Engel für den Duke
weiter“, sagte Royal. „Sehen Sie sich seinen Hintergrund an. Vielleicht finden Sie da etwas.“
„Das wird mein nächstes Ziel sein.“
„Wir brauchen einen echten Beweis gegen diesen Mann. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas finden.“
Morgan verbeugte sich knapp, nahm seine Sachen und verließ das Arbeitszimmer.
Royal dachte an seinen Vater und fühlte sich scheußlich. Und schuldig. Er hätte öfter da sein sollen. Wäre er nach Hause gekommen, hätte sein Vater niemals betrogen werden können. Das Vermögen seiner Familie wäre unangetastet geblieben. Er biss die Zähne zusammen. Er würde einen Weg finden, damit Preston Loomis für das bezahlen musste, was er getan hatte.
Irgendwie würde er das schaffen.
Lily hörte die Neuigkeiten, und es schmerzte sie. Royal würde nach London kommen, um mit Jocelyns Vater zu sprechen. Es war beinahe zwei Wochen her, seit sie Bransford Castle verlassen hatte. Während dieser Zeit hatte sie alle Gedanken an den Duke verdrängt. Dann war heute Morgen ein Bote mit einer Nachricht gekommen, in der Jo von dem Treffen, das Royal mit ihrem Vater vereinbart hatte, in Kenntnis gesetzt wurde. Es sollte am übernächsten Tag nachmittags um drei stattfinden.
Lily hatte kein Recht, bekümmert zu sein, sich zu fühlen, als würde sie etwas Kostbares verlieren, das ihr gehört hatte. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass Royal zu Jo gehörte – und dass sie ein perfektes Paar waren. Beide so elegant und schön, beide mit so viel Persönlichkeit und Charme, dass sie sofort im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit standen, wenn sie einen Raum betraten.
Nicht so wie Lily, die lieber im Hintergrund blieb. Sie hoffte, mit der Zeit ein ruhiges Leben führen zu können, erfüllt von der Liebe eines Ehemannes und Kindern, auch wenn dieser Traum noch in weiter Ferne lag. Sie hoffte, irgendwo ihren Märchenprinzen zu finden, der sie mit seiner weißen Kutsche entführen würde, und sie würden glücklich leben bis ans Ende aller Tage.
In der Zwischenzeit würde sie für sich selbst sorgen, ihren Lebensunterhalt selbst verdienen mit dem Geld aus ihrem Putzmachergerschäft. Das war ein anderer, näher liegender Traum, und in dieser Hinsicht hoffte sie, bald ihre Zukunft als Geschäftsfrau zu beginnen.
Unter dem bedeckten Himmel ging sie die Bond Street hinunter. Ihre breite Haube und der wollene Umhang schützten sie vor dem leichten Nieselregen. Dann bog sie in die Harken Lane ab, eine kleine Straße, in der sich zu beiden Seiten schöne Geschäfte befanden: ein Uhrmacher, ein Porzellanladen, Winstons, eine Polsterei. Eine bekannte Modistin besaß ein Geschäft gleich um die Ecke.
Als sie das kleine, leer stehende Geschäft erreichte, blieb sie einen Moment stehen, um sich zu sammeln. Dann holte sie tief Luft, drehte den Türknauf – die Tür war unverschlossen. Daher betrat sie den kleinen, kürzlich neu gestrichenen Raum, der für ihre Zwecke perfekt war.
Über der Tür läutete eine Glocke. Sie wollte gerade rufen, als eine große, kräftige Frau auf sie zukam.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich hoffe. Mein Name ist Lily Moran. Ich bin Hutmacherin. Als ich gestern durch diese Gegend kam, um einige meiner Hüte auszuliefern, sah sich zufällig das Schild, dass dieser Laden zu vermieten ist. Gestern war niemand hier, aber die Monatsmiete erscheint angemessen, daher kam ich heute wieder in der Hoffnung, jemanden sprechen zu können, um dieses Geschäft zu mieten.“
Die Frau lächelte noch freundlicher. „Sie sind Hutmacherin? Mein Name ist Hortense Siliphant. Meinem Mann und mir gehört dieses Gebäude. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss Moran.“
„Ich freue mich ebenfalls. Dann ist der Laden noch zu vermieten?“
„Das ist er. Wissen Sie, dass oben eine kleine möblierte Wohnung ist?“
„Ja. Die würde ich gern sehen.“
Die Frau zögerte. „Wollen Sie allein dort wohnen?“
„Gegenwärtig verändern sich meine Lebensumstände. Meine Cousine heiratet, was bedeutet, dass ich mir eine Wohnung suchen muss. Meine Verwandten, Mr und Mrs Caulfield, können Ihnen einen Empfehlungsbrief schreiben. Ich versichere Ihnen, dass ich eine sehr respektable Mieterin sein werde.“
„Henry Caulfield gehört die Bank weiter die Straße hinunter, nicht wahr?“
„Ja, das stimmt.“
Die Vermieterin nickte. Sie schien zu glauben, dass Lily kein übel beleumundetes Haus eröffnen würde. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, dann zeige ich Ihnen die Wohnräume.
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