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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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uralten Menschheits-frage zurückließ, ob das Ende der Welt nahe sein könnte.
    Denn offensichtlich gab es mehr als drei Unterarten dieses Virus, und unzählige andere, ebenso tödliche Viren lauerten noch in den Regenwäldern unserer Erde. Und immer neue irrwitzige Themen beschäftigten die täglichen Nachrichten und unvermeidlich auch unsere kultiviert geführten Konversatio-nen.
    Vor alldem floh ich ebenfalls. Ich floh in die Einsamkeit, in die unschuldige Reinheit des Schnees, suchte die grausame Gleichgültigkeit hoch aufragender Baumriesen und winziger Sternenpunkte am winterlichen Firmament.
    Mit meinem Jeep fuhr ich hinauf zu den »Lederstrumpf-Wäldern«, wie man sie zu Ehren J. F. Coopers manchmal nannte, um mich dort während des Winters abzuschotten. Der Jeep hatte ein Autotelefon, damit konnte man, ein wenig Geduld vorausgesetzt, die Außenwelt erreichen. Zuerst wollte ich es ausbauen, doch um ehrlich zu sein, ich bin nicht sehr geschickt, und ich hätte den Wagen bei dem Versuch wahrscheinlich demoliert. Sie sehen, ich bin kein Idiot, nur ein Gelehrter. Ich hatte alles gründlich geplant. Ich war auf die kommenden schweren Schneefälle gefasst, gefasst auch auf den Wind, der heulend in den einzigen, über der runden, zen-tralen Feuerstelle des Hauses aufragenden Schornstein fahren würde. Den Geruch meiner Bücher, das Eichenholzfeuer, den Schnee, der manchmal in kleinen Flöckchen in die Flammen wirbelte - dies alles liebte ich und brauchte es von Zeit zu Zeit. Und schon manchen vorherigen Winter hatte dieses Haus mir gegeben, wonach ich verlangte.
    Am Abend war noch alles wie gewohnt, doch in der Nacht wurde ich von dem Fieber förmlich überrumpelt, und ich erinnere mich nur noch, dass ich das Feuer in der runden Höhlung des Kamins hoch auftürmte, um mich nicht mehr darum kümmern zu müssen. Wann ich das Wasser neben meinem Bett ausgetrunken hatte, weiß ich nicht mehr. Da war ich wohl schon nicht mehr bei vollem Bewusstsein. Ich weiß noch, dass ich zur Tür ging. Und dass es mir dann nicht gelang, sie wieder zu schließen, nachdem ich den Riegel gelöst hatte, dessen kann ich mich auch noch entsinnen. Ich muss wohl versucht haben, den Jeep zu erreichen. Doch die Tür wieder zu verriegeln, war mir offenkundig nicht möglich gewesen. Im Gegenteil, ich hatte lange Zeit mitten im Schnee gelegen, ehe ich mich aus den Klauen des Winters zu befreien und zurück ins Haus zu kriechen vermochte. So kam es mir jedenfalls vor.
    Ich kann mich daran erinnern, weil mir in dem Moment klar wurde, in welcher Gefahr ich schwebte. Der Weg zurück ins Bett, zurück zur Wärme des Feuers, war unendlich lang und erschöpfte mich völlig. Unter einer dicken Schicht von Woll-und Steppdecken vergraben, trotzte ich dem stürmischen Wind, der sich in das offene Haus stürzte. Ich wusste, dass ich meinen Kopf klarbekommen, dass ich mich irgendwie erholen musste, sonst würde der Winter früher oder später das Haus endgültig erobern, das Feuer zum Erlöschen bringen und mein Leben dazu - für immer.
    Auf dem Rücken ausgestreckt, die Decken bis zum Kinn hochgezogen, schwitzte und fröstelte ich. Ich sah, wie die Schneeflocken zwischen den schrägen Dachbalken tanzten, sah die flammende Pyramide der Holzscheite. Ich roch den angebrannten Topf, als die Suppe darin verkochte. Ich sah, wie der Schnee sich auf meinem Schreibtisch häufte.
    Ich rang mich dazu durch, mich aufzurappeln, nickte dann aber doch wieder ein und träumte all die frustrierenden, dummen Träume, die das Fieber erzeugt, wachte abrupt auf, fiel wieder in traumdurchzogenen Schlaf. Die Kerzen waren verlo-schen, doch das Feuer brannte noch. Schnee häufte sich inzwischen im Raum, bedeckte meinen Schreibtisch und den Stuhl davor, vielleicht schon das Bett. Einmal leckte ich mir Schnee von den Lippen, das weiß ich noch, denn es schmeckte so gut; und hin und wieder ließ ich Schnee in meinem Mund zergehen, den ich mühsam mit den Händen zusammen-gescharrt hatte. Ich hatte höllischen Durst. Da waren diese Träume noch besser, als den entsetzlichen Durst zu spüren.
    Es muss Mitternacht gewesen sein, als Asrael kam.
    Wählte er - aus einem Hang zur Dramatik - diese Stunde?
    Ganz im Gegenteil. Während er sich durch Schnee und Wind pflügte, hatte er schon aus ziemlicher Entfernung das Feuer hoch oben auf dem Berg gesehen, Funken, die aus dem Schornstein stoben, und ein Licht, das aus der offenen Tür blinkte. Diesem Signal war er entgegengeeilt.
    Mein Haus war

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