Engel des Todes Gesamtausgabe (German Edition)
Sie hatte ihn schon eingesteckt, als sie von zu Hause abgehauen war. Sie setzte sich wieder an den Tisch, riss das Papier auf und brach den Riegel in der Mitte durch.
Die ein e Hälfte reichte sie Phillip.
„Manchmal muss man sich auch mal was gönnen, das Leben ist so traurig, wenn man sich immer alles verbietet, die kleinen Sünden versüßen einem das Leben, findest du nicht?“
Phillip schaute auf den Riegel in ihrer Hand und griff dann zögerlich zu. Er hatte seit Ewigkeiten keine Schokolade mehr gegessen, seine Mutter verbot ihm immer jegliche Art von Süßigkeiten, nur heimlich als Kind, wenn sie es nicht bemerkte, hatte er mal ein Stück Schokolade gegessen.
„Du kannst ihn essen, ich habe ihn nicht vergiftet, versprochen“, scherzte Sara und streckte Phillip die Zunge raus.
Phillip musste lächeln, als er Saras Grimasse sah, und vergaß das Verbot seiner Mutter und biss vom Riegel ab. Zart schmolz die Schokolade auf seiner Zunge und er hatte in diesem Augenblick das Gefühl, als hätte er nie etwas Besseres gegessen. Nicht der Schokoriegel machte dem Geschmack zu etwas Besonderen, der wahre Grund war, das er ihn mit Sara teilte.
Die Stunden vergingen und die Stimmung lockerte sich auf und Sara fing an zu erzählen. Sie sprach über ihre Familie, dass sie es dort nicht mehr ausgehalten hatte. Phillip saß da und hörte ihr zu und was sie ihm sagte, traf ihn tief. Er konnte nicht verstehen, warum ihre Eltern sie so behandelten, wie sie es taten. Sara war in seinen Augen, wie ein Engel.
Wie konnte man nur einem so reinen Geschöpf etwas antun, es war unbegreiflich. Er hasste ihre Eltern dafür. Ihm war bewusst, das auch er eine harte Erziehung von seiner Mutter bekommen hatte, aber die war berechtigt gewesen, er war schlecht und musste gezüchtigt werden.
Doch Sara hatte ein reines Herz, sie hätte niemals so behandelt werden dürfen. Es gab keine Entschuldigung für Saras Eltern für das, was sie ihr angetan hatten.
„Danke das du mir zugehört hast “, sagte Sara und schaute Phillip dabei sanft an.
„Ich habe dir zu danken, für das Vertrauen, das du mir geschenkt hast, es war sicherlich nicht einfach für dich, mit mir über diese Themen zu sprechen.“
Sara legte ihre Hand auf seine und sagte dann : „Das ist ja das Wundervolle an dir, es fiel mir nicht schwer, ich vertraue dir, du bist etwas ganz Besonderes Phillip.“
Phillip spürte ihre Hand und ihre Worte berührten seinem Herz so tief, wie niemals etwas zuvor. Sie hatte gesagt, er sei etwas Besonderes.
„Ich denke nicht das ich etwas besonderes bin, ich bin nur ein Mann, nichts weiter.“
Sara streichelte sanft über seine Fingerspitzen und fing dann leise an zu lachen: „Du denkst jetzt bestimmt, nachdem ich dir meine halbe Lebensgeschichte erzählt habe, das ich leicht irre bin.“
Phillip legte den Kopf leicht zur Seite und sagte dann leise: „Sind wir nicht alle etwas irre?“
„Ja, alles andere wäre ja auch todlangweilig“, stimmte ihm Sara zu und versteckte ein Gähnen hinter ihrer Hand.
Phillip entging nicht, dass ihre Augen gerötet waren und sie müde wurde.
„Ich denke mal es ist Schlafenszeit für dich, nicht das du mir noch vom Stuhl fällst.“
Sara nickte und gähnte noch einmal.
„Na komm, ich zeige dir, wo du schlafen kannst, im 1. Stock gibt es ein Gästezimmer. Ich frage mich eben, warum wir ein Gästezimmer haben, wir hatten nie Gäste. Mutter war in vielen Sachen sehr eigen.“
Beide standen von ihren Stühlen auf und Phillip warf einen Blick aus dem Küchenfenster und sah, dass die Dämmerung schon einsetzte. Sie hatten sich den ganzen Abend bis zum Morgengrauen unterhalten.
Das waren alles Sachen, die er so noch nie erlebt hatte. Mit Sara war alles so anders, ein völlig neues Gefühl breitete sich in ihm aus, ein Gefühl, das er so noch nicht kannte, er fühlte sich zufrieden.
Einfach nur zufrieden. Sara brachte ein neues Licht in seine düstere Welt.
Sie stand schon im Türrahmen und wartete auf ihn und er führte sie in den 1. Stock. Die Stufen der alten Treppe knarrte bedrohlich unter ihren Füssen.
„Pass ein bisschen beim Geländer auf, die Treppe ist nicht mehr im besten Zustand“, bat Phillip Sara zur Vorsicht.
Sara nickte kurz und zeigte ihm so, dass sie verstanden hatte.
„Die Tür hier gleich neben der Treppe führt ins Badezimmer.“
Phillip öffnete kurz die Tür, damit Sara einen kurzen Blick hineinwerfen konnte, dann führte er sie weiter.
„Also hier ist mein Zimmer,
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