Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
wann er so etwas schon einmal erlebt hätte. Regen war um diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches, aber solche Mengen schon. Wenn er die Leute, die sich bei diesem Wetter noch raus trauten ansah, dann konnte er deutlich in ihren Gesichtern lesen, wie sehr ihnen dieses Wetter aufs Gemüt schlug.
Das Wetter laugte die Menschen aus, es machte sie müde und träge. Phillip legte seine Hand auf die Klinge der Tür und trat ein. Eine angenehme Wärme und der Duft von hunderten Blumen schlug ihm entgegen. Ein Raum voller bunter Farben, ein Blumenparadies. All das kannte er genau, denn er kam fast jeden Tag hierher.
Hier in Susis Blumenparadies war er Stammkunde. In diesem Geschäft gab es die schönsten weißen Nelken. Phillips Mutter hatte diese Pflanzen geliebt und ihre Puppen. Diese kleinen, wunderschönen Puppen. Nelken und Puppen, das war ihre Welt.
Phillip zog den betörenden Duft der frischen Blumen in seine Nase. Er liebte den Duft frischer Blüten. Er schaute aus dem Fenster hinaus und blickte auf die nassen, grauen Straßen. Hier im Laden hatte man das Gefühl, es wäre noch immer Frühling.
Doch das alles war nur eine Täuschung. Die Pflanzen, die hier in den Vasen standen, waren eigentlich schon tot. Man hatte sie aus der Erde gerissen, ihre Stängel durchtrennt und sie dann hier in eine Vase gesteckt.
Ohne Wurzeln waren sie zum Sterben verdammt. Die Menschen kaufen diese Blumen und schauen dann voller Freude zu, wie sie verwelkten. Der Tod riecht süß.
„Hallo Phillip, wenigstens einer der sich bei diesem furchtbaren Wetter vor die Tür traut.“ Phillip drehte sich um und schaute hinüber zu der Verkaufstheke. Dort stand Frau Müller, ihr gehörte der Laden. Sie trug ein knielanges gepunktetes Kleid.
Der Stoff war viel zu dünn, es war ein Sommerkleid und passte überhaupt nicht in diese kalte, feuchte Jahreszeit. Es war viel zu kurz und aufreizend. Wahrscheinlich sucht sie einen Mann und versucht so einen zu ködern, waren Phillips Gedanken, als er sie anlächelte und einen Schritt auf sie zu machte.
„Das Wetter ist wirklich fürchterlich, aber was muss, das muss.“
Sie lachte kurz auf und strich sich eine ihrer blonden Haarsträhnen hinter ihr Ohr.
Natürlich waren ihre Haare gefärbt und das nicht besonders gut. Phillip sah deutlich die schwarzen Ansätze in ihrem Haar, dort wo die Farbe herausgewachsen war. Es war mehr ein Weiß, wie ein blond. Warum mussten sich alle Frauen immer die Haare färben und dann auch noch eine Farbe, die überhaupt nicht zu ihnen passte? Ein Verhalten, das Phillip nicht verstehen konnte, es ergab für ihn überhaupt keinen Sinn.
„Die gleichen Blumen wie immer? Oder überraschst du mich heute mal und kaufst dir einen Kaktus?“
Phillip schüttelte nur mit dem Kopf und zeigte dann auf die weißen Nelken: „Nein, dasselbe, wie immer, meine Mutter liebte, Nelken.“
Sie lächelte ihm zu und nickte dann: „Okay, also die Nelken. Ich suche dir wieder ganz besonders schöne aus.“
Sie kam hinter ihrer Theke hervor und ging an Phillip vorbei, der Duft ihres Parfums strömte in seine Nase und ließ ein unangenehmes prickeln zurück. Sofort presste er seine Nasenflügel zusammen, um ein Niesen zu unterdrücken. Warum trägt man ein so grässliches Parfum, wenn man von den schönsten Düften umgeben ist?
Phillips Blick folgte der Verkäuferin. Sie hatte Mühe auf ihren Schuhen zu gehen. Hochhackige Pumps, sie sah wirklich aus, als wäre sie auf Männerfang.
Sie wirkte fast wie eine Hure auf Phillip. Eigentlich konnte er sie nicht leiden, wenn er genauer darüber nachdachte, verabscheute er sie eigentlich. Ihre schlecht gefärbten blonden Haare, ihre angesteckten Fingernägel, die eine knallrote Farbe hatten, die Farbe einer Hure.
Sie waren scharlachrot, die Farbe des Satans. Dieses Ekelhaftes kicher, wenn ihr keine Antwort auf eine Frage einfiel und das geschah oft. Sie war wirklich dumm und hatte ihren Kopf nur zum Haare frisieren.
Ständig zog sie über irgendwelche Kunden her, wenn sie das Geschäft nach einem Einkauf verlassen hatten. Dies alles und noch viel mehr, hasste er an ihr. So weit er wusste war sie erst 27 Jahre alt aber sie sah um einiges älter aus.
Kein Wunder, dass sie so verbraucht aussah, wahrscheinlich war sie jedes Wochenende auf Tour. Männer und Alkohol, ja so wird es sein. Die dunklen Augenränder verrieten ihm, was für ein Leben sie führte.
Das Leben einer Hure. Ein wahrlich verdorbenes Leben. Wenn man ihr hübsches Gesicht
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