Engel der Verdammten (German Edition)
Reißenberger hat mit seinem Handy um 22:46 Uhr einer Dagmar Holstein auf den AB gesprochen. Sie ist seine Sekretärin. Und dann wurde um 23:37 Uhr vom Festnetz des Hauses eine Handynummer angerufen. Wir haben uns die Daten der SIM -Karte besorgt, doch Name und Adresse sind offensichtlich falsch. Und auf Rat ihres Anwalts«, Uwe warf Sabine einen vielsagenden Blick zu, »wollen sie auch nicht sagen, mit wem sie telefoniert haben. Dr. Reißenberger hat irgend so einen Schwachsinn erzählt, von wegen dass er zuerst den Notruf wählen wollte und sich dabei vertippte!«
Thomas Ohlendorf nickte. »Gut, dann überprüft, ob wir dieses Handy orten können. Ruft dort an und hört, ob sich jemand meldet. Seht außerdem in den älteren Gesprächsnachweisen nach, ob die Reißenbergers dort öfters angerufen haben.«
Sein Blick wanderte zu Sabine. »Was habt ihr zum Mord an Fjodora Pawlowa herausgefunden? Gibt es schon Ergebnisse der Spurensicherung?«
Sabine fasste die Ergebnisse der Autopsie für die anderen noch einmal zusammen, während Robert aus seinem Protokoll der Befragung von Frau Fichtner und ihrem Sohn Bent vorlas.
»Frau Fichtner wirkte erschüttert, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie der Tod ihres Hausmädchens an sich fertigmacht oder nur die Tatsache, in eine Ermittlung reingezogen zu werden. Viel wusste sie über die Frau nicht, die wohl schon eine Weile bei ihnen wohnte. Sie hat sich ziemlich rausgewunden und behauptet, sie wisse nicht, wo ihr Mann den Anstellungsvertrag aufbewahrt. Angemeldet war sie jedenfalls nicht, das habe ich schon überprüft. Der Sohn stand noch völlig neben sich, wobei Dr. Lichtenberg meinte, dem ersten Anschein nach stünde er nicht unter Drogen. Dennoch wirkte er aufgewühlter als seine Mutter.«
Sabine nickte. »Kann ich mir gut vorstellen. Ich habe heute Morgen schon mit der Spurensicherung wegen der Bettwäsche und dem Nachthemd der Toten gesprochen. Es wurden Spermaflecken von zwei verschiedenen Männern gefunden. Der Fleck auf ihrem Nachthemd war frisch. Ich vermute mal, dass sie nicht der große Nachtschwärmer war, der sich jeden Abend einen anderen Typen mit aufs Zimmer brachte. Frau Fichtner hat betont, wie zurückgezogen Fjodora bei ihnen lebte. Sie würde nie ausgehen und habe keine Freunde.«
Robert sah in sein Notizbuch. »Ja, das hat sie gesagt.«
»Eine erste Analyse zeigt wohl, dass sich die DNA sehr ähnlich ist!«, fügte Sabine hinzu und sah in die Runde.
Sönke pfiff durch die Zähne. Es war Robert, der aussprach, was sie alle dachten: »Dann haben es wohl Vater und Sohn mit ihr getrieben. Die Frage ist: Wusste Frau Fichtner davon?«
»Nein, die Frage ist: Hat Fjodora da freiwillig mitgespielt?«, korrigierte Sabine. »Dr. Lichtenberg sagt zwar, es ließen sich keine Vergewaltigungsspuren nachweisen, doch Fjodora hatte immerhin Hämatome an den Armen – und zwar mehrere, die verschieden alt waren. Das Sperma in ihrer Vagina könnte vom Vater stammen. Der war am Tag zuvor noch da. Das frische auf dem Nachthemd ist dann vom Herrn Sohn, der an diesem Abend aus irgendeinem Grund nicht ganz zum Zug kam.«
Sabine wusste, wer ihn gestört hatte, doch das konnte sie ja schlecht sagen.
»Vielleicht hat er etwas gehört und wollte nachsehen? Oder sie ist zu laut geworden, und er hatte Angst, von seiner Mutter erwischt zu werden. Jedenfalls denke ich, dass dies kein Einzelfall war und auch nicht im Einverständnis mit der jungen Frau geschehen ist. Dass die Vergewaltigungen keine deutlichen körperlichen Spuren mehr hinterlassen haben, zeigt ja nur, dass sie sich in ihr Schicksal gefügt und nicht mehr aufbegehrt hat.«
»Was allerdings schwer nachzuweisen sein wird, selbst wenn wir die DNA -Proben der beiden Männer dem Sperma zuordnen können«, wandte Thomas Ohlendorf ein.
»Du glaubst, dass sie freiwillig mit beiden Sex hatte?«, brauste Sabine auf.
»Nein, das glaube ich nicht. Ich fürchte nur, dass wir ihnen die Vergewaltigungen nicht nachweisen können«, gab er sanft zurück. »Das Einzige, wofür wir sie drankriegen können, ist, sie illegal beschäftigt zu haben. Mit dem Mord selbst scheinen sie erst mal nichts zu tun zu haben. Wenn es ein Einzelfall wäre, ja, dann könnte es eine Beziehungstat sein, und der Sohn stünde bei mir ganz oben auf der Liste, aber so? Was sollte er mit den anderen Opfern zu tun haben? Dennoch werden wir natürlich klären, ob er oder sein Vater ab und zu die Damen auf dem Kiez beehrt haben, oder ob die Familie
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