Engel für den Duke
über seine Absichten in Kenntnis.
Ihre Mutter stand in ihrer Nähe, und sie warf jetzt ihrer Tochter einen verschwörerischen Blick zu. Dann wandte sie sich an den Duke. „Sie spielen einen Walzer, Hoheit. Meine Jocelyn tanzt so gern.“
Er lächelte. „Dann ist es ein Glück, dass ich mich auf ihrer Karte eingetragen habe, und ich glaube, auch für diesen Tanz.“ Er reichte ihr den Arm, und sie legte die Finger auf den Ärmel seines schwarzen Abendrocks. „Sollen wir?“
Er sah großartig aus, hochgewachsen, mit goldbraunen Augen und goldblondem Haar. Dutzende Blicke folgten ihnen, als sie durch die Menge gingen, und sie erschauerte wohlig bei der Vorstellung, dass – wenn sie erst einmal verheiratet waren – sie immer diese Art von Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Sie hatten die Tanzfläche beinahe erreicht, als ihr Blick auf Christopher Barclay fiel, der bei seinen Freunden stand. Es überraschte sie immer ein wenig, wenn sie ihn in so erlesener Gesellschaft sah, und doch hatte Christopher etwas an sich, das Respekt einflößte. Bei seinem Ehrgeiz und seinem Talent war sie davon überzeugt, dass er einer der erfolgreichsten Anwälte in London werden würde, und Verbindungen zu den höchsten Kreisen wären da sicher hilfreich.
Doch er würde nie ein wirklich reicher Mann werden.
Und niemals ein Duke.
Sie sah Royal an, als sie sich mit ihm zum Tanz aufstellte, die Hand auf seine Schulter gelegt. Das Orchester spielte einen Walzer, und Royal begann, sich anmutig mit ihr zu drehen. Doch immer wieder wanderte ihr Blick zu dem dunkelhaarigen Mann, der ihr Liebhaber war.
Seine Miene war finster, das entging ihr nicht. Er hatte kein Recht darauf, wütend zu sein, und doch empfand sie so etwas wie Befriedigung, weil er eifersüchtig zu sein schien. Als der Walzer weiterging, verlor sie ihn aus den Augen und widmete ihre Aufmerksamkeit ganz ihrem zukünftigen Gemahl. Sie fragte sich, wie es sein würde, mit ihm zu schlafen, und ob er wohl ihre Leidenschaft ebenso zu wecken vermochte wie ihr gegenwärtiger Liebhaber.
Aber auch als sie zu ihm hinauflächelte, dachte sie an Christopher: der entschlossene Zug um seinen Mund, der Blick, mit dem er sie ansah, sein Mund auf ihrer Brust, seine Hände an ihren Hüften.
Jocelyn stolperte.
Royal fing sie auf, ehe sie fallen konnte. „Alles in Ordnung?“
Sie brachte ein Lächeln zustande, aber es fiel ihr nicht leicht. „Ich muss auf etwas getreten sein. Mir geht es gut.“ Doch sie errötete, und ein Schweißtropfen rann zwischen ihren Brüsten hinab. Es ärgerte sie, dass allein der Gedanke an Christopher genügte, um sie aus der Fassung zu bringen.
Das sollte nicht sein. Sie war diejenige, die die Kontrolle haben sollte. Christopher Barclay war nur ein Zwischenspiel, eine Affäre, die dann vorüber war, wenn sie es wollte.
Während des Abends wiederholte sie sich diese Worte noch ein paarmal, doch als sie viele Stunden später bei ihrem Vater stand und sah, wie Christopher mit ihrer Erzfeindin Serafina Maitlin sprach, fühlte sie Eifersucht.
Wie konnte er das wagen? Wenn er auch nur einen Augenblick lang glaubte, er könne sowohl mit Serafina als auch mit ihr schlafen, dann täuschte er sich aber gewaltig!
Sie holte ein paarmal tief Luft, um ihre Selbstbeherrschung wiederzugewinnen, und wandte dann ihre Aufmerksamkeit ihrem Vater zu, der selten solche Veranstaltungen besuchte und an diesem Abend nur gekommen war, weil der Duke auch hier war, und um ihr einen Gefallen zu tun.
„Bransford ist heute sehr aufmerksam“, sagte er, offenbar zufrieden.
Jocelyn nickte. „So wie es sein sollte. Schließlich werden wir in drei Wochen offiziell verlobt sein.“
Ihr Vater lächelte. „Deine Mutter und ich könnten nicht glücklicher sein.“
Es gelang Jocelyn, weiterhin zu lächeln, aber auch, als sie weitersprachen, dachte sie an Christopher und war entschlossen, ihn zur Rede zu stellen und ihn an ihre Abmachungen zu erinnern.
Und vor allem daran, dass es keine anderen Frauen gab, solange sie eine Affäre hatten!
In ihrer Verkleidung als Tsaya plauderte Lily mit Lady Annabelle Townsend und Lady Sabrina Jeffers, zwei ihrer Mitverschwörerinnen. Lily versuchte, nicht darauf zu achten, dass Royal bei Jo stand, aber das war ihr unmöglich. War es erst drei Tage her, seit sie mit ihm im Bett gewesen war? Seit sie einander in ihrer kleinen Wohnung so leidenschaftlich geliebt hatten?
Sie versuchte, sich nicht daran zu erinnern, wie er sie ausgekleidet
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