Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
brauchen sie auch eine Frau, die sie umsorgt und ihnen ein bisschen Benehmen beibringt“, sagte sie und zwinkerte ihm zu.
„Wie mein Mann, der hat auch immer mit vollem Mund geredet.“
„Entschuldigen Sie bitte, es schmeckt einfach zu gut.“
Sie lächelte über Phillips Antwort: „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, es freut mich, das es dir schmeckt. Hast du es schon gehört?“
Phillip schaute von seinem Teller auf.
„Was gehört?“
„Eine schlimme Sache, der kleine Hund von der Stefanie wurde heute vergiftet. Der arme Kerl hat sich ganz doll gequält und musste eingeschläfert werden. Die arme Kleine, sie hat doch so an ihrem Benji gehangen. Das tut mir richtig weh, wenn ich mir vorstelle, wie sich das Mädchen jetzt fühlen muss. Wirklich schrecklich so etwas.“
Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, zog sie aus ihrer Schürze ein Taschentuch und tupfte sich die Augen.
Phillip ließ seinen Löffel zurück in den Teller fallen. Die Worte hatten ihn tief getroffen. Wer tut so was? Warum vergiftet man Tiere? Er mochte dieses kleine Mädchen, das ihm immer so fröhlich anlächelte. Er hatte sie doch erst heute früh getroffen, wie sie fröhlich ihre Runde mit ihrem Hund gedreht hatte. Da war doch noch alles in Ordnung. Er füllte, wie Wut in ihm aufstieg. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
„Wer war das? Wer hat das getan?“
Frau Petersen zupfte sich nervös am Ärmel ihres Kittels: „Na ja, man hört so einiges. Es gibt hier im Stadtteil jemanden, der Hunde wirklich hasst. Einige hier behaupten, er hätte den Hund vergiftet. Stefanie hat gesehen, wie ihr Hund, direkt vor seiner Tür, ein Stück Fleisch gefressen hat. Es wäre schon ein komischer Zufall, dass genau da, wo ein bekannter Tierhasser wohnt, ein Giftköder ausgelegt wird und er dann, damit nichts zu tun hätte.“
Phillip schob seinen Teller von sich, der Appetit war ihm vergangen. Er kaute sich auf seiner Unterlippe und rieb sich unter dem Tisch die Hände. Sein Körper stand unter Spannung und das Reiben der Hände beruhigte ihn.
„Ja das wäre wirklich ein sehr eigenartiger Zufall. Wissen Sie wie dieser Mann heißt?“
„Ja. Er heißt Gruber. Wenn du mich fragst, es gibt kaum jemanden, der mir unsympathischer ist, als dieser Mann. Ein sehr unfreundlicher Kerl. Ich wohne seit 50 Jahren hier, aber in der ganzen Zeit ist er mir nur vier oder fünf Mal über den Weg gelaufen. Er scheint nicht oft vor die Tür zu gehen.“
Phillip nickte und schaute auf seinen Teller: „Er wird seine Gründe haben, warum er so selten sein Haus verlässt. Er lebt wohl in seiner eigenen Welt. Lebt er allein?“
„Ich habe noch keine Frau bei ihm gesehen. Sollte er wirklich eine Frau haben, dann kann sie einem nur leidtun. Wer schlecht zu Tieren ist, der ist auch schlecht zu seiner Frau.“
„ Wenn alle wissen, was das für ein furchtbarer Kerl ist, warum hat noch niemand was dagegen unternommen?“
Frau Peter sen schaute Phillip erstaunt an: „Was könnte man den tun? Man kann ihm ja nichts beweisen. Auf dem Gift steht ja nicht sein Name drauf. Ich muss aber auch sagen, es ist nicht der erste Hund, der hier vergiftet wurde. Soweit ich mich erinnere, ist es schon der dritte Hund in diesem Jahr.
„Lassen sie mich raten, alles in der Nähe von dem Haus, wo jetzt auch der kleine Benji vergiftet wurde.“
„Genau so ist es“, sagte Frau Petersen und nippte an ihrem Tee.
„Danke für das leckere Essen, aber ich muss jetzt gehen“, sagte Phillip und stand auf.
„Aber Junge du hast ja noch gar nicht aufgegessen.“
„Tut mir leid Frau Petersen aber der Appetit ist mir vergangen.“
„Mach dir nicht zu viele Gedanken Phillip. Jeder bekommt einmal seine Strafe.“
Phillip schaute starr an die Wand, als er antwortete.
„Ja. Irgendwann klopft der Richter bei jedem an die Tür.“
Herr Gruber fühlte sich ausgezeichnet an diesem Morgen. Er hatte wundervoll geschlafen. Gestern war ein großartiger Tag gewesen. Er hatte mal wieder den Leuten gezeigt, wie Gerechtigkeit aussieht. Er stand schon seit einigen Minuten vor seinem Wohnzimmerfenster und schaute nach draußen. Der Regen hatte nicht aufgehört, es musste die Nacht durchgeregnet haben.
Tiefe Pfützen hatten sich auf den Straßen gebildet. Der Himmel war grau und die Sonne versteckte sich hinter den dunklen Wolken. Er kratze sich an seinem Doppelkinn und wartete. Er wartete auf das kleine Mädchen mit ihrem Hund. Sie kam jeden Tag um diese Zeit bei ihm
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