Engel für den Duke
schüttelte nur den Kopf. „Ich kann nicht. Ich habe es versprochen. Ich habe meinem Vater mein Wort gegeben, und ich kann es nicht brechen.“
Sherry drückte ihm die Schulter. „Dann sollten wir am besten handeln. Wir müssen jemanden finden, der passend ist und – gegen einen gewissen Betrag – willens zu übersehen, dass seine Braut keine Jungfrau mehr ist.“
Royal nickte nur. Sein Mund war trocken, sein Herz schlug viel zu schnell. Er würde eine Liste passender Kandidaten zusammenstellen und dann mit Lily gemeinsam diese Liste durchgehen. Was immer nötig war, er würde dafür sorgen, dass sie den Mann bekam, den sie wollte.
Das war das Mindeste, was er tun konnte.
Lily arbeitete die ganze Woche auf ihre Geschäftseröffnung hin. Sie putzte und richtete ein, räumte um und plante, tat alles, um nicht an Royal zu denken und an das, was auf der Soiree bei den Nightingales geschehen war. Monatelang hatte sie Hüte gefertigt, neue Stile entwickelt, bis spät am Abend gearbeitet, um genügend Modelle für ihr Geschäft zu haben, genügend, um alte Kundinnen zufriedenzustellen und neue anzulocken.
Sie sah sich um und war zufrieden mit dem, was sie erreicht hatte. Der Laden war zu ihrer Zufriedenheit eingerichtet. Die Hüte waren säuberlich aufgereiht: Hauben mit breitem Rand, einige mit Federn, andere mit Spitze und Bändern verziert oder mit künstlichen Rosen, Spitzenhauben in einem Dutzend Farben und mehrere Schuten.
Dann trat sie hinter die Ladentheke und begann, kleine Nachrichten für die Damen zu schreiben, die schon zuvor bei ihr gekauft hatten, um ihnen mitzuteilen, wo ihr Geschäft lag und wann es offiziell eröffnet würde.
Als sie fertig war, tat ihr der Rücken weh. Sie streckte sich und erhob sich von ihrem Stuhl, sah auf die Uhr und stellte fest, dass der Nachmittag vorüber war.
Sie konnte es nicht länger hinausschieben. Es war Zeit, nach Meadowbrook zu gehen und für den bevorstehenden Abend Vorbereitungen zu treffen. Heute würde Madam Tsaya einen Ball besuchen, den Lord Marchs verwitwete Schwester, Lady Annabelle Townsend, veranstaltete. Auf den Einladungen war der Besuch von Madam Tsaya angekündigt worden, und offenbar hatte Preston Loomis die Einladung angenommen. Jocelyn war ebenfalls eingeladen, und Lily sollte sie begleiten. Im Lauf des Abends würde sie lange genug verschwinden, um sich umzuziehen und als Madam Tsaya zurückkehren. Sie würde nur kurz dort sein, Royals Freunden ein paar Voraussagen machen und dann wieder in ihr Ballkleid schlüpfen.
Lily seufzte. Hoffentlich war Royal nicht da. Wenn sie ihn nur nicht treffen musste, vor allem nicht mit Jo zusammen. Ihr Anflug von Wahnsinn war vorüber. Sie wussten beide, dass das nie wieder geschehen würde. Doch anstatt das zu bedauern, was passiert war, so wie Royal es tat, war Lily froh über die Erinnerung an diesen Moment, der nur ihnen gehörte.
Zufrieden, dass im Laden alles in Ordnung war, ging sie zur Ecke und winkte einer Droschke. Als sie in Meadowbrooke ankam, schlief Jocelyn gerade. Lily wünschte, selbst im Schlaf zu vergessen, aber wenn sie die Augen schloss, erschien Royals schönes Gesicht und damit die Erinnerung an ihre leidenschaftliche Begegnung während der Soiree.
Statt zu schlafen, ging Lily ihre Garderobe durch, die wuchs, wann immer Jocelyn ein Kleid ablegte. Sie wählte eines, das sie noch nie zuvor getragen hatte, ein Taftkleid von demselben Grün wie ihre Augen.
Am Abend würde Jack ihr das Kostüm zum Ball bringen. Sie würde ihn im Garten hinter dem Haus treffen und sich dann oben umziehen.
Die Stunden vergingen. Lily war nervös, bis Jocelyn sich angekleidet hatte und sie beide fertig waren zum Aufbruch. Zwar würde Matilda Caulfield als Anstandsdame mitkommen, doch Lily glaubte nicht, dass ihr kurzes Verschwinden von einer ihrer beiden Begleiterinnen bemerkt werden würde. Weder Matilda noch ihre Tochter achteten auf Lily, wenn sie sich amüsierten.
Und an diesem Abend würde Madam Tsaya für Amüsement sorgen. Lily musste lächeln, wenn sie daran dachte, was ihre Cousine wohl von der Zigeunerin halten würde, die am Abend auf dem Ball auftreten würde.
„Ist das Zielobjekt gekommen?“, fragte Jack. Es war beinahe zehn Uhr, die Nacht war dunkel und windig. Ihr Onkel stand in der Gasse neben der einfachen Kutsche, die der Duke für sie gemietet hatte.
„Loomis ist hier. Ich habe ihn vorhin gesehen.“
„Er ist neugierig. Bis heute Abend haben wir ihn am Haken.“ Jack reichte ihr
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