Engel für den Duke
sind.“
„Nicht dieser Mann“, sagte er und erkannte in diesem Moment, wie wenig er die Frau begehrte, die seine Frau werden sollte.
Lily sah ihn nur an. „Und doch hast du das mit mir getan“, sagte sie leise.
Gerade in diesem Moment hielt eine Kutsche an. Es war keine Zeit mehr für Erklärungen, und er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Ich muss gehen.“ Lily trat an die Wagentür. Royal half ihr beim Einsteigen und bezahlte den Kutscher.
„Wirst du zum Rennen kommen?“, fragte er.
Lily lehnte sich aus dem Wagen, und zum ersten Mal lächelte sie. „Das würde ich um nichts in der Welt verpassen wollen.“
Royal stand nur da, hingerissen von diesem Lächeln, und fragte sich, wie er sie jemals aufgeben sollte.
Dann fiel ihm das Versprechen wieder ein, das er seinem Vater gegeben hatte, und er wusste, dass er einen Weg finden musste.
Preston Loomis saß auf einem Stuhl vor dem Feuer. Bald war es April, und für ihn konnte der Frühling nicht schnell genug kommen. Er hasste die Kälte, den Nebel und den Regen.
Vielleicht würde er etwas von seinem Geld nehmen und nach Italien oder Spanien reisen, irgendwohin, wo es warm war. Bei diesem Gedanken lächelte er, wohl wissend, dass er das nicht tun würde. Er war ein Londoner, mochte das Wetter auch noch so schlecht sein.
Beim schroffen Klang einer Männerstimme sah er auf. Bart McGrew stand in der Tür.
„Komm ins Warme!“, forderte er ihn auf. „Draußen ist es verdammt kalt.“
Bart kam auf ihn zu und setzte sich mit dem Rücken zum Feuer. „Heute ist es schon wärmer als gestern. Vielleicht ist der Winter endlich vorüber.“
„Das hoffe ich.“ Preston rutschte auf dem Brokatsofa hin und her und versuchte, eine bequeme Position zu finden, was ihm Jahr für Jahr schwerer zu fallen schien. „Was hast du über die alte Frau, Mrs Crowley, herausgefunden?“
„Ich habe herumgefragt, wie du es gesagt hast, und habe ein paar getroffen, die sie kennen. Sie ist aus York, sagen sie, und wohnt bei Lady Tavistock, der Countess, du weißt schon. Es heißt, sie sind Freundinnen.“
„Ich weiß, wer Tavistock ist.“ Und es war ziemlich ironisch, dass die alte Tante des verstorbenen Duke of Bransford nun ein weiteres bisschen zu Prestons bereits überfließenden Schatztruhen hinzufügen würde – durch ihre Freundin, Mrs Crowley.
„Dir ist also nichts Merkwürdiges an ihr aufgefallen – nichts, was ungewöhnlich wäre?“
Bart zuckte die Achseln. „Sie ist ein bisschen dumm, viel Geld, heißt es, aber niemanden, mit dem sie es ausgeben kann.“
„Keine Kinder?“
„Nichts davon gehört. Der alte Crowley hat ihr ein Vermögen hinterlassen, und das meiste davon hat sie noch. Ich glaube, ihm haben Spinnereien gehört und so was wie eine Fabrik.“
Kohle und Baumwolle und wer weiß was noch, Mrs Crowley zufolge.
„Gute Arbeit, Bart.“
Der große Mann nickte, zufrieden mit dem Kompliment. Er drehte sich um und ging zur Tür.
„Oh, eines noch“, sagte Preston. „Es gibt demnächst ein Bootsrennen. Zwischen vier Männern. Ich will wissen, wer das veranstaltet und wann.“
Bart grinste. „Ich weiß schon, wann das ist. Nächsten Sonntag, wenn das Wetter nicht zu schlecht ist. Fängt in Battersea an, geht bis Putney. Nach der Kirche. Um eins. Werden viele Leute dort sein, um zu wetten.“
Preston stellte Barts Informationen selten infrage. Der Mann hatte mittlerweile ein ganzes Netzwerk an Zuträgern überall in der Stadt, alle mit einem Talent für Klatsch, und Bart bezahlte sie für ihre Informationen großzügig.
„Gut gemacht, mein Freund. Sag mir Bescheid, wenn du weißt, wer bei dem Rennen mitfährt.“
Bart nickte nur. Als er aus dem Salon gegangen war, nahm Preston das Buch wieder auf, in dem er gelesen hatte. Seine Mutter hatte ihm die Grundlagen des Lesens und Rechnens beigebracht, alles, was sie wusste. Er hatte ihr versprechen müssen, mehr zu lernen; sie sagte, das würde sich in Zukunft auszahlen.
Seine Mutter hatte wie immer recht gehabt. Der Lehrer, den er von seinem ersten Geld engagiert hatte, hatte ihn nicht nur unterrichtet, sondern ihm auch gezeigt, wie sich ein Gentleman benahm. Preston bewegte sich in der Oberschicht, als wäre er dort hineingeboren, und niemand stellte infrage, ob er dorthin gehörte oder nicht. Und er besaß ein Talent für die Überredungskunst, denn er konnte das Vertrauen eines Menschen lange genug gewinnen, um ihm sein Geld zu stehlen.
Preston lachte leise. Wenn er erst einmal
Weitere Kostenlose Bücher