Engel für den Duke
Stunde machten sie Pläne, wie die Produktion zu steigern und das Ale zu vertreiben wäre, und planten ein Treffen in London mit dem dortigen Manager, um eine Verkaufsstrategie zu entwickeln. Sie kamen gerade zum Ende, als es leise an der Tür klopfte.
Royal stand auf und öffnete, und vor der Tür stand seine hübsche Gemahlin.
„Es tut mir leid, dich stören zu müssen, Liebling, aber dein Bruder Reese ist ganz unerwartet eingetroffen.“ Ihre besorgte Miene sagte ihm, dass etwas nicht stimmte.
Royal wandte sich zu Marlowe um. „Es tut mir leid, wir müssen dieses Gespräch später in der Stadt fortsetzen. Ich danke Ihnen für alles, was Sie bisher getan haben.“
Marlowe verneigte sich leicht. „Ich freue mich darauf.“
Kaum war der Mann hinausgegangen, legte Lily Royal die Hand auf den Arm. „Reese ist verwundet, Royal. Ein Kanonenschuss hat sein Bein verletzt. Er ist für immer nach Hause gekommen, Darling. Aber zweifellos ist er nicht glücklich darüber.“
Royal nahm Lilys Hand und drückte sie leicht. „Nun, dann müssen wir einfach einen Weg finden, um ihn glücklich zu machen, nicht wahr?“
Hand in Hand gingen sie in den Salon, in dem Reese saß und wartete. Er war groß, schwarzhaarig und hatte die gleichen leuchtend blauen Augen wie Rule. Er nahm den Stock mit dem silbernen Knauf, der neben ihm auf dem Sofa lag, und erhob sich.
„Ich freue mich, dich zu sehen, Royal.“
„Willkommen zu Hause, mein Bruder.“ Royal ging auf ihn zu und umarmte ihn brüderlich. „Es ist lange her, seit wir das letzte Mal von dir hörten. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Es waren keine Briefe gekommen, monatelang nicht. Royal hatte versucht herauszufinden, was seinem Bruder zugestoßen war, aber man hatte ihm nur gesagt, dass dessen Aufenthaltsort unbekannt war. Alle hatten das Schlimmste befürchtet.
„Ich bin zu Hause“, sagte Reese, „wie unser Vater es gewünscht hatte. Allerdings habe ich keine Ahnung, was ich tun soll, jetzt, da ich hier bin. Vermutlich grinst der alte Mann, wenn er von oben auf uns herabblickt.“
Royal lachte. Er war froh zu sehen, dass Reese, wenn er auch nicht eben heiterer Stimmung war, doch nicht so bedrückt wirkte, wie er es befürchtet hatte. „Meine Frau hast du ja bereits kennengelernt.“
Reese lächelte. „Deine schöne und charmante Frau. Meine Glückwünsche. Ich sehe dir an, dass du glücklich bist. Vater muss eine gute Wahl getroffen haben.“
Royal blickte hinüber zu Lily, die ihn ansah. Offenbar hatte keiner von Royals Briefen Reese erreicht. „Das ist eine sehr lange Geschichte. Wir erzählen dir alles beim Essen. In der Zwischenzeit würden wir gern hören, was du zu berichten hast.“
Royal schenkte ihnen allen eine Erfrischung ein, und sie setzten sich. Während der nächsten halben Stunde berichtete Reese vom Krimkrieg, den Kämpfen gegen die Russen und dem Schuss, der einen Teil seines Beins zerschmettert hatte. Er sprach von den Monaten, die er in einem ausländischen Hospital verbracht hatte, ohne sich auch nur an seinen Namen erinnern zu können. Als er sich so weit erholt hatte, dass er zu seinem Regiment zurückkehren konnte, hatte er wegen der Verletzung die Kavallerie verlassen müssen.
„Aber jetzt fühlen Sie sich besser?“, fragte Lily.
Reese nickte. „Abgesehen von dem Hinken und einer leichten Versteifung geht es mir gut.“
Royal nippte an seinem Brandy. „Ich nehme an, dass du nach Briarwood ziehen willst, wie Vater es sich gewünscht hatte.“
Reese seufzte. „Vermutlich ist es an der Zeit. Ich nehme an, ich werde der ungeschickteste Farmer sein, den es je gegeben hat.“
Aber Reese gehörte zu jenen Männern, denen alles gelang, was sie erreichen wollten. Er war sportlich und klug, er würde auch den Beruf des Landwirts erlernen – wenn er es denn wollte.
Doch er kämpfte noch mit seinen Erinnerungen. Briarwood war der Ort gewesen, den Reese einst zu seinem Heim hatte machen wollen. Er hatte es von einem Großvater mütterlicherseits geerbt und wollte dort leben, wenn er geheiratet und eine Familie gegründet hatte.
Eine militärische Laufbahn schloss eine Heirat nicht aus. Er war in ein Mädchen namens Elizabeth Clemens verliebt gewesen, die Tochter eines Earls, der in der Nähe wohnte. Aber ihre Eltern waren der Meinung gewesen, sie wäre noch zu jung zum Heiraten. Sie hatte versprochen, auf ihn zu warten.
Doch als er in seinem ersten Urlaub zurückgekehrt war, war sie die Frau eines anderen geworden.
Von diesem
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