Engel für den Duke
gekommen, und sobald sie sich umgezogen hatte, lief sie hinaus und traf ihren Onkel in der Gasse hinter den Stallungen, wo er in der Mietdroschke wartete, um sie nach Hause zu bringen.
Molly war bei ihm, und beide waren aufgeregt über den Erfolg dieses Abends.
Lily dachte an Royal, ignorierte den Stich, den ihr das versetzte, und stieg in den Wagen.
Jocelyn sah, wie Christopher durch die Flügeltüren auf die Terrasse schlüpfte. Einen Moment lang beobachtete sie ihn mit klopfendem Herzen und wartete, ob Serafina Maitlin ihm nachging.
Aber der Rotschopf war damit beschäftigt, eine Gruppe männlicher Bewunderer zu unterhalten, und schien keine Eile zu haben.
Jocelyn entschuldigte sich, lief in die Halle hinaus und von dort auf die Terrasse. Ein Stück weit entfernt stand Christopher allein in der Dunkelheit. Die Spitze seiner Zigarre glühte in der Finsternis.
Jocelyn ging auf ihn zu, und ihr Unmut wuchs bei jedem Schritt. Als er ihre weichen Schuhe auf den Steinfliesen hörte, drehte er sich um, lehnte sich an das Geländer und klemmte die Zigarre zwischen die Zähne.
Jocelyn hob den Arm, nahm sie ihm weg und warf sie in den Garten.
Er zog eine Braue hoch. „Du hast eine deiner Launen, wie ich sehe?“
„Was hattest du mit Serafina Maitlin zu schaffen?“
„Ich habe mich amüsiert, während du mit deinem Duke geflirtet hast.“
„Ich habe nicht geflirtet. Und was meinst du damit, du hättest dich amüsiert? Wenn du auch nur einen Moment lang glaubst, ich würde zulassen, dass du diese Frau in dein Bett holst, während du mit mir zusammen bist …“
Christopher packte sie am Arm und riss sie zu sich heran. „Du glaubst, ich hätte versucht, sie zu verführen? Du kleiner Dummkopf. Dich will ich in meinem Bett haben. Dich, Jocelyn – mit deinem Hochmut und deinen Launen. Ich will dich immer wieder nehmen, bist du mir gehörst. Bist du zugibst, dass ich der einzige Mann bin, den du willst.“
Jocelyn war starr vor Entsetzen. „Du – du roher, arroganter …“ Sie verstummte, als sie begriff, was er gerade gesagt hatte. Er wollte sie. Nur sie.
Sie starrte ihn an, die entschlossene Miene, seine faszinierenden Züge, und konnte den Blick nicht abwenden. Er sah ihr direkt in die Augen, warnte sie davor, den Satz zu beenden, den sie begonnen hatte. Stattdessen umfasste sie seine Rockaufschläge, stellte sich auf die Zehen und küsste ihn.
Er umarmte sie grob und küsste sie fest. Er küsste sie, wie es bisher kein anderer Mann gewagt hatte, hielt sie gefangen, während sie sich seiner Kraft nicht entziehen konnte.
Der Kuss schien endlos zu sein und endete doch viel zu bald. Sie atmeten beide schwer, als Christopher zurücktrat.
„Geh wieder hinein, Jo“, sagte er schroff. „Ehe ich dich gleich hier und jetzt nehme.“
Sie stand nur da, mit zitternden Knien, und seufzte.
„Geh“, sagte er, etwas sanfter diesmal. „Um unserer beider willen.“
Jocelyn machte kehrt und lief davon. Etwas geschah mit ihr. Etwas, das sie nicht verstand.
Und sie hatte noch nie in ihrem Leben so viel Angst gehabt.
22. KAPITEL
A m Montag wurde Lilys Geschäft offiziell eröffnet. Auf dem Schild über ihrer Tür stand zu lesen, dass es bei ihr feine Putzmacherwaren gab, und jedes Mal, wenn sie zu dem Schild aufsah, musste sie lächeln.
Am Ende der vergangenen Woche hatte sie ein Ladenmädchen namens Flora Perkins engagiert, das jeden Tag ein paar Stunden arbeiten sollte, sodass sie selbst das Geschäft verlassen konnte, wenn es nötig war, und außerdem mehr Zeit zum Nähen hatte. Lily hoffte, dass sie irgendwann genügend Einnahmen haben würde, um eine weitere Näherin zu beschäftigen, und dass sie Flora dafür ausbilden könnte.
An diesem Morgen war das schlanke rothaarige Mädchen um zehn Uhr gekommen, sodass Lily genügend Zeit hatte, um das Haus am Piccadilly aufzusuchen für Tsayas Verabredung mit Preston Loomis um zwölf Uhr.
Als sie ankam, war ein Mann im Haus. Dottie Hobbs sagte, der Mann sei Chase Morgan. Lily trug ihre schwarze Perücke und das bunte Kleid, eilte durch die Tür und blieb abrupt stehen, als sie Royal am Küchentisch sitzen sah.
Sie erschauerte ein wenig, schob das Gefühl jedoch beiseite.
„Was tun Sie hier?“, fragte sie und hoffte, dass er nicht bemerkte, wie atemlos sie war.
„Morgan war beschäftigt. Ich bin an seiner Stelle gekommen.“
„Aber – aber – du kannst nicht hierbleiben. Wenn Loomis dich sieht, wird er dich erkennen. Um Himmels willen – du bist
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