Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
gesagt, die Augen waren der Spiegel zur Seele. Genau das war es, dieser Mann hatte den bösen Blick. Sie wollte keine Minute länger in seiner Nähe sein, lieber wollte sie im Regen frieren, als seine Blicke noch länger spüren zu müssen.
Sie schob ihren Stuhl zur Seite und verließ, ohne sich umzudrehen, das Lokal. Hinter ihr ertönte die Stimme einer Frau, eine der Verkäuferinnen, die sie darauf aufmerksam machen wollte, dass sie ihr Tablett gefälligst abräumen sollte. Sara ignorierte ihre Worte und schob sich durch die Tür.
Tief atmete sie ein, als wäre die Luft im Lokal vergiftete gewesen. Sie wollte einfach nur fort von diesem Mann. Mit schnellen Schritten ging sie die Straße hinab. Drehte sich hastig um und fürchtete, dass der Fremde ihr folgen würde. Sie hatte die Tür genau im Blick aber es tat sich nichts.
Wahrscheinlich hatte sie sich das alles nur eingebildet und sich lächerlich gemacht. Der Mann trank jetzt bestimmt seine Limonade weiter und lachte über sie. Über ein dummes Mädchen. Das waren die Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, als sie hastig die Straße hinunterging.
Sie ärgerte sich über ihre eigene Dummheit, was war schon passiert? Ein Mann hatte sie angeschaut, das war nichts Ungewöhnliches. Jeder schaut einen doch mal kurz an, wenn er einem gegenübersitzt.
Der Regen peitschte in ihr Gesicht und ihre Jeanshose klebte ihr an den Beinen. Die Straßen waren wie leer gefegt. Es kam ihr vor als wäre sie in einer Geisterstadt. Nur manchmal sah sie ein Auto vorbeifahren. Wie gerne hätte sie jetzt auch in einem trockenen Wagen gesessen, stattdessen lief sie durch die Kälte und wusste nicht, wohin sie nun gehen sollte.
Ihre Aufmerksamkeit fiel auf das Schaufenster eines Schreibwarengeschäftes. Dort lagen verschieden Zeitungen und auf einer stand mit großen Buchstaben geschrieben, das Wort Mord .
Sie überflog mit ihren Augen den Text. Scheinbar wurde vor ein paar Tagen in ihrer Stadt ein Drogensüchtiger ermordet. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, bei dem Gedanken, dass sich ein Mörder hier herumtrieb. Vielleicht war es der Kerl, der sie komisch im dem Fast Food Lokal angestarrt hatte. Wer weiß schon, was sich in den Köpfen von solchen Irren abspielt, dachte sie und versuchte ihre Angst zu vertreiben. Sie wollte an etwas Schöneres denken.
Ihre Großmutter kam ihr in den Sinn. Der Friedhof, auf dem sie lag war, nicht weit von hier. Sie entschied sich dafür, das Grab ihrer Oma zu besuchen, vielleicht würde es ihr dort einfallen, wie es weitergehen sollte. Einsam und traurig lag der Hauptfriedhof vor ihr. In dieser Jahreszeit wirkte der Friedhof noch viel trostloser auf sie. Alles schien so grau und hoffnungslos zu sein. Sie ging durch das Haupttor und der Kies knirschte unter ihren Schuhen.
Vor ihr auf dem Gehweg stritten sich zwei Krähen um den Kadaver eines Kaninchens. Lauthals schrien sie und schlugen wild mit ihren Flügeln um sich gegenseitig zu vertreiben. Wild stritten sie sich um das verwesende Fleisch.
Sara blieb stehen und schaute auf das tote Kaninchen. Die Krähen hatte n ihm die Augen ausgehackt und sein Bauch war weit aufgerissen. Die Gedärme quollen, aus dem geöffneten Bauch hervor. Das ist also alles, was von uns übrig bleibt, wenn unsere Zeit gekommen ist. Nichts weiter, als ein Haufen totes Fleisch. Futter für Aasfresser, das ist unser Schicksal.
Ein unangenehmes Quietschen drang an ihr Ohr und schreckte sie hoch. Sie kannte dieses Geräusch, sie selbst hatte es vor einigen Sekunden gehört. Es war das Geräusch, dass das Tor des Friedhofs machte, wenn man es öffnete.
Jemand hatte den Friedhof betreten, sie war nicht mehr alleine. Schlagartig drehte sie sich um und schaute in Richtung des Tores. Der regen war jetzt so stark, das er sich wie ein Film über ihre Sicht legte.
Nur schemenhaft konnte sie erkennen, dass sich jemand durch das Tor bewegte. Er war groß und hatte breite Schultern und bewegte sich, langsam auf sie zu.
Er kam immer näher und jetzt stockte Sara der Atem. Er war es, der Mann aus dem Lokal, er hatte sie verfolgt. Sie hatte sich nicht eingebildet, dass er sie beobachtet hatte. Nein, sie hatte recht. Mit diesem Kerl stimmte etwas nicht. Sofort viel ihr wieder der Zeitungsausschnitt ein.
Ein Mörder treibt sich in dieser Stadt herum. Vielleicht war dieser Mann, der sich jetzt auf sie zu bewegte, der Killer. Wenn es so war, dann war sie in Gefahr. Aufgeregt schaute sie sich um, aber sie konnte niemanden
Weitere Kostenlose Bücher