Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
können es nicht mehr erwarten, dass du endlich zu ihnen kommst. Es wird Zeit, Phillip. Wir müssen gehen. Steig auf das Fensterbrett und dann breite deine Arme aus. Breite sie aus, wie ein Engel und dann lasse dich fallen.“
Phillip schluckte und zögerte. Auf das Fensterbrett steigen und sich fallen lassen? Er würde auf dem Beton vor dem Fenster aufschlagen und sich alle Knochen brechen. Es würde bestimmt sehr wehtun. Phillip hatte Angst.
Er wollte so gerne bei den anderen sein, aber der Gedanke an den Sturz ließ ihn zögern. Wird es sehr wehtun? Werden meine Knochen auf dem harten Betonboden zersplittern? Millionen Fragen und Ängste schossen durch seinen Kopf.
„ Vertraust du mir nicht? Fürchte dich nicht. Es wird wundervoll. Ich werde bei dir sein und du wirst keinen Schmerz fühlen, das verspreche ich dir“, sagte die Puppe.
Phillip nickte und ging weiter. Seine Schritte führten ihn zum Geländer des Balkons. Er legte seine Hände auf das Geländer und fühlte, die Kälte des Metalls auf seiner Haut. Er musste es tun, es gab keinen anderen Weg.
Er musste jetzt ein Mann sein. Nur Feiglinge fürchten sich vor dem Tod und ein Feigling wollte Phillip nicht sein. Er streifte seine Hausschuhe von seinen Füssen und kletterte auf das Balkongeländer.
In der rechten Hand hielt er die Puppe, die der Schlüssel in eine bessere Welt für ihn werden sollte.
„ Halt mich gut fest. Jetzt schließe die Augen und lass dich fallen. Keine Angst, alles wird gut. Tue es. Tue es jetzt!“
Phillip schloss seine Augen, breitete seine Arme weit aus und ließ sich fallen. Sechs Meter trennten ihn von dem harten Betonboden.
Sein Magen zog sich zusammen und fühlte sich an, als wolle er in seine Füße rutschen. Nur noch ein kurzer Augenblick und er würde frei sein. Keine Qualen mehr, keine Demütigungen mehr. Wenn er seine Augen wieder öffnen würde, dann würde er in Augen schauen, die ihn liebten.
Schmerz durchzuckte seine rechte Schulter und er öffnete seine Hand, konnte die Puppe nicht länger festhalten. Etwas zog ihn nach hinten und er stürzte mit dem Rücken zuerst. Der Aufprall tat weh und raubte ihm die Luft zum Atmen.
War es geschehen? War es vollbracht? Seine Augen immer noch fest geschlossen. Sein Rücken schmerzte noch immer. Wie konnte das sein? Hatte die Fee ihm nicht versprochen, er würde nichts spüren.
Er zögerte aber dann öffnete er die Augen voller Erwartung. Jetzt würde er die Regenbogenbrücke sehen. Etwas stand vor ihm. Er sah Beine. Die Beine einer Frau.
Die Beine seiner Mutter. Keine Augen der Liebe blickten ihn an. Er schaute direkt in die Augen seiner Mutter, die ihn anstarrten, als hätte er den Verstand verloren.
„Bist du wahnsinnig geworden? Wolltest du dich vom Balkon stürzen?“, schrie in seine Mutter an.
Phillip antwortete ihr nicht. Er war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Wo war der Regenbogen? Wo sind all die Kinder, die auf ihn warteten?
Er lag auf den Rücken. Seine Mutter hatte ihn, kurz bevor er sich in die Tiefe stürzen konnte, an der Schulter gepackt und ihn zurück gezogen. Er hatte versagt. Es war seine Schuld, er hatte zu lange gezögert. Wo war die Puppe, seine Elfe? Phillip drehte sich um und lag nun auf Knien vor seiner Mutter, die ihn immer noch anstarrte.
Mit wackeligen Beinen stand er auf und holte Luft. Es tat weh. Doch das konnte ihn nicht daran hindern, auf das Geländer des Balkons zu zustürmen. Er legte seinen Kopf über das Geländer und schaute hinab. Dort lag sie. Ihr Porzellankopf war in tausend teile gesplittert.
Lass mich nicht fallen, hatte sie ihm gesagt aber er hatte sie fallen lassen. Er hatte ihr geschworen auf sie aufzupassen aber er hatte sie in die Tiefe fallen lassen. Alles war aus.
Der Traum war ausgeträumt. Die Fee hatte ihn verlassen. Keine Regenbogenbrücke! Nie mehr! Tränen füllten seine Augen, er hatte sie enttäuscht. Jetzt war sie fort und würde nie mehr zu ihm zurückkehren.
Seine einzige Freundin, er konnte sie nicht festhalten. Er war zu schwach. Phillip schaute auf seine Hände. Kleine, schwache Hände. An diesem Tage schwor er sich, er würde niemals wieder schwach sein. Niemals wieder!
Seine Mutter schrie ihn an und ohrfeigte ihn aber er spürte nichts davon. Sie wurde immer wütender, zog ihn in ihr Schlafzimmer und schlug ihm mit dem Gürtel. Phillip weinte und schrie nicht, wie er es sonst tat.
Das machte seine Mutter noch wütender und sie ließ den Gürtel, wie eine Peitsche auf
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