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Engel für den Duke

Engel für den Duke

Titel: Engel für den Duke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Martin
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unterwegs.“
    „Männer wie Harry und Eddie bringen den Jungen das Handwerk bei. Sie lernen zu stehlen und tauschen dann das Geld für etwas Essen und einen Platz zum Schlafen ein.“
    „Rufen Sie die Konstabler?“
    Royal verspürte einen Anflug von Mitleid. „Wie heißt du?“, fragte er.
    „Tommy. Mein Name ist Tommy Cox. Ich werd’s nie wieder tun, Milord – ich geb Ihnen mein Wort.“
    „Wo sind deine Eltern, Tommy?“, fragte Lily leise.
    Der Junge stand einfach nur da. Er ließ den Kopf hängen, und das Haar fiel ihm ins Gesicht.
    Royal zupfte an der schmutzigen Tweedjacke des Jungen. „Antworte der Lady, Junge. Wo sind deine Eltern?“
    Er schluckte schwer. „An meinen Dad kann ich mich nicht erinnern, der starb, als ich noch klein war. Meine Mutter wurde krank und starb vor ein paar Jahren. Rufen Sie jetzt die Konstabler?“
    Lily sah Royal an und beschwor ihn stumm, den Jungen gehen zu lassen.
    „Nicht dieses Mal“, sagte Royal. „Aber wenn du so weitermachst, wirst du früher oder später im Gefängnis landen.“
    Lily fasste den Jungen am Arm. „Hör mir zu, Tommy. Mein Name ist Lily Moran. Mir gehört ein Hutgeschäft in Harken Lane. Es ist in der Nähe der Bond Street. Wenn du etwas zu essen brauchst oder einen warmen Platz zum Schlafen, dann kommst du zu mir, ja?“
    Tommy sah zu ihr auf. In seinen großen Augen lag jetzt ein Anflug von Hoffnung. „Meinen Sie das ernst?“
    Sie lächelte. „Absolut ernst.“
    „Was ist mit meinem Hund? Ich gehe nirgends hin, wo Mugs nicht mitkommen darf.“
    Den hässlichen braunweißen Hund bemerkte Royal erst, als er jetzt herantrottete und sich zu den Füßen des Jungen niederließ.
    Lily tat so, als bemerke sie nicht, wie schrecklich der Hund roch und wie groß die Schlammflecken auf seinem Fell waren. „Du kannst Mugs mitbringen.“
    Zum ersten Mal lächelte Tommy. Lily sah es, und ihr zärtlicher Gesichtsausdruck schnürte Royal die Kehle zu. Er nahm die Hand des Jungen und ließ ein paar Silbermünzen hineinfallen. Einen goldenen Sovereign zu verschenken, das wagte er nicht. Ein so schmächtiger Junge könnte für etwas so Wertvolles getötet werden.
    Tommy sah grinsend zu ihm auf. „Danke, Sir.“ Dann drehte er sich wieder zu Lily um. „Vielleicht komm ich zu Ihnen, Miss, und nehme Sie beim Wort.“
    Lily lächelte ihn an. „Tu das, Tommy.“
    Der Junge stürmte davon, gefolgt von dem Hund, und beide verschwanden um eine Ecke.
    „Wenn er kommen sollte, wird er dich vermutlich ausplündern“, sagte Royal, aber er konnte den Blick nicht von Lilys Gesicht abwenden, so stolz war er auf das, was sie getan hatte.
    Ihre Miene drückte etwas wie Widerstand aus. „Ich habe auch auf der Straße gelebt. Mein Onkel war gut zu mir, aber wir waren arm. Ich war eine Taschendiebin. Ich weiß, wie es ist, Hunger zu haben.“
    Es versetzte ihm einen Stich. Sie war so tapfer und so süß. Er konnte nicht anders. Er beugte sich vor und küsste sie. Gleich neben dem Droschkenstand auf der Straße.
    Einen Moment lang stand Lily wie erstarrt da, dann erwiderte sie seinen Kuss und lehnte sich an ihn. Erregung erfüllte ihn, und das Blut in seinen Adern schien zu brennen. Das Verlangen schien ihn zu betäuben, und er war verloren.
    Erst als Lily die Hände gegen seine Brust stemmte und ihn von sich wegschob, fand er in die Wirklichkeit zurück. Seine Wangen waren gerötet, und er atmete viel zu schnell.
    „Ich – ich kann das nicht, Royal. Ich kann … ich kann nicht deine Mätresse werden.“
    Er schluckte und begehrte sie so sehr, dass es wehtat. „Ich weiß.“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. „Es gibt noch etwas, das ich wissen muss, Royal. Ich weiß, ich habe kein Recht, das zu fragen, aber – du und Jocelyn, habt ihr … hast du …“
    Er runzelte die Stirn. „Habe ich was?“
    „Hast du mit ihr geschlafen, Royal?“
    „Gütiger Himmel, nein!“
    Lily betrachtete ihre Schuhspitzen, die unter dem Rocksaum hervorsahen. „Ich dachte – auf dem Ball neulich Abend, als ihr beide verschwunden wart …“ Sie sah zu ihm hoch. „Du bist ein gesunder Mann, und Männer haben Bedürfnisse. Da wir … da wir nicht zusammen sein können, schien es nur logisch zu sein, dass du …“
    „Das ist nicht passiert, Lily. Es überrascht mich, dass du glaubst, Jocelyn könnte das wollen.“
    Lily zuckte die Achseln und wandte sich ab. „Ihr beide werdet heiraten. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mann mit einer Frau schläft, ehe sie verheiratet

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