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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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bewaffneten Männer‹, sagte ich. Ich sah eine Gruppe von Leuten den Hügel zum Garten hochklettern, Männer mit Scheinwerfern, die sie auf Rachels lebloses Gesicht richteten.
    Ich erhob mich in die Luft, höher und höher.
    Wohin sollte ich gehen, was sollte ich tun?
    Für mich war es an der Zeit, allein zurechtzukommen. Ich warf noch einen Blick zurück auf diese winzigen Menschen dort unten auf der Terrasse, die von meinem urplötzlichen Verschwinden ganz verwirrt waren. Gregory war zusammenge-brochen und saß, sich hin und her wiegend, auf dem Boden und hielt sich den Kopf.
    Und ich stieg hoch in die Lüfte, so hoch, dass ich die glückseligen Geisterwesen sah, und während ich mich nach Norden bewegte, schienen sie mir mit großem Interesse hinterherzu-schauen.
    Ich wusste, was als Erstes zu tun war. Ich musste Nathan finden.«

    22

    »Als ich New York erreichte, lastete das Bedürfnis nach Schlaf sehr auf mir. Ich würde ihm nachgeben müssen, ehe ich mich zu weiteren Unternehmen aufmachte. Doch ich war in heftigster Sorge um Nathan. Ehe ich mir einen Körper schuf, stöberte ich unsichtbar durch das Gebäude des ›Tempels vom Geiste Gottes‹.
    Wie ich erwartet hatte, liefen hier ausgedehnte Experimente auf chemischem Gebiet ab, es gab eine Vielzahl von gesperrten Abteilungen, in denen Leute m diesen merkwürdig zähen, orangefarbenen Plastikanzügen arbeiteten, die ich schon zuvor gesehen hatte. Diese Anzüge schienen mit Luft gefüllt zu sein, und ihre Träger lugten durch die Helme, während sie mit Chemikalien arbeiteten, die sie offensichtlich weder anfassen noch einatmen wollten. Sie füllten sie in eine Art Plastikhülsen.
    Ich betrachtete alles, was dort vor sich ging, ganz genau.
    In einem sterilen Laborraum lagen meine Gebeine auf einem massiven Tisch, und der genial böse Vordenker, der dürre Wissenschaftler mit den gefärbten Haaren, untersuchte sie. Er merkte nicht das Geringste von meiner unsichtbaren Gegenwart, während ich ihn umkreiste. Ich konnte mit seinen Notizen nichts anfangen. Ich hatte nur ein einziges Gefühl für die Gebeine, nämlich den Wunsch, sie zu vernichten, damit man mich nie wieder in sie zurücktreiben könnte. Aber ich könnte dabei sterben. Und es war noch zu früh, um dieses Risiko auf mich zu nehmen.
    Andere Teile des Gebäudes waren offensichtlich Kommunika-tionszentren. Dort saßen Leute vor Monitoren, sprachen in Telefone und arbeiteten an Landkarten. Es gab riesige elektrische Weltkarten an der Wand, auf denen unzählige kleine Lichtpünktchen glühten. All diese Nachtarbeiter umgab ein Flair von Dringlichkeit und Unruhe. Und alle sprachen sehr bedachtsam, als glaubten sie sich von Feinden beobachtet, und was sie äußerten, war grässlich vage. ›Wir müssen vor-anmachen.‹ ›Das wird großartig werden.‹ ›Diese Sache muss bis sechzehn Uhr aufgeladen sein.‹ ›Alles an Punkt siebzehn geht absolut glatt.‹
    Aus alldem konnte ich mir nichts Vernünftiges und keine raffinierten Pläne zusammenreimen. Allerdings gelang es mir, einem Versprecher zu entnehmen, dass das Projekt, an dem sie alle beteiligt waren, ›Der jüngste Tag‹ genannt wurde.
    ›Der jüngste Tag.‹
    Alles, was ich hier sah, versetzte mich in Unruhe und widerte mich an. Ich hatte den Verdacht, dass die Substanzen in den Hülsen eine Virusart oder irgendeinen der anderen tödlichen Wirkstoffe darstellten, die die Wissenschaft gerade erst entdeckt hatte, und der ganze ›Tempel vom Geiste Gottes‹ stank nach Mord.
    Ich glitt durch viele leer stehende Stockwerke, durch Schlafräume junger Tempelbrüder, dann durch eine große Kapelle, in der Sektenanhänger in stillem Gebet verharrten. Sie lagen auf den Knien, in Kontemplation versunken wie Klosterbrüder, die Hände gegen die Stirn gedrückt. Das Bildnis über dem Altar zeigte den mit goldener Farbe gezogenen Umriss eines riesigen Gehirns. Der Geist Gottes, nahm ich an. Es wirkte seltsam kalt und löste keinerlei Gefühl in mir aus. Es glich einer anatomischen Abbildung und sah in dieser Umgebung bizarr aus.
    Ich kam auch an dämmrigen Räumen vorbei, in denen einzelne Menschen schliefen. In einem lag ein Mann, zugedeckt, mit Verbänden versehen, und eine Krankenschwester wachte bei ihm. In anderen Räumen lagen weitere Kranke, in Tücher ge-hüllt, an schimmernde Schläuche angeschlossen, die zu kleinen elektronischen Geräten führten. In vielen Einzelzimmern schliefen Sektenmitglieder. Einige der Räume waren so luxuri-
    ös

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