Engel der Verdammten (German Edition)
zu folgen. Umsonst, wie mir scheint …«
»Jedenfalls ist sie jetzt tot. Meinst du, dieser Junge könnte sich nachher an ihr gerächt haben?«
Peter von Borgo schnaubte verächtlich. »Nein, das halte ich für ausgeschlossen.«
Sabine nickte. So, wie sie Bent am Morgen erlebt hatte, konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass er in dieser Nacht überhaupt noch einmal aufgewacht war.
»Du hast also nichts mit ihrem Tod zu tun?«, versicherte sie sich noch einmal.
»Nein!«
Sie war überzeugt, dass er die Wahrheit sprach, dennoch hakte sie noch einmal nach: »Und du bist auch nicht später in der Nacht noch einmal dorthin und hast ihre Leiche vom Schlafzimmer in den Garten gebracht?«
Er schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich so etwas tun?«
Sabine hob die Arme. »Was weiß denn ich? Damit sie gefunden wird und die Leute nicht wie die Reißenbergers versuchen, die Leiche verschwinden zu lassen.«
»Nein, das habe ich nicht!« Er erhob sich.
»Was hast du vor?«
»Mir den Ort des Geschehens ansehen«, gab er zurück.
Die Kommissarin sprang auf. »Dann komme ich mit.«
»Nein, das ist keine gute Idee. Ich werde mich dort erst einmal allein umsehen. Außerdem hast du den Tatort ja bereits mit deinen Kollegen untersucht.«
»Du schickst mich fort?« Sie konnte es nicht fassen. Die Enttäuschung überfiel sie wie eine mächtige Woge, dabei hatte sie ihm oft gesagt, sie würde mehr Freiraum und mehr Zeit für sich brauchen – und mehr Schlaf. Und dennoch passte es ihr gar nicht, dass er sie heute Nacht einfach so von sich schob.
Sabine protestierte, aber sie hätte sich denken können, dass dies den Vampir nicht sonderlich beeindruckte.
»Fahr nach Hause«, sagte er sanft. »Du brauchst heute Nacht deinen Schlaf. Du musst dich erholen.«
Ehe sie sich versah, fand sie sich an seinem Arm in der Auffahrt wieder. Er führte sie durch das Tor und blieb neben ihrem Auto stehen, bis sie den Motor gestartet hatte. Noch ein letztes Mal bäumte sich ihr Stolz auf. Sie war kein Kind, dem man einfach befehlen konnte!
Sein Lächeln ließ ahnen, dass er wusste, was in ihr vor sich ging.
»Du brauchst Schlaf, meine Liebste!«, hauchte er hypnotisch.
Ihr Widerstand fiel in sich zusammen. Langsam zockelte sie heim nach St. Georg.
Sabine musste einige Runden drehen, bis sie endlich einen Parkplatz fand. In Gedanken noch in Blankenese bei Peter und dem Mord, ging sie die Straße entlang.
»Hallo, Frau Berner – Sabine.«
Langsam drehte sie sich um. Sie brauchte einige Augenblicke, ehe sie sich von ihren Grübeleien lösen und sich auf den Mann konzentrieren konnte, der sie angesprochen hatte. Sie brauchte noch einen Wimpernschlag, ehe ihr Gehirn den Namen des Journalisten ausspuckte.
»Felix! Ich frage nicht, was Sie zu dieser Stunde hier machen.«
Er lächelte sie an und deutete auf seine Umhängetasche. »Die Arbeit ruft, aber es ist ziemlich kalt heute. Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen? Gegen eine kleine Wärmepause hätte ich nichts einzuwenden.«
Für einen Moment erwog Sabine, ihn in ihre Wohnung zu bitten, doch dann verwarf sie den Einfall wieder. Sie konnte sich noch zu gut an das Desaster mit Michael erinnern. Was, wenn sie wieder die Eifersucht des Vampirs weckte?
So sagte sie stattdessen: »Gute Idee. Ich habe im Moment nichts vor. Gehen wir ins Gnosa?«
»Wollen Sie testen, ob ich wirklich nichts gegen Schwule und Lesben habe?«, scherzte der Journalist.
»Nein, davon darf ich doch wohl ausgehen! Ich bin einfach gern dort«, entgegnete die Kommissarin.
Aus dem einen Kaffee wurden mehrere. Außerdem erlag Sabine dem Anblick der verführerischen Torten am Buffet – nicht einmal die grausamen Geschichten ihres Gegenübers konnten ihren Genuss schmälern.
»Wissen Sie, am perfidesten ist der Handel mit Kindern«, sagte Felix, und Sabine konnte ihm nur zustimmen.
»Frauen sind oft hilflos, doch um wie viel mehr ein Kind, wenn es von der eigenen Familie verkauft wird?«
»Sie meinen die vielen Kinder, die in Südostasien pädophilen Männern angeboten werden?«
Sie dachte wieder an Lan, das kleine Mädchen, dessen Familie noch immer nicht gefunden worden war. War auch sie von ihrer eigenen Mutter verkauft worden?
»Unter anderem«, antwortete Felix Leonhard. »In den vergangenen Tagen habe ich etwas über Kinder in Haiti gelesen. Kennen Sie den Begriff Restavèk ?«
Sabine schüttelte den Kopf.
»So heißen in Haiti die Haussklaven – Kindersklaven, die für alle schweren Arbeiten im
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