Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Zentimeter weiter, hatte ich von dort aus eine ungestörte Sicht auf meinen Vater.
Die Veranstaltung fing mit einem Gebet an und dann sangen alle Hymnen zu Gottes Lob. Wie alle anderen hatte sich auch Paps erhoben und stellte sich vor seinen Stuhl – in diesem Moment wusste ich, dass es das war, was ich mit meinem Vater teilen sollte: Ich sollte ihn im Gebet erleben. Ich spürte die Kraft der Engel, die mich ganz umgaben.
Mir fehlen die Worte, um wirklich schildern zu können, was da vor meinen Augen geschah, es war so himmelsschön und von solcher Reinheit: Paps begann zu leuchten, wurde immer heller und heller, bis er golden erstrahlte – und auch dieses Strahlen nahm noch zu. Sein Menschenkörper stand vorne in der Kirche und etwa einen Meter über seinem Kopf schwebte sein Schutzengel.
Und dann sah ich die Seele meines Vaters aus seinem Körper aufsteigen. Ich stand nur da und staunte. Zwar hatte ich zuvor schon andere Seelen auf diese Weise erscheinen sehen, doch dies hier war die meines Vaters! Sie hatte die Konturen seines physischen Körpers, doch bestand sie aus purem Licht und schien ihrerseits in Umhänge aus goldenem Licht gehüllt. Paps’ Seele stieg auf, begleitet von seinem Schutzengel, und wuchs dabei immer weiter, bis sie etwa die vierfache Größe eines Menschen erreicht hatte – eine gewaltige Erscheinung aus hell erstrahlendem Licht, die schimmerte und die ganze Zeit über in sanfter Bewegung war.
Dann wandte sie sich um, blickte mir aus der Entfernung in die Augen und lächelte voller Liebe auf mich herab. Ich konnte diese Liebe spüren. Und dann sah ich etwas wie eine goldene Kette von der Seele meines Vaters herabhängen, von oben den Kopf meines Vaters durchdringen und seinen gesamten Menschenkörper einschließen. Zu meinem Erstaunen kam mit einem Mal ein anderer Teil dieser goldenen Kette aus dem physischen Körper meines Vaters heraus und bewegte sich durch die Luft auf mich zu. Als ich unter den Händen der Engel den Kopf neigte, sah ich die goldene Kette auf Brusthöhe
in meinen Körper hineingleiten – sie verband Paps’ Seele mit der meinen.
Dann hoben die Engel mir den Kopf und ich durfte zusehen, wie die Seele meines Vaters sachte herabstieg und in seinen Körper zurückkehrte. Normalerweise befindet sich die Seele eines Menschen als Ganzes innerhalb seines physischen Körpers, doch nicht so bei Paps: Ein Teil seiner Seele blieb draußen, zum Teil über seinem Kopf, für die kurze Lebensspanne, die ihm noch blieb. Wie ich erkennen konnte, empfand meines Vaters Seele große Liebe zu den menschlichen Seiten seines Lebens, sie war voll Mitgefühl.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter mit der Bitte, mich doch wieder hinzusetzen. Erst da fiel mir auf, dass ich als Einzige noch stand – die ganze übrige Gemeinde, Paps eingeschlossen, saß längst wieder. Allmählich fühlte ich mich wieder normal-menschlich und holte tief Luft. Plötzlich spürte ich die Berührung aller meiner Engel und dankte ihnen in aller Stille. Ich war zwar traurig, doch zugleich von tiefer Freude erfüllt.
Es überrascht mich immer wieder, wenn Gott und die Engel mir erzählen, ein bestimmter Mensch stehe am Beginn seines Übergangs von diesem Leben durch den Tod dorthin, was wir Menschen bisweilen als die »Welt des Übernatürlichen« bezeichnen. Das kann jemand sein, dem ich vor Jahren zufällig einmal begegnet bin, oder jemand, den ich überhaupt nur vom Hörensagen kenne, genauso gut aber auch jemand aus der Öffentlichkeit. Wenn ich beobachte, wie ein Mensch sein Leben ändert und seinen Glauben wechselt, muss ich lächeln. Denn uns wird offenbar nicht bewusst, dass dies den Beginn der Reise zur Wiedergeburt markiert. In diesem Zusammenhang werde ich die Frage meines Vaters: »Warum habe ich so lange gebraucht, um Gott zu erkennen?«, nie vergessen.
Eines Morgens im März, ich hatte meine beiden Jungen gerade zur Schule gebracht und war mit Ruth im
Buggy schon wieder bei unserem Gartentor angelangt, als ich jemanden auf unserer Türschwelle sitzen sah: Dieser Jemand war kein Geringerer als Engel Michael! Entzückt über seinen Besuch, öffnete ich das Gartentor und rief ihm zu: »Engel Michael, du scheinst wie die Sonne. « Kaum waren die Worte gesprochen, da stand er auch schon an meiner Seite.
»Hallo, Lorna.«
Im selben Moment bewegte Ruth sich, wollte die Augen aufschlagen und Michael legte mit einem strahlenden Lächeln seinen Zeigefinger an die Lippen. Dann berührte er Ruths
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