Engel der Verdammten
Guten, jemand, der bereits an Gottes Grausamkeit gegen die Menschen verzweifelt ist und an den Ungerechtigkeiten, die Gott auf Erden zulässt.
Dieser Mensch muss so entschlossen zum Bösen und so von Zorn erfüllt sein, dass er Gott selbst bekämpfen würde, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gäbe und ihn hierfür aufriefe.
Er sollte in der Lage sein, Gott oder seinen Engeln Auge in Auge gegenüberzustehen und sie zu unterwerfen.‹
›Du sprichst von den Engeln des Guten?‹
›Sowohl als auch; du solltest ihnen ebenbürtig sein, und du magst es durchaus sein. Du bist ein Mal'ak, du bist alles andere als ein gewöhnlicher Geist. Doch wie ich dir sagte, wer dazu wird, muss schlecht sein bis auf den Grund seines Herzens, er darf keine Geduld mehr mit Gott haben und will dem Teil im menschlichen Wesen dienen, der rebelliert, der sich weigert, Gottes Gebote zu akzeptieren. Ein solcher Geist wird nicht geschaffen, damit er einem Teufel oder einem Dämon diene, sondern damit er selbst einer sei.‹
Ich schnappte nach Luft.
›Für eine derart niederträchtige Einstellung scheinst du mir noch recht jung zu sein ... zumindest wirkst du sehr jung in dieser Gestalt, die du dir selbst gewählt hast. Und mir scheint sie als das perfekte Spiegelbild dessen, was du als Lebender warst. Warst du ein derart schlechter Mensch? Hasstest du Gott so sehr?‹
›Nein, zum mindesten glaube ich das nicht. Wenn es so war, war es mir nicht klar.‹
›Wurdest du denn aus freien Stücken zum Hüter der Gebeine?‹
›Nein. Das weiß ich genau.‹
›Ein weiterer Beweis für die Pfuscherei. Du warst nicht schlecht, du warst nicht willens, und du hast keinen Eid geschworen, dem jeweiligen Besitzer der Gebeine zu dienen, oder?‹
›Bestimmt nicht!‹ Ich versuchte, mich zu erinnern. Es war so schwierig. Die Vergangenheit leuchtete blitzartig auf und ver-losch dann wieder, doch immerhin konnte ich mich in Kyros'
Schlafgemach zurückversetzen, ich konnte mich erinnern, dass Kyros mich hierher zu Zurvan geschickt hatte. Und ich konnte mich an etwas davor erinnern ... an einen Priester, der tot am Boden lag.
›Ich habe den getötet, der der Gebieter sein wollte‹, sagte ich.
›Ich habe ihn umgebracht, und dann war ich von Tod umgeben, ich lag im Sterben, als ich zu diesem hier gemacht wurde.
Nur eine kleine Flamme blieb in mir zurück. Ich sollte sterben.
Vielleicht sollten sich mir die Stufen zum Himmelreich öffnen, vielleicht sollte ich eingehen ins Licht und ein Teil davon werden. Ich weiß nicht, was geschah. Aber was auch immer es war, ich hatte nie der Hüter der Gebeine werden wollen, ich mühte mich zu entkommen ... ich erinnere mich, dass ich rannte, dass ich um Hilfe rief, dass ich sagte, dies sei eine kanaanitische Verwünschung, doch ich weiß einfach nicht, wen ich eigentlich angefleht habe. Aber anschließend brachte ich eigenhändig diese meine Gebeine in einem Beutel zum Gemach des Königs.‹
›So berichtete er es mir. Nun, geht man von dieser Schrift hier aus, hättest du schon ein Experte in Sachen Bosheit und Grausamkeit gewesen sein müssen, bevor man dich auswähl-te, du hättest um das Privileg betteln müssen, ewiges Leben wie die Engel Gottes zu haben, und du hättest bereit sein müssen, einen schrecklichen Tod zu erleiden. Und dann, in dem Moment, in dem die Schmerzen für dich nicht mehr zu ertragen waren, hätte sich dein Geist vom Körper getrennt, und du hättest mit ansehen müssen, wie deine körperlichen Überreste in den Knochen aufgingen. Doch erst dann, erst wenn die Schmerzen zu stark geworden wären. Vorgesehen war, dass du so lange wie möglich in dem Kessel mit dem kochenden Gold leiden solltest. Auf diese Art sollte sich dein Hass auf Gott und darauf, dass er die Menschen als vernunft-begabte Wesen geschaffen hatte, noch vertiefen. Erst dann, genau in dieser Sekunde, hätte dein Geist befreit aufsteigen sollen, in dem Bewusstsein seiner Macht, die ihn über den Tod triumphieren ließ, in dem Bewusstsein seiner Macht, die ihm der Hass auf den Gott verlieh, der den Tod zulässt, und in dem Verlangen danach, dieser Mal'ak sein zu wollen, der ebenso stark ist wie Jahwes grausames Herz, wenn er es gegen die von Saul oder David oder Josua Bezwungenen wandte.
Du solltest Adams und Evas Racheengel sein, da sie von eurem Gott hinterlistig betrogen wurden. Was sagt dir das nun?‹
›Du hast Recht, das Ganze ist wirklich ziemlich verpfuscht worden. Ich weiß nicht, ob ich in dem Kessel war,
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