näher als anderswo. Hier ließ sie ihren Gedanken freien Lauf, beleuchtete im Zwiegespräch mit dem Toten alle Seiten eines Problems und traf folgenreiche Entscheidungen. Hier fand sie Ruhe, wenn sie von ihren eigenen Gedanken gehetzt wurde. Doch heute trat sie nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Was jetzt? Weißt du nun, wohin sie das Opfer geschafft haben, oder nicht?«
    Peter von Borgo lächelte. »Ah, die Kommissarin in dir kommt wieder zum Vorschein. Sei beruhigt, ja, ich weiß, wo sie ihr Opfer bestattet haben.«
    Sabine trat vom Grab zurück. »Dann lass uns gehen!«
    »Nun gut, wenn du es so eilig hast.« Er bot ihr den Arm, doch der Kommissarin war heute nicht danach, mit ihm zwischen Gräbern dahinzuschlendern und den Geschichten der Opfer von Krankheit, Krieg und Not zu lauschen.
    Moment!
    Sie riss die Augen auf. »Sie ist hier, nicht wahr? Die Tote ist hier auf dem Friedhof!«
    Der Vampir nickte mit einem anerkennenden Lächeln. »Gewiss. Die Toten gehören auf den Friedhof, um dort ihre ewige Ruhe zu finden.«
    Sabine zog eine Grimasse. »Oder ruhelos umherzuspuken, weil das Verbrechen an ihnen nicht gesühnt wurde.«
    Er schmunzelte. »Wenn du es so melodramatisch willst, vielleicht auch das.«
    Noch einmal bot er ihr den Arm, und dieses Mal schob sie ihre Hand in seine Armbeuge und ließ sich von ihm einen schmalen Pfad zwischen alten Bäumen entlangführen, die düster und regenschwer über ihnen aufragten.
    »Ich hoffe, du weißt, welches Grab es ist, sonst finden wir die Tote nie. Ich habe mal gelesen, dass es hier in Ohlsdorf fast eineinhalb Millionen Beisetzungen gab. Für so viele Gräber reicht nicht mal ein ganzes Vampirleben.«
    »Wir werden es nicht auf einen Versuch ankommen lassen müssen«, wehrte Peter von Borgo ab. Er schlug einen Haken und folgte nun einem breiteren Weg, der im rechten Winkel zu dem ersten verlief. Noch zweimal bog er ab und führte die Kommissarin in einen Abschnitt mit Familiengräbern. Verwitterte Skulpturen, halb unter

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