Engel für den Duke
hat nach dir gefragt.“ Rule trat in den flackernden Schein der Lampe, die auf dem Frisiertisch aus Rosenholz stand. „Er redet etwas wirr. Er sagte, du müsstest ihm noch etwas versprechen. Und er könne erst ruhig sterben, wenn du ihm versprochen hast, dich darum zu kümmern.“
Royal nickte, eher neugierig als besorgt. Alle drei Brüder liebten ihren Vater. Und alle drei hatten ihn vor Jahren verlassen, um ihren eigenen selbstsüchtigen Träumen zu folgen. Sie waren dem Duke of Bransford etwas schuldig und würden tun, was immer er von ihnen verlangte.
Sein jüngster Bruder ging an Royal vorbei, folgte Middleton nach draußen und schloss leise die Tür hinter sich, sodass Royal allein in dem dämmerigen, stickigen Raum blieb. Sein Vater hatte drei Schlaganfälle erlitten, den ersten vor drei Jahren, und jeder war heftiger gewesen als der vorherige. Royal hätte schon nach dem ersten nach England zurückkehren sollen, aber in seinen Briefen hatte der Vater ihm versichert, dass er sich erholen würde, und Royal hatte daran glauben wollen. Er hatte auf Sugar Reef bleiben wollen.
Jetzt sah er hinab auf den alten Mann, der geschwächt im Bett lag und der einst so stark und mächtig gewesen war. Ihm schien, als habe die reine Willenskraft seinen Vater so lange am Leben erhalten.
„Royal?“
Er trat ans Bett und setzte sich auf den Stuhl, den sein jüngerer Bruder soeben verlassen hatte. „Ich bin hier, Vater.“ Er streckte den Arm aus und ergriff die kalte, magere Hand seines Vaters. Es war warm in dem Schlafraum, doch er nahm sich vor, noch ein paar Scheite nachzulegen.
„Es tut mir leid, mein Sohn“, sagte der Duke mit heiserer Stimme. „Es ist ein armseliges Erbe … das ich dir hinterlasse. Ich habe dich enttäuscht … und deine … Brüder.“
„Schon gut, Vater. Wenn du wieder auf den Beinen bist …“
„Rede … rede keinen Unsinn, Junge.“ Der Vater holte ein paarmal Atem und verzog ein wenig die Lippen. Royal verstummte. „Ich habe alles verloren. Ich bin nicht einmal ganz sicher … wie das geschehen konnte. Es ist einfach irgendwie – davongeflogen.“
Royal musste nicht fragen, was sein Vater damit meinte. Die Möbel, die in den Salons fehlten, die kahlen Stellen an den Wänden, wo einst erlesene Gemälde in vergoldeten Rahmen gehangen hatten, der allgemein schlechte Zustand des Hauses, das einst eines der prächtigsten in ganz England gewesen war – das alles erzählte davon.
„Mit der Zeit kann unser Vermögen wiederhergestellt werden“, sagte Royal. „Der Duke of Bransford wird so mächtig sein wie zuvor.“
„Ja, zweifellos.“ Der Duke hustete und holte zitternd Atem. „Ich weiß, ich kann … auf dich zählen, Royal. Auf dich und deine Brüder. Aber es wird nicht leicht werden.“
„Ich werde dafür sorgen, Vater. Ich verspreche es dir.“
„Und das wirst du auch. Ich will … dir helfen. Selbst wenn ich tot und begraben bin.“
Royals Herz zog sich zusammen. Er wusste, sein Vater würde sterben. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Dennoch war es schwer zu akzeptieren, dass ein Mann, der einst so stark und voller Lebenskraft gewesen war wie der Duke, tatsächlich fort sein würde.
„Hast du gehört, was ich sagte, Royal?“
Das hatte er, aber nur wie aus weiter Ferne. „Ja, Vater, aber ich fürchte, ich weiß nicht, was du meinst.“
„Es gibt eine Möglichkeit, mein Sohn. Die einfachste aller Möglichkeiten. Eine Ehe mit der richtigen Frau wird dir das Geld verschaffen … das du brauchst.“ Er drückte Royals Hand fester. „Ich habe sie gefunden, Royal. Die perfekte Frau.“
Royal richtete sich auf. Er war fest davon überzeugt, dass sein Vater nur so dahinredete.
„Sie ist sehr schön“, fuhr der Duke fort. „Ein wunderschönes Geschöpf … wie geschaffen dafür, eine Duchess zu werden.“ Mit jedem Wort schien die Kraft des alten Mannes zurückzukehren, und einen Moment lang hob sich der Schleier von seinen Augen, und das leuchtende Blau seiner Jugendjahre kehrte zurück. „Sie ist eine Erbin, mein Junge … sie hat von ihrem Großvater ein Vermögen geerbt. Und ihre Mitgift ist unvorstellbar hoch. Du wirst wieder ein reicher Mann sein.“
„Du solltest dich ausruhen. Ich komme wieder …“
„Hör mir zu, Sohn! Ich habe schon mit … mit ihrem Vater gesprochen, einem Mann namens Henry Caulfield. Caulfield liebt sie sehr. Er ist entschlossen, ihr einen Titel zu verschaffen. Die … Vereinbarungen sind schon … getroffen worden.“ Er rang
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