Engel für den Duke
aber das würde sie nie erfahren.
Es klopfte an der Tür, und sie sah dorthin. Jocelyn war zu Hause, und sie war die Letzte, die Lily sehen wollte. Aber die Tür ging auf, und da war sie, betrat das Zimmer wie die Hoheit, die sie eines Tages sein würde.
„Lily! Ich habe Licht unter deiner Tür gesehen. Ich bin so froh, dass du noch wach bist.“
Lily brachte ein Lächeln zustande. „Du siehst gut aus. Dein Abend mir Barclay muss gut gelaufen sein.“
Jocelyn strahlte. „Es gibt einfach keine Worte, um das zu beschreiben. Christopher, er – er war einfach … Leidenschaft ist etwas Erstaunliches, Lily. Sie wollen nicht, dass wir das wissen – unsere Eltern und die Männer, die wir heiraten sollen. Sie wollen nicht, dass wir das herausfinden. Ein Mann kann jede Frau haben, die er will, aber eine Frau … eine Frau muss keusch bleiben. Es ist so unfair, Lily.“
Lily sagte nichts. Jo hatte recht. Es war unfair. Und doch gab es für Lily keinen anderen Mann außer Royal.
Jocelyn ließ sich auf den Stuhl vor dem Frisiertisch sinken. „Es war fantastisch, Lily. Christopher war so leidenschaftlich und doch so sanft.“ Sie sah Lily an und lächelte. „Ich habe den perfekten Mann gefunden, als meinen ersten Liebhaber.“
Lily schluckte und dachte daran, dass sie sich genau den falschen Mann zum Verlieben gesucht hatte. „Was – was ist mit Royal?“
„Was soll mit ihm sein? Wir sind noch nicht verheiratet. Es ist für ihn völlig in Ordnung, das zu tun, was er will, bis wir verheiratet sind. Und was mich angeht, so ist das auch für mich völlig in Ordnung.“
Lily wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sollte sie Jo Vorwürfe machen, wenn sie und Royal dasselbe getan hatten?
„Ich wünschte, ich könnte es beschreiben, Lily. Das Gefühl, das du am Ende hast – es ist, als würdest du zu den Sternen fliegen. Als würdest du in tausend Teile zerspringen. Das hatte ich mir nie so vorgestellt.“
Das hatte auch Lily nicht gekonnt – bis heute –, allerdings hatte sie davon gelesen. „Die Franzosen nennen das den kleinen Tod.“
Jocelyn drehte sich lächelnd um. „Weil es sich anfühlt, als wärest du im Himmel.“
Es stimmte, das Gefühl war himmlisch. Doch es hatte einen hohen Preis. Sie hatte Royal einen Teil von sich gegeben, den sie nie mehr zurückbekommen würde.
„Ich musste es dir einfach erzählen, Lily, sonst wäre ich geplatzt, und es gibt niemanden, dem ich so sehr vertraue wie dir.“
Neue Schuldgefühle überkamen sie. Von dem Augenblick an, da sie das Fest verlassen hatte, hatte Lily sich gesagt, dass das, was sie getan hatte, falsch gewesen war. Aber jedes Mal, wenn sie an Royal dachte und an das Verlangen in seinen Augen, das außer ihr niemand zu stillen vermochte, dann konnte sie das nicht glauben. Sie wollte nicht die wenigen Momente der Freude bedauern, die sie sich genommen hatte.
Aber es war falsch, und tief in ihrem Innern wusste sie das.
Jocelyn erhob sich von dem Hocker. „Ich gehe jetzt besser schlafen. Mutter glaubt, ich wäre mit den Stewarts zum Ball der Bermans gegangen. Meine Zofe wird noch wach sein, um mir beim Auskleiden zu helfen.“
Jocelyn hatte ihre Eltern angelogen. Um mit ihrer Rolle als Zigeunerin beginnen zu können, hatte Lily Kopfschmerzen vorgeschützt und war oben in ihrem Zimmer geblieben. Zum richtigen Zeitpunkt war sie dann über die Hintertreppe hinausgeschlichen und hatte sich mit ihrem Onkel getroffen, der mit einer Mietdroschke hinter dem Haus gewartet hatte.
Jo ging zu ihr und umarmte sie, was Lily überraschte. „Ich fühle mich so gut!“
Lily sah ihre Cousine an, sah die geröteten Wangen und das strahlende Lächeln. „Ich habe das Gefühl, das ist noch nicht vorbei. Du willst ihn doch nicht wieder treffen?“
Jocelyn verdrehte die schönen Augen, als wäre die Antwort offensichtlich. „Aber natürlich werde ich das. Ich bin nicht offiziell verlobt. Bis dahin werde ich das tun, was ich will.“ Sie lächelte. „Und ich will mit Christopher Barclay ins Bett gehen.“
Lily wünschte sich, ebenso weltgewandt zu sein und sich wieder mit Royal treffen zu können, ohne irgendwelche Gewissensbisse zu haben. „Was – was ist, wenn du ein Kind empfängst?“
Jocelyn zog die Brauen hoch. „Es gibt Methoden, Lily, um so etwas zu verhindern. Und Christopher ist in dieser Hinsicht sehr erfahren.“
Lily sagte nichts. Bis zu diesem Augenblick hatte sie keinen einzigen Gedanken an die Konsequenzen verschwendet, die ihr Handeln
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