Engel der Verdammten
Lebensfreude wirst du fühlen, und du wirst inneren Frieden finden. Mehr ist nicht dabei. Alles andere ist Spaß und Spielerei. Wenn eine Tätigkeit nicht ihr Fundament in »Lieben« oder »Lernen« hat, hat sie keinen Wert in sich.
Zum dritten: Sei gütig. Immer, wenn du die Wahl hast, sei gü-
tig. Gedenke der Armen, der Hungernden, der Elenden. Gedenke stets der Leidenden und der Bedürftigen. Die größte schöpferische Macht, die du auf Erden hast, sei es als Engel, als Geist oder als Mensch, ist, anderen zu helfen ... den Armen, Hungernden, Bedrückten. Schmerzen zu lindern und Freude zu schenken sind deine schönsten Gaben. Güte ist, sozusagen, ein menschliches Wunderwerk. Gütig zu sein ist nur uns Menschen gegeben, und den höher entwickelten Engeln und Geistern.
Viertens, was die Magie betrifft. Die Magie ist in allen Ländern und allen Schulen die Gleiche. Magie ist der Versuch, unsichtbare Geister oder den Geist eines Lebenden zu kontrollieren oder die Geister der Toten, die immer noch um das Irdische kreisen, zurückzubringen. Mehr hat es mit der Magie nicht auf sich. Illusionen erzeugen, Tricks vollführen, Reichtum bringen, all das können Geister, da sie, körperlos, wie sie sind, flink und ungesehen stehlen, spionieren, transportieren können.
Das alles ist Magie. Die Worte, die man benutzt, klingen in jedem Land verschieden, sei es in Ephesus oder in Delphi oder in den nördlichen Steppen. Doch es ist alles das Gleiche.
Es gibt keinen Zauber, der mir unbekannt geblieben wäre, und ich suche immer noch weiter. Eine neue Beschwörung zu lernen bedeutet, eine neue Möglichkeit zu finden. Und nun hör gut hin! Er lehrt mich eine weitere Möglichkeit, doch er gibt mir keine größere Macht; meine Macht wächst mit meiner tieferen Einsicht und meinem Willen. Die Magie ist immer die Gleiche.
Was ich damit sagen will, ist, du kannst fast alles bewerkstelligen, ob du die richtigen Formeln kennst oder nicht!
Magier werden geboren - meistens -, doch manche Menschen werden auch zu Magiern ... die Beschwörungen schulen sie und leiten sie, doch deren Wortlaut zählt letzten Endes nicht.
Vor Gott sind alle Sprachen gleich. Und auch vor den Geistern. Beschwörungen helfen eher dem schwachen Magier als dem mächtigen. Doch du siehst auch warum, nicht wahr? Du bist sehr stark, du kannst Dinge bewirken, ohne Beschwörungen zu benutzen, das habe ich genau wie du selbst heute gesehen. Lass dir von niemandem, welche Beschwörungen er auch immer benutzt, einreden, er habe Macht über dich. Ein echter Magier mag Macht über dich haben, ja, aber lass dich niemals durch bloße Worte täuschen. Stelle dich der Macht, wenn du ihr widerstehen willst. Raffe dich auf, sprich deiner-seits Beschwörungen. Beschwörungen erschrecken Menschen und Geister gleichermaßen. Lass Stärke und Macht aus deinen Worten klingen, wenn du deinen Willen durchsetzen willst. Dann öffnen sich alle Türen vor dir.‹
Er schnippte mit den Fingern, ließ einen Moment verstreichen.
Dann fuhr er fort.
›Als Letztes: Kein menschliches Wesen weiß, was nach dem Tod kommt. Geister können diesem Wissen sehr nahe kommen; sie können die lichtüberfluteten Stufen zum Himmelreich wahrnehmen, können die Früchte des Paradieses schauen und auf die unterschiedlichste Weise mit den Toten sprechen, sie können einen Schimmer des göttlichen Lichts erspähen, o ja, das geschieht immer wieder, dass sie diesen Lichtschim-mer sehen, doch sie können nicht wirklich wissen, was nach dem Tod kommt! Niemand, der einmal die Erde und ihre erdgebundenen Geister hinter sich ließ, kehrt je zurück. Die Toten mögen dir erscheinen. Sie mögen zu dir sprechen. Doch du kannst sie nicht zurückkehren lassen, wenn sie dem Tod ver-fallen sind. Wenn sie die Schwelle zum Tod überschritten haben, liegt es nur in ihrer eigenen Macht oder in der Macht Gottes, hier auf Erden zu erscheinen. Glaube also niemandem, der behauptet, er wisse alles über das Himmelreich. Was du auch kennen lernen wirst, sei es das Reich der Geister oder der Engel, sie alle sind von dieser Welt, das Reich des Todes aber liegt jenseits dieser Welt. Verstehst du?‹
›Ja, ich fürchte, ich verstehe‹, sagte ich. ›Aber zu lieben und zu lernen, warum das? Warum ist das der Sinn des Lebens?
Ich meine, wie ist das gekommen, warum sollte jemand darauf aus sein, sich ausgerechnet diesen beiden Dingen mit solcher Hingabe zu widmen?‹
›Du stellst da eine sehr törichte Frage‹, antwortete er.
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