Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
habe gesagt, dass ich meinen Beruf liebe.“
„So etwas hört man gern. Es gibt heute reichlich Arbeit für dich, mein Junge. Eine junge Frau, 17 Jahre alt. Sie ist an Krebs verstorben, die Familie wünscht sich einen offenen Sarg bei der Trauerfeier. Du weißt, was das heißt, es muss sehr ordentlich gearbeitet werden.“
„Ich arbeite doch immer ordentlich, es gab noch nie einen Grund zur Klage“, sagte Phillip und schaute Herr Lüning dabei tief in die Augen.
„Das weiß ich doch. Ich bin immer sehr zufrieden mit dir. Ich könnte mir keinen besseren Mitarbeiter wünschen“, sagte er und lächelte Phillip anerkennend zu.
„So ich lasse dich jetzt allein, ich hab noch einigen Papierkram zu erledigen und meine Schwester hat mich angerufen, es gab einen unerfreulichen Vorfall in der Familie.“
„Ich hoffe nichts Schlimmes“, meinte Phillip und machte ein ernstes Gesicht.
„Das hoffe ich auch“ , sagte Herr Lüning und drehte sich um und verließ den Raum mit schweren Schritten.
Phillip drehte sich wieder um und schaute wieder in den Spiegel, aber dieses Mal sah er nur sein eigenes Gesicht, seine Mutter war verschwunden. Im ersten Moment war er traurig aber dann umspielte ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht.
Sie war stolz auf ihn gewesen, diese Worte würde er nie mehr vergessen. Er wollte, dass sie auch weiterhin mit ihm zufrieden war. Es gab bestimmt noch viele Menschen in dieser Stadt, die er erlösen musste von ihren Gebrechen. Das war seine Aufgabe. Menschen helfen, denen sonst niemand hilft. Der Tod ist für viele eine Erlösung und er wollte sie ihnen bringen. Phillip öffnete die schwere Tür und betrat den kühlen Raum.
Seine Schritte führten ihm zum CD Player. Sein Finger wanderte auf die Playtaste. Klassische Musik erfüllte den ganzen Raum. Musik wirkte auf Phillip entspannend und brachte in die richtige Stimmung für seine Kunst. Denn das war es für ihn, eine Kunst und keine Arbeit. Ein Dienst an der Gesellschaft und ein letzter Respekt, den er den Toten entgegenbringen konnte.
Sein letztes Geschenk an die Verstorbenen. Er griff nach seinem Tablett, legte die Instrumente darauf, die er für die Behandlung, der Leiche, der jungen Frau benötigte. Danach streifte er sich ein paar Latexhandschuhe über seine Hände. Seine Augen ruhten nun auf der Bahre, auf dem die Leiche lag. Mit langsamen Schritten geht er auf sie zu. Sie war bedeckt mit einem weißen Tuch. Jedes Mal war Phillip aufgeregt, wenn er das Tuch, über einer Leiche hochhob, und das Gesicht eines Gastes blickt. Er nennt sie Gäste, nicht Leichen.
Die Toten sollen sich wohlfühlen bei ihm. Gäste klingt viel schöner und angenehmer. Es liegt etwas Warmes in dem Wort Gast. Mit zitternden Händen lüftete er das Tuch, das seinen Gast verhüllte. Ganz langsam und vorsichtig, voller Respekt entfernte er es. Phillip fühlte, wie seine Haut leicht anfing zu kribbeln und sich die Härchen in seinem Nacken aufstellten. Dort lag sie vor ihm, nackt, in ihrer ganzen Schönheit. Er studierte jeden Zentimeter ihres Körpers. Angefangen bei ihren kleinen Zehen, über ihre schlanken Beine. Einen kurzen Augenblick verweilt sein Blick auf ihrer weiblichen Scham. Dann wandern seine Augen weiter über ihren Bauch, ihren Nabel bis zu ihren kleinen festen Brüsten.
Ihr e Schultern waren schmal und ihr Hals wundervoll geformt. Das Kinn schmal, ihre Lippen, blass und zart geschwungen. Wundervolle Wangenknochen und eine hohe Stirn. Ihr Gesicht war umrahmt von ihren langen, schwarzen Haaren. Sie fielen ihr bis auf ihr Schlüsselbein, das sich leicht unter ihrer weißen Haut abzeichnete. Phillip stockt der Atem in der Brust.
Sie war so wunderschön. Kein Mensch konnte so schön sein, sie muss ein Engel gewesen sein. Ein zarter Engel. Er streichelte sanft mit seinen großen Händen über ihr Gesicht. Glitt mit seinen Fingern, zärtlich über ihre weichen, kalten Lippen.
„Du bist so wunderschön. So zart und zerbrechlich. Du kannst im Leben nicht schöner gewesen sein, als im Tode. Ich verspreche dir, ich werde dich noch schöner machen, als du es jetzt schon bist. Ich heiße Phillip und ich bin hier um dich für deine letzte Reise vorzubereiten.“
Vorsichtig hob er ihren Kopf an und schob eine Nackenstütze unter ihren Hals. Das war nötig, um zu verhindern, dass das Blut in den Kopf floss und sich die Gesichtshaut blau färbte. Er nahm die Sprayflasche mit dem Desinfektionsmittel in die Hand und sprühte, die Frau von Kopf bis zu ihren
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